Wenn es nur Erfolgsmeldungen vom FC Bayern gäbe, wäre das ziemlich langweilig. Am Samstag können die Münchner im Spiel gegen Borussia Dortmund vorzeitig die 28. Meisterschaft gewinnen - es wäre der sechste nationale Titel in Folge. Sogar die Wiederholung des historischen Triples von 2013 ist möglich. Die Bayern spielen unter ihrem Alt-, Neu- und baldigen Ex-Coach Jupp Heynckes bislang eine beeindruckende Saison.
Es könnte also alles gut sein in München. Ist es aber nicht, seit Thomas Tuchel überraschend als Nachfolger von Trainer Jupp Heynckes abgesagt hat. Es ist zu vermuten, dass es deswegen derzeit recht hektisch zugeht auf der Geschäftsstelle an der Säbener Straße - und die Nervosität steigt. Denn der FC Bayern braucht für die nächste Saison einen neuen Trainer, eine nicht ganz unwichtige Personalie in der Zukunftsplanung des Vereins.
Es spielt dabei keine Rolle, ob die Bosse die Verpflichtung von Wunschkandidat Thomas Tuchel dilettantisch vermasselten und die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß eine frühere Entscheidung verhinderten. Tuchel wollte auf jeden Fall nicht so lange warten, bis die Bayern auf ihn zukommen. Er soll bei einem internationalen Klub zugesagt haben (Arsenal, Chelsea oder Paris Saint-Germain). Die Folge ist: Die Bayern stehen ohne Trainer für die neue Saison da.
Führung des FC Bayern München hält sich bedeckt
Und jetzt? Die Klub-Führung hält sich bedeckt. Es gibt zahlreiche Spekulationen, die dadurch angeheizt werden, dass auch bei Borussia Dortmund ein neuer Chefcoach gesucht wird (oder ob der aktuelle Trainer, Peter Stöger, weitermacht). Tatsache ist, dass die Bayern am liebsten einen deutschsprachigen Trainer wollen. In dieser Kategorie gibt es drei Kandidaten: Jürgen Klopp, Niko Kovac und Ralph Hasenhüttl. Die immer wieder genannten Julian Nagelsmann und Joachim Löw sollen keine Rolle spielen.
Für Jürgen Klopp spricht, dass er der einzige unter den drei Kandidaten ist, der über internationales Renomee verfügt. Gegen Klopp spricht, dass er bis 2022 einen Vertrag beim FC Liverpool hat. Zudem ist er dort erfolgreich. Er liegt mit den Reds auf dem dritten Tabellenplatz und wird sich aller Voraussicht wieder für die Champions League qualifizieren. Dort steht er aktuell im Viertelfinale, wo es zum Duell mit Manchester City kommt. Zudem scheint sich der 50-Jährige auf der Insel wohlzufühlen. Er wäre nur gegen eine hohe Ablöse zu haben. Aussicht: eher gering.
Ein heißer Kandidat ist Ralph Hasenhüttl von RB Leipzig. Dem Österreicher wird allgemein das nötige Format zugetraut. Aber der frühere Trainer von Unterhaching, Ahlen und Ingolstadt ist international unerfahren. Mit Leipzig absolviert er gerade die erste Saison im europäischen Wettbewerb. Der 50-Jährige bekannte vor wenigen Monaten voller Demut: "Sollte ich irgendwann einen solchen Verein übernehmen, muss ich mich in allen Bereichen auf dem allerhöchsten Level bewegen. Das tue ich aktuell noch nicht (...)." Aber Meinungen können sich schnell ändern, wenn der FC Bayern tatsächlich anklopft. Bei einer Verpflichtung wäre eine hohe Ablösesumme fällig. Erschwerend kommt hinzu, dass Hasenhüttl auch ein Kandidat beim BVB sein soll. Aussicht: durchaus möglich.
Niko Kovac wird auch beim BVB gehandelt
Spekuliert wird auch über Niko Kovac, Trainer von Eintracht Frankfurt. Der Kroate spielte von 2001 bis 2003 für die Bayern. Er formte die Eintracht zu einem Champions-League-Kandidaten und verfügt als Spieler wie als kroatischer Nationaltrainer über internationale Erfahrung. Er besitzt allerdings noch einen Vertrag bis 2019, müsste also auch herausgekauft werden. Und natürlich wird Kovac auch beim BVB gehandelt. Aussicht: eher unwahrscheinlich.
Andere Kandidaten, die oft genannt werden, gelten genau wie Löw oder Nagelsmann als nicht sehr aussichtsreich. Der "kicker," berichtet, dass Manager Hasan Salihamidzic beim Argentinier Mauricio Pochettino, aktuell Trainer der Tottenham Hotspur, vorgefühlt und sich eine Absage abgeholt haben soll. Demnach soll auch Lucien Favre, der frühere Gladbach- und Hertha-Coach und Freund von Rummenigge, nicht in der engeren Auswahl der Bayern stehen.
Es wartet also noch viel Arbeit auf die Bayern-Bosse.