International Neues aus der Süper Lig - Drei Bundesligaveteranen, drei Schicksale

Drei Stürmer, dreimal Bundesliga-Vergangenheit, drei unterschiedliche Werdegänge. Wer auf welche Weise in der letzten Woche in der Süper Lig auf sich aufmerksam machte und noch mehr Hintergründe aus der türkischen Eliteklasse lesen Sie hier.

Gute Nachricht für die Fans von Trabzonspor. Robert Vittek, einst Teil des Nürnberger Pokalsieger-Teams des Jahres 2007, steht vor einem Comeback. Vor der Saison hatte man den Slowaken an die Schwarzmeer-Küste gelotst, damit dieser mit seiner Erfahrung in der Champions League für Tore sorgt.

Nach nur einem Spiel für seinen neuen Club verletzte sich Vittek schwer, das Kreuzband war gerissen. Jetzt befindet er sich wieder im Lauftraining. Dass er in dieser Saison zu Einsätzen von Beginn an kommen wird, darf jedoch bezweifelt werden. Burak Yilmaz präsentiert sich nämlich auf Vitteks angestammter Position in der Sturmspitze in absoluter Gala-Form. Im Montagabend-Spiel traf der türkische Nationalspieler allerdings nicht. Dennoch reichte es für seine Farben zu einem wichtigen 2:1 gegen Sivasspor. Damit ist Trabzon so gut wie sicher Teilnehmer der Playoffs um die Meisterschaft.

Ein anderer ehemaliger Bundesligastürmer ist mal wieder auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Aristide Bancé verlässt Samsunspor. Mitten im Abstiegskampf hat der Club den Vertrag mit seinem Stürmer aufgelöst, ohne jedoch Gründe verlautbaren zu lassen. Die Bilanz des Ex-Mainzers in dieser Saison weist fünf Treffer und drei Assists in 20 Spielen aus.

Seit der Verpflichtung von Fanis Gekas fand sich der Stürmer oft auf der Ersatzbank wieder. Wer sich an seine Zeit bei Mainz erinnert, weiß um Bancés Unwillen, ein Spiel seiner Mannschaft von außen zu betrachten. Umso unglaubwürdiger, dass das Enfant Terrible keinen Grund für die Auflösung des Vertrages zu einem so heiklen Zeitpunkt für den Verein geliefert haben soll. Nun sucht der Nationalspieler Burkina Fasos also nach seinem neunten Klub in den letzten sechs Jahren.

Krise und Suspendierung bei den Schwarzen Adlern

Seit dem 3:2 am 19. Februar gegen Genclerbirligi wartet man bei Besiktas nun auf nationaler und internationaler Bühne auf einen Sieg. Von den letzten acht Spielen in der heimischen Liga konnte Trainer Carlos Carvalhal nur einen einzigen Sieg mit seiner Mannschaft verbuchen. Die Luft für den Portugiesen wird dünn.

Umso dünner, als jetzt bekannt wurde, dass es beim Europa League Hinspiel in Madrid zu einem Eklat in der Halbzeitpause gekommen ist. Das Team hatte gerade eine desolate erste Hälfte hinter sich, man lag bei Atlético mit 0:3 zurück. Der Coach teilte seinem Landsmann Ricardo Quaresma dessen Auswechslung mit. Quaresma, der nicht gerade für seinen zurückhaltenden Charakter bekannt ist, flippte daraufhin aus. Eine Schimpftirade muss der nächsten gefolgt sein. Der Außenstürmer habe seinen Coach auf Portugiesisch übelst beschimpft.

Carvalhal steht anscheinend überhaupt nicht auf „Dirty Talk“, so dass er den 2010 von Inter transferierten Quaresma vorerst suspendierte. Am Sonntag beim Auswärtsspiel in Ordu half diese Maßnahme jedoch nicht, um dem Team Feuer zu machen. Gegen den krassen Außenseiter lag man sogar zurück, ehe der Ex-Schalker Edu in Minute 71 noch den Ausgleich markieren konnte.

Ein weiterer Trainer in Istanbul stand unter der Woche im Blickpunkt. Trotz mäßiger Saison und ausufernder Spekulationen in den Medien hat Rekordmeister Fenerbahce bekannt gegeben, den Kontrakt von Trainer Kocaman verlängern zu wollen. Aykut Kocaman ist seit Juli 2010 in Diensten der Kanarienvögel. In seiner ersten Saison gewann er mit dem Team die Meisterschaft, allerdings ist die Aberkennung des Titels sehr wahrscheinlich. Fenerbahce steht im Mittelpunkt des größten Korruptionsskandals der Sportgeschichte des Landes.

Kocaman scheint seinerseits auch einen Gang in die zweite türkische Liga nicht zu fürchten und wird in den kommenden Tagen seinen Namen unter ein neues Dreijahrespapier setzen. Seine Spieler scheint die Nachricht nicht in Ekstase versetzt zu haben. Sie spielten beim als Absteiger feststehenden Schlusslicht Ankaragücü nicht berauschend, gewannen aber trotzdem mit 2:0. Moussa Sow steuerte in seinem sechsten Ligaspiel für die Blau-Gelben seinen vierten Treffer bei. Die hohe Investitionssumme in den Senegalesen scheint sich zu amortisieren. 11 Millionen Euro hatte man Ende Januar nach Lille überwiesen.

Der dritte Große im Bunde heißt Galatasaray. Letzte Woche hatten wir ja berichtet, dass das neue Playoff-System eine Halbierung der Punkte nach 34 Spieltagen vorsieht, bevor die ersten Vier in Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten und den türkischen Meister ermitteln. Das dürfte den Erstplatzierten am meisten ärgern.

Seit Wochen spielt das Team von Fatih Terim nämlich auf Top-Niveau. Das stellten Felipe Melo und Selcuk Inan mit ihren Treffern beim 2:0 gegen Genclerbirligi Ankara abermals unter Beweis. Es handelte sich um den sechsten Sieg in Folge, die letzte Niederlage kassierte man Ende Januar in Bursa. Neun Punkte beträgt der Vorsprung auf Fener, bei vier ausstehenden Spielen schier uneinholbar. Insgesamt dominierte man die Liga in diesem Jahr. Die Fans müssen aber hoffen, dass Cim Bom seine Form in die Playoffs retten kann. Und Fenerbahce hat noch die Möglichkeit, einen Nadelstich vor den Playoffs zu setzen.

Derby-Time in Istanbul

Das große Derby wirft seinen Schatten voraus. Es steigt am kommenden Samstag, dem 17. März, Anstoßzeit ist 19 Uhr. Seit Tagen schon sprechen die Menschen in der Türkei und berichten die Medien nur von diesem einen Thema. Galatasaray gegen Fenerbahce ist das meistgespielte, das brisanteste, das wichtigste Spiel im türkischen Fußball – ein Umstand, der sogar von einigen Besiktas-Fans anerkannt wird.

Das sogenannte Interkontinentale Derby hat unglaublich viele Zahlen und Statistiken zu bieten. Bei 368 Pflichtspielduellen ist das auch kein Wunder. Die Kanarienvögel konnten 140 dieser Pflichtspiele für sich entscheiden, 117 gingen an die Löwen, 111 Mal gab es ein Remis. Das Hinspiel im Dezember des letzten Jahres entschied Cim Bom durch die Treffer von Eboue, Elmander und Melo bei einem Gegentor in der letzten Spielminute durch Alex mit 3:1 für sich.

Allerdings hat Fener im eigenen Stadion seit fast 13 Jahren nicht mehr gegen die Löwen verloren. Das Ergebnis am 22. Dezember 1999 lautete 1:2. Trainer der Gäste war damals Fatih Terim. Seitdem feierte Fener bis zum 0:0 in der letzten Saison nur Heimsiege gegen den ewigen Erzrivalen. Darunter war auch das von Fener-Fans mythisch unterlegte Spiel am 6. November 2002, das man mit 6:0 für sich entscheiden konnte - trotz Unterzahl. Die Partie am kommenden Samstag wird wie immer unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen über die Bühne gehen. Man kann nur hoffen, dass es in Istanbul zu keinerlei Ausschreitungen kommt. Das Sportliche sollte im Vordergrund stehen und bleiben. Zudem werden die Teams in den Playoffs garantiert noch zwei weitere Male aufeinandertreffen.

Frage an Yusuf den Gala Fan

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf das Derby am kommenden Samstag bei den Kanarienvögeln? Befürchtest Du, Fener kann Euch mit einem Sieg die sicher geglaubte Meisterschaft entreißen? Und wie wird sich Deiner Meinung nach die lange Zeit der Sieglosigkeit bei Fener auf die Psyche der Spieler auswirken?

"Vielen Dank, dass ich die Gelegenheit erhalte, aus Sicht eines Gala-Fans die Dinge zu schildern. Zum einen möchte ich darauf hinweisen, dass es beinahe lächerlich ist, Fener als Rekordmeister zu titulieren. Am Ende der Saison wird die Meisterschaft des Vorjahres aberkannt werden - gleichzeitig wird Gala die Meisterschaft erringen und somit seinerseits zum Rekord-Champion avancieren.

Am kommenden Wochenende könnte viel passieren. Griechenland könnte wieder die Drachme einführen, Heidi Klum könnte wieder mit Seal zusammen kommen, Joachim Gauck könnte den Posten als Bundespräsident ablehnen oder Uli Hoeneß könnte einen Vertrag als Manager beim 1. FC Köln unterschreiben. Aber, eins wird garantiert und unter keinem Umstand der Welt passieren: Cim Bom wird nicht bei Fener verlieren!!!

Unter anderem, weil wir Leute wie Elmander und Melo haben, die die Niederlagen bei Fener in den letzten Jahren gar nicht erlebt haben.  Es gibt also überhaupt keinen psychologischen Nachteil. Wir gewinnen dieses Spiel, gehen mit mindestens sechs Punkten Vorsprung in die Playoffs und der Rest wird eine einzige Mega-Party."

Serkan Agci und Bülent Yaman

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