Sollte es zum ersten Mal seit 2012 tatsächlich wieder einen anderen Bundesliga-Meister als den FC Bayern geben? Die Chancen dafür stehen so hoch wie seit elf Jahren nicht mehr. Nach der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig am vorletzten Spieltag steht der Rekordmeister kurz davor, die Schale zu verspielen. Und nicht nur das: Es droht eine Saison ohne Titelgewinn an der Säbener Straße. Auch das hat es zuletzt 2012 gegeben.
Nach der Heimpleite gegen Leipzig machte Trainer Thomas Tuchel einen ratlosen Eindruck. Zur Halbzeit hatte seine Mannschaft 1:0 geführt, nach der Pause kassierte sie drei Gegentore. "Ich habe keine Erklärung, wie so etwas passieren kann", musste der Coach eingestehen. "Wir kommen aus einer guten Phase. Ich sehe die Mannschaft trainieren, sehe die Energie, sehe den Spirit, die Qualität im Training."
FC Bayern: Zuschauer verlassen vorzeitig die Allianz Arena
Als Schiedsrichter Deniz Aytekin das Spiel abpfiff, hatte sich die Allianz Arena schon merklich geleert. Teilweise schon nach dem 1:2 eine Viertelstunde vor Schluss, nach dem 3:1 der Leipziger verließen Tausende Fans vorzeitig das Stadion – fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit. Schon seit Wochen ist die Enttäuschung und Unzufriedenheit bei den erfolgsverwöhnten Bayern-Fans deutlich spürbar. Mit dem frühzeitigen Exodus beim Spiel gegen RB zeigte sie sich deutlich als je zuvor in dieser Saison.
Thomas Tuchel ist es nach seiner Amtsübernahme ganz offensichtlich nicht gelungen, den Turnaround herbeizuführen – eher im Gegenteil. "Wenn wir diese Titel jetzt alle verspielen und ich stehe an der Seitenlinie, bin ich verantwortlich. Ich nehme das dann auch sportlich mit auf meine Kappe, das ist ganz klar", sagte Tuchel am Samstagabend im ZDF-"Sportstudio". "Warten wir mal, ob es so kommt. Natürlich wäre das bitter."
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Salihamidžić und Kahn nach Trainerwechsel im Fokus
Ende März hatten die Verantwortlichen Trainer Julian Nagelsmann überraschend entlassen und Tuchel als neuen Coach installiert. Danach schied Bayern in der Champions League und im DFB-Pokal aus und droht jetzt auch die Meisterschaft an den BVB zu verlieren. Entsprechend steht die Bayern-Führungsriege unter Druck. Sollte die Saison tatsächlich ohne Titelgewinn zu Ende gehen, müsse man festhalten, "dass der Trainerwechsel nichts gebracht hat", gab Sportvorstand Hasan Salihamidžić zu. In der Sommerpause dürfte beim FC Bayern alles auf den Prüfstand kommen – dazu gehören auch die Positionen von Salihamidžić und Klubchef Oliver Kahn.
Vielleicht bräuchten die Profis "auch mal eine Saison, in der sie erleben, wie es ist, keinen Titel zu bekommen", so der Sportvorstand. Nach der Niederlage gegen RB haben es die Münchner nicht mehr in der eigenen Hand, die elfte Meisterschaft in Folge zu gewinnen. Sollte Borussia Dortmund am Sonntag beim FC Augsburg gewinnen, würde der BVB mit zwei Punkten Vorsprung ins Saisonfinale gehen.
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BVB hat die Meisterschaft vor Augen
Dann müsste Bayern auf einen Patzer der Dortmunder am letzten Spieltag hoffen – und natürlich sein eigenes Spiel beim 1. FC Köln gewinnen. Aufgegeben hat man die Hoffnung in München noch nicht. "Borussia Dortmund muss erstmal beide Spiele gewinnen. Wenn sie das tun, dann sag' ich: 'Hut ab, Gratulation'", erklärte Thomas Müller. "Und wenn nicht, dann sind wir da - und dann halten wir das Ding hoch."