Bajramaj vs. Schweinsteiger Superstars in fremden Welten

Sie zählen zu den Stars ihrer Teams. Was sie trennt: das Geschlecht - und dadurch vieles andere. Ein Vergleich zwischen Bastian Schweinsteiger und Fatmire Bajramaj.

Männer und Frauen spielen zwar nach den gleichen Regeln Fußball, aber in verschiedenen Welten - wie ein Vergleich zwischen Fatmire Bajramaj und Bastian Schweinsteiger zeigt.

Die fußballerischen Anfänge

Im Mittelfeld fühlen sich beide wohl, eher links und eher defensiv. Begonnen haben beide als Dreikäsehoch auf dem Bolzplatz. Da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.

Fatmire Bajramaj
Sie kickte anfangs klammheimlich, geschützt von den Brüdern Flakron und Fatos, weil es der Vater nicht wissen durfte. Fatmire musste die Unterschrift ihres Vaters fälschen, um beim VfL Giesenkirchen mit dem Fußballspielen beginnen zu können. Als der Schwindel aufflog, war Vater Bajramaj erst stinksauer – und dann ihr größter Fan.
Bastian Schweinsteiger
Er hatte die volle Unterstützung der Familie und konnte sich anfangs nicht entscheiden, ob der Rasen oder die Skipiste ihn mehr lockte. Am Fuß des Kaisergebirges in Oberaudorf sammelte er seine ersten Kickererfahrungen.

Die Fußballkarriere

Fatmire Bajramaj
Beim FCR 2001 Duisburg debütierte Bajramaj 2004 in der Bundesliga und wurde drei Mal hintereinander Vizemeister und 2009 Pokalsieger, gewann in dem Jahr den Uefa Women's Cup. In den vergangenen zwei Jahren spielte sie für Turbine Potsdam, wurde 2010 und 2011 Deutscher Meister und gewann 2010 die Champions League. Von der kommenden Saison an wird die Mittelfeldspielerin für den 1. FFC Frankfurt kicken. Dieser Wechsel sorgte für relativ viel Wirbel: Der ehrenamtlich arbeitende Turbine-Trainer Bernd Schröder lästerte, dass sich Bajramai fremd bestimmen lasse und verkaufe.
Bastian Schweinsteiger
Er wird erstmal nicht wechseln – und wenn, wird es für den Interessenten sehr teuer werden. Bis 2016 hat er einen Vertrag bei Bayern München und beweist damit fast schon einmalige Vereinstreue. Denn er läuft schon seit knapp 13 Jahren für die Bayern auf, erst in der Jugend und bei den Amateuren, seit 2002 in der Bundesliga. Mit Bayern wurde er bereits fünf Mal Meister und fünf Mal DFB-Pokalsieger sowie Ligapokalsieger (2004 und 2007) und stand 2010 im Finale der Champions-League.

Die Nationalmannschaft

Fatmire Bajramaj
Mit 17 Jahren lief Fatmire Bajramaj das erste Mal im Dress der deutschen Nationalmannschaft auf, wurde 2007 beim WM-Turnier in China Weltmeisterin, Europameisterin 2009 und gewann die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking. Die 23-Jährige mit der Rückennummer 19 spielte bereits 43 Mal für die Nationalmannschaft und erzielte dabei acht Tore.
Bastian Schweinsteiger
Vor sieben Jahren debütierte Schweinsteiger in der Nationalmannschaft, trägt dort die Rückennummer 7. Der 26-Jährige bringt es auf 87 Einsätze im Nationaltrikot und 21 Tore. 2008 wurde er Vize-Europameister, zwei Mal fuhr er als Drittplatzierter von der WM nach Hause (2006 und 2010).

Das Leben jenseits des Platzes

Fatmire Bajramaj
Fatmire "Lira" Bajramaj wurde 1988 im Kosovo geboren. Ihre Eltern entschlossen sich zur Flucht während des Jugoslawienkriegs 1992, als Fatmire vier Jahre war. Aufgewachsen ist Fatmire in Mönchengladbach – ein Lebenslauf wie gemacht für den Posten der Integrationsbeauftragten des DFB, den sie seit März 2011 bekleidet. Eine Lehre zur Steuerfachangestellten hat sie abgebrochen, ist derzeit noch Sportsoldatin. Sie sagt von sich, dass sie gläubige Muslima ist, aber den Glauben modern lebe – ohne Kopftuch und lange Hosen.
Bastian Schweinsteiger Bastian Schweinsteigers Lebenslauf ist der eines waschechten Bazis: Geboren in Kolbermoor bei Rosenheim, im Inntal aufgewachsen und bis heute noch gern auf dem Land, wenn es in München zu hektisch wird. Eine Berufsausbildung hat Schweinsteiger erst gar nicht angefangen. Nach der Mittleren Reife gab es für ihn nur noch Fußball. Bürokaufmann wäre er sonst vielleicht geworden.

Das Geld

Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich weniger Geld als Männer – und das ist auf dem Platz erst Recht so. Die meisten Fußballerinnen sind Halbprofis, das heißt, sie arbeiten nebenbei, sind Studentinnen oder Sportsoldatinnen – wie bislang Bajramaj.

Fatmire Bajramaj
Beim 1. FFC Frankfurt soll sie ein sechsstelliges Jahresgehalt (inklusive Prämien und Sponsoren) verdienen. Bajramaj ist als Werbeträgerin äußerst beliebt. Nike, Schwarzkopf, Powerade, Allianz und Expert haben mit ihr Spots im Vorfeld der WM gedreht. Wenn das Frauen-Team sich im eigenen Land mit dem WM-Pokal krönt, bekommen die Spielerinnen 70.000 Euro.
Bastian Schweinsteiger Er soll zwischen sieben und neun Millionen Euro Saison beim FC Bayern verdienen. Auch die Nebeneinkünfte aus Werbung und Co. liegen bei Schweinsteiger (Adidas, Funnyfrisch, Börse Stuttgart) um ein Vielfaches höher. Für den dritten Platz bei der WM in Südafrika bekamen Schweinsteiger und Co. jeweils 100.000 Euro.

Das Privatleben

Schweinsteiger und Bajramaj wissen sich auf und abseits des Platzes gut zu inszenieren – für die Werbeindustrie sind sie durch ihre jeweilige Biografie Wunschkandidaten. Beide wissen, dass nicht nur "auf dem Platz zählt", und kümmern sich entsprechend um Image und Äußeres.

Fatmire Bajramaj
Bajramaj kokettiert gern damit, dass für sie Rouge und Lippenstift zum Auflaufen wie Schienbeinschoner und Stollenschuhe gehören. "Ich trage gerne schicke Klamotten und will gut aussehen, auch beim Fußball. Aber das ist bestimmt nicht das Wichtigste für mich", sagte Bajramaj unlängst in einem Interview. Wichtig wären da auch noch ihr BMW, der klischeehafte Schuhtick, zu dem sich noch eine Sammelleidenschaft für Uhren gesellt.


Bastian Schweinsteiger Auch Schweinsteiger war mit Anfang 20 auf sein Äußeres fixiert. Alle paar Monate ließ die neue Frisur das Fußballerische für einen Augenblick in den Hintergrund treten. Diese Phase und mit ihr auch der damalige Spitzname "Schweini" gehören der Vergangenheit an. Nur das Faible für schnelle Wagen ist geblieben.

Und dann gibt es da einen ganz großen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Fußballern. Die Jungs schmücken sich gern mit ihren Spielerfrauen, heiraten früh und garnieren ihr turbulentes Leben mit Nachwuchs. Schweinsteiger hat seine Freundin Sarah Brandner noch nicht geehelicht, aber das Model profitiert vermutlich nicht unerheblich von ihrem bekannten Freund, wie auch er von ihr. Bajramaj soll nach einiger Zeit als Single wieder einen Freund haben, der hält sich aber bislang noch im Hintergrund. Dabei betont die 23-Jährige immer wieder, dass sie gern jung Mutter werden möchte. Die Nachwuchsplanung würde ihre aktive Karriere allerdings zumindest unterbrechen.

Und wir haben ein Idol: Zinedine Zidane

Das eint die Nationalspieler: Den Franzosen mit dem rüpelhaften Kopfstoß finden beide super. Aber sonst? Wie es wohl wäre, wenn sich Lira und Schweini träfen – so von Fußballer zu Fußballer? Kürzlich bekundete Lira im SZ-Interview wenig Interesse. Der Daumen für Schweini ging nach unten. Mesut Özil fände sie da schon interessanter. Und Schweinsteiger musste im gemeinsamen Interview mit Anja Mittag gestehen, dass er noch kein Spiel der Frauen gesehen hat. Zur WM könnte es was werden.

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