Unter Fußball-Fans ist klar: Mit "Kaiser" kann nur Franz Beckenbauer gemeint sein. Wie er zu seinem Spitznamen kam, darüber gibt es unterschiedliche Geschichten. Die allerdings widersprechen einander nicht unbedingt.
Am 14. Juni 1969 spielte der FC Bayern München im DFB-Pokal gegen Schalke 04. Bei den Gelsenkirchenern im Team: Reinhard "Stan" Libuda, auch als "König von Westfalen" bekannt. In diesem Spiel fand der Schalker Dribbler im Bayern-Libero Franz Beckenbauer seinen Meister. "Wenn Monarchie ist, dann ist der König der Schalker der Libuda und dann ist bei Bayern der Beckenbauer der Kaiser", erzählte der damalige "Bild"-Reporter Herbert Jung später. Der Spielbericht über den 2:1-Erfolg der Bayern stand dann tatsächlich unter der Überschrift: "Kaiser Franz zürnte: Ich war ein Gentleman." Die ersten Worte des Artikels lauteten: "Schalke probte den Aufstand gegen die bayerische Monarchie. Erfolglos".
Franz Beckenbauer und der Spitzname "Kaiser"
Ab 1969 also war der Spitzname "Kaiser" in der Welt. Beckenbauer selbst aber erklärte ihn laut "Süddeutscher Zeitung" mit einer anderen Anekdote: "Wir hatten ein Freundschaftsspiel in Wien, Sponsor war eine Versicherungsgesellschaft. Vor dem Spiel war ein Empfang, in der Mitte stand eine Büste von Kaiser Franz Joseph. Weil es damals nicht üblich war, die Mannschaft zu begleiten, war nur ein Journalist dabei, der gleichzeitig auch Fotograf war. Und der hat mich, weil es ihm scheinbar langweilig war, gebeten, mich neben die Büste zu stellen. Dann hat er draufgedrückt, und von dem Moment an war ich Kaiser Franz. So einfach geht das." Das besagte Spiel zum 60. Vereinsjubiläum von Austria Wien fand im August 1971 statt – also mehr als zwei Jahre nach dem Aufeinandertreffen von "König" Libuda und "Kaiser" Franz.
Die einmalige Karriere des "Kaisers" in Bildern

Beckenbauer-Biograf Torsten Körner zog daraus den Schluss: Franz Beckenbauer trug den Spitznamen "Kaiser" seit 1969, aber erst das Foto mit der Büste machte ihn weithin bekannt. In Österreich kann es laut Nachrichtenagentur "SID" übrigens zu Verwechslungen kommen, wenn von "Kaiser Franz" die Rede ist: So nennen unsere südlichen Nachbarn auch ihre Ski-Legende Franz Klammer, 70. Der wurde 1976 in Innsbruck Abfahrts-Olympiasieger. Aber im Rest der Welt gibt es nur einen "Kaiser": Franz Beckenbauer.
Quellen: "Süddeutsche Zeitung", "bild.de".