Nach dem Wirbel um einen möglichen Abschied von Manager Horst Heldt hat Jungstar Leroy Sané den FC Schalke 04 sportlich vor der ersten Niederlage in der Europa League bewahrt. Der 19-Jährige rettete den Königsblauen mit seinem Treffer in der 73. Minute immerhin noch ein 2:2 (1:0) gegen Sparta Prag. Damit bleiben die Schalker mit sieben Punkten aus drei Spielen Tabellenführer der Gruppe K und könnten beim Rückspiel am 5. November das Weiterkommen fast schon perfekt machen.
Der in der Bundesliga bislang so glücklose Neuzugang Franco di Santo hatte die Schalker vor 51.244 Zuschauern mit seinem Kopfballtor in der sechsten Minute frühzeitig in Führung gebracht. Doch Kehinde Fatai (50.) und der eingewechselte David Lafata (63.) drehten in der zweiten Halbzeit für Sparta das Spiel, ehe Sané noch der Ausgleich gelang.
Aufsichtsrat tagt wegen Heldt
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte beim frühen Führungstor von di Santo noch gar nicht im Stadion seinen Platz eingenommen. Zu der Zeit hatte noch der Schalker Aufsichtsrat getagt, wobei die Personalie Heldt sicherlich eine zentrale Rolle in den Beratungen spielte. Der Abschied des Managers, der durch den Mainzer Christian Heidel ausgetauscht werden soll, könnte noch in dieser Woche beschlossene Sache werden. Heldt selbst hatte bereits am Wochenende eine zeitnahe Entscheidung angekündigt.
Der Manager verfolgte das Geschehen nicht neben Tönnies, sondern an der Seite von Geschäftsführer Peter Peters. Und was der frühere Bundesliga-Profi sah, war eine effiziente Schalker Mannschaft. Schon die erste Torchance führte zum Führungstor. Nach Freistoß von Kaan Ayhan traf der von Werder Bremen gekommene Stürmer mit dem Hinterkopf ins Netz. Für di Santo war es bereits der vierte Treffer im laufenden Wettbewerb, während er in der Bundesliga noch ohne Torerfolg ist.
Fünf Neue in der Startelf
Auf die Unterstützung seines Sturmkollegen Klaas Jan Huntelaar konnte di Santo nicht setzen. Der niederländische Torjäger stand wegen einer Hüftverletzung nicht einmal im Kader, Huntelaar sollte laut Trainer André Breitenreiter für das Bundesliga-Spiel am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach geschont werden. Ohnehin veränderte Breitenreiter seine Mannschaft auf fünf Personen.
Und dem stark veränderten Schalker Team spielte die frühe Führung in die Karten. Sparta Prag, das ohne seinen gesperrten Trainer Zdenek Scasny auskommen musste, war gezwungen, den Vorwärtsgang einzuschalten. Dabei kombinierten die Tschechen im ersten Durchgang durchaus gefällig bis in den Schalker Strafraum hinein, allerdings fehlte vor dem Tor die nötige Konsequenz. Die beste Gelegenheit hatte noch Borek Dockal, der allerdings in der 39. Minute aus kurzer Entfernung direkt in die Arme von Ralf Fährmann schoss. Zuvor hatte Pierre-Emile Højbjerg noch eine gute Gelegenheit der Gastgeber (31.), die sich nach der Führung ein wenig zu sehr ausruhten.
Strafe für träge Schalker
Die Zurückhaltung sollte sich rächen. Innerhalb von 14 Minuten drehten die Prager, bei denen auch der frühere Hamburger Petr Jiracek in der Startelf stand, das Spiel. Erst führte eine verunglückte Abwehraktion von Weltmeister Benedikt Höwedes zum Ausgleich durch Fatai. Dann traf Lafata nur 81 Sekunden nach seiner Einwechslung per Drehschuss zur Führung.
Doch bei Schalke war wieder einmal auf Jungstar Sané Verlass. Der in der 61. Minute eingewechselte U21-Nationalspieler hatte zwölf Minuten später seinen großen Auftritt, als er den tschechischen Keeper David Bicik umkurvte und zum Ausgleich traf. Auch sonst sorgte Sané für große Belebung im Schalker Spiel.
AZ Alkmaar - FC Augsburg 0:2
Ex-Nationalspieler Piotr Trochowski hat den FC Augsburg bei seinem Startelf-Debüt zum historischen ersten Sieg im Fußball-Europapokal geführt. Der 31-Jährige sorgte am Donnerstag mit einem wunderbaren Freistoßtor für den 1:0 (1:0)-Sieg der Schwaben bei AZ Alkmaar. Der Tabellenletzte der Bundesliga hat nach dem ersehnten Erfolgserlebnis in den Niederlanden plötzlich sogar wieder alle Chancen auf ein Weiterkommen in der Europa-League-Gruppe L.
Die 850 Augsburger Fans unter den 16 511 Zuschauern bejubelten ausgelassen den Premierensieg in Europa, der dem Team von Trainer Markus Weinzierl nun Aufwind für das schwere Ligaspiel am Sonntag bei Borussia Dortmund geben sollte. Auch wenn nach wie vor nicht alles rund lief im FCA-Spiel. Vorn fehlte die große Durchschlagskraft, hinten die Stabilität - zumindest das Ergebnis aber stimmte dank Trochowskis entscheidendem Treffer in der 43. Minute diesmal.
Glückliche Pausenführung
An fast allen verheißungsvollen Aktionen war der Sommer-Neuzugang beteiligt, nachdem Trochowski den Saisonauftakt verletzt verpasst hatte und zuletzt mehrfach zu Joker-Einsätzen gekommen war. In Minute 22 versuchte es der 35-malige Nationalspieler erstmals aus der Distanz, sein Weitschuss verfehlte das Tor nur knapp. Zwei Minuten vor der Pause zielte der 31-Jährige exakter und zwirbelte den Ball in perfekter Manier zur glücklichen Führung über die Mauer ins Tor.
Damit hatte sich auch eine frühe taktische Umstellung von Trainer Weinzierl bezahlt gemacht. Noch Mitte der ersten Halbzeit beorderte der Coach Raul Bobadilla von der rechten Außenbahn für den indisponierten Caiuby ins Sturmzentrum. Mit Erfolg: Dank seiner physischen Präsenz brachte der kräftige Bobadilla Durcheinander in die Abwehr der Holländer - und holte mit energischem Einsatz obendrein den Freistoß heraus, den Trochowski zum 1:0 nutzte.
Alkmaar eigentlich gefährlicher
Da brachte es den Niederländern wenig, dass sie im gegnerischen Strafraum eigentlich präsenter und auch gefährlicher waren als die Gäste aus der Bundesliga. Trotz zweier Großchancen allein vor der Pause reichte es aber zu keinem Treffer. Zunächst hielt Keeper Marwin Hitz mit einer starken Fußabwehr nach einem Schuss von Dabney dos Santos die Null für den FCA (19.), sechs Minuten vor der Pause verzog Vincent Janssen freistehend vor dem Tor. Insbesondere Ragnar Klavan wackelte anfangs bei seiner Rückkehr nach Alkmaar, sein überzeugender Nebenmann Jan-Ingwer Callsen-Bracker musste mehrfach ausbügeln.
Nach Wiederanpfiff erhöhten die Gastgeber den Druck, die bedrohlichen Situationen für Weinzierls Schützlinge nahmen zu. In der 61. Minute rettete Kapitän Paul Verhaegh gegen Markus Henriksen. Weinzierl reagierte und stärkte durch die Einwechslungen von Dominik Kohr und Markus Feulner das zentrale Mittelfeld, zumal Alkmaar es zunehmend durch die Mitte versuchte. Gut ausgespielte Konter blieben auf der Gegenseite eine Seltenheit. Eine der wenigen Augsburger Chancen in der zweiten Halbzeit vergab Bobadilla (76.) aus kurzer Distanz - es reichte aber auch so zum knappen Auswärtssieg. Auch, weil Hitz in der Nachspielzeit nochmals ganz stark gegen Henriksen parierte.