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Verdacht der Korruption FC Barcelona verklagt Journalisten, weil sie über mutmaßliche Bestechung des Klubs berichtet haben

Die Spieler des FC Barcelona bilden nach dem Sieg im Clasico gegen Real Madrid einen Kreis, der in diesen Zeiten wie eine Trutzburg gegen schädliche äußere Einflüsse wirkt
Die Spieler des FC Barcelona bilden nach dem Sieg im Clasico gegen Real Madrid einen Kreis, der in diesen Zeiten wie eine Trutzburg gegen schädliche äußere Einflüsse wirkt
© Angel Martinez / Getty Images
Der FC Barcelona hat über Jahre hohe Summen an den Vizepräsidenten des spanischen Schiedsrichters-Ausschusses gezahlt. Das berichteten Journalisten und Medien, gegen die der Verein nun vor Gericht vorgeht.

Der FC Barcelona schlägt zurück: Der katalanische Klub hat neun Journalisten und Medien wegen Berichten über Millionenzahlungen verklagt, die aus seiner Vorstandsetage an einen hohen Schiedsrichterfunktionär geflossen sind. Das ungewöhnliche Vorgehen macht deutlich, unter welchem Druck der Verein steht, dass er zu solchen Maßnahmen greift.

Der Vorwurf des FC Barcelona lautet, dass die Journalisten über die im Raum stehenden Korruptionsvorwürfe nur deswegen berichtet hätten, um das Ansehen des Klubs zu beschädigen. So stand es am Mittwoch in der Zeitung "Sport". Um welche Journalisten und Medien es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt. Der FC Barcelona bestätigte auf Anfrage die Anzeige.

Die Gutachten hält die Staatsanwaltschaft vorgeschoben

In der Causa, die die Medien vor rund vier Wochen öffentlich machten, geht es um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die jetzt zu einer Klage wegen des Verdachts auf Korruption und Sportbetrug gegen den FC Barcelona geführt haben. Seit Wochen ist es eines der bestimmenden Themen in spanischen Medien. Der Verein hat demnach von 2001 bis 2018 insgesamt 7,3 Millionen Euro an den zweithöchsten Schiedsrichterfunktionär des Landes, Jose Maria Enriquez Negreira, gezahlt bzw. an dessen Firma.

Angeblich lieferte Negreira kurze Gutachten über Schiedsrichter, in der er zu banalen Einschätzungen kam, zum Beispiel, ob ein Referee gern zu Karten greift. Einige von diesen Gutachten wurden publik und offenbarten zudem, dass Negreira unter einer schweren Rechtschreibschwäche leidet. Dass der banale Inhalt aber pro Jahr mehr als 400.000 Euro wert war, nahmen die Staatsanwälte dem Verein nicht ab und erstatteten Anzeige.

In ihrer Anzeige unterstreicht die Staatsanwaltschaft, dass Spaniens Schiedsrichterausschuss CTA für die Schiedsrichteransetzungen in der Liga und die Auf- und Abstiege der Referees verantwortlich ist. Nach Überzeugung der Staatsanwälte trachtete der FC Barcelona danach, "von Schiedsrichtern begünstigt zu werden". Jetzt wird es zum Prozess gegen den Verein und die Ex-Präsidenten Sandro Rosell (2010-2014) und Josep Maria Bartomeu (2014-2018) kommen.

Negreira gab das Geld offenbar nicht für sich selbst aus

Auffällig an der Geschichte ist, dass der 77-jährige Negreira das Geld offenbar nicht für sich ausgab. Er soll aber häufig größere Summen in Bar abgehoben haben, wie spanische Medien berichten. Das legt den Verdacht nahe, dass der Funktionär als Bote diente, um das Geld an Schiedsrichter zu übergeben. Alle Beschuldigten weisen die Anschuldigungen zurück. 

Die Konsequenzen, die eine Verurteilung des FC Barcelona haben könnte, sind offen. Sportrechtlich droht kein Ungemach, weil die dreijährige Verjährungsfrist abgelaufen ist. Doch die Angst ist groß, dass die Uefa dem Verein möglicherweise die Teilnahme an der Champions League verweigert.

Die Ethik- und Disziplinarkommission der Uefa ermittelt schon. Ein Ausschluss würde den Klub finanziell extrem hart treffen. Die Katalanen schleppen nach wie vor einen Schuldenberg von knapp einer Milliarde Euro mit sich herum, dafür läuft es sportlich solide. In der Europa League ist das Team von Trainer Xavi zwar ausgeschieden, aber es führt die Tabelle in der Primera Division mit zwölf Punkten Vorsprung vor dem Erzrivalen Real Madrid an und ist im Pokal noch mit dabei. Das nationale Double ist in dieser Saison möglich.

Quellen: DPA, "Süddeutsche Zeitung", "kicker"

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