Italien gegen Schweden Das Glück der Tüchtigen

Zlatan Ibrahimovic hat die Fußball-Krise der "Squadra Azzurra" weiter verschärft und für Schweden das Tor zum Viertelfinale der Europameisterschaft weit aufgestoßen.

Der gebürtige Jugoslawe traf am Freitagabend mit seinem zweiten Turnier-Tor zum 1:1 (0:1) gegen Italien, mit dem die Skandinavier ihre Tabellenführung in der Vorrunden-Gruppe C festigten. Durch ein Tor des 21-jährigen Römers Antonio Cassano (37.) waren die "Azzurri" vor 48.000 Zuschauern im Estadio Dragao von Porto in Führung gegangen.

Stimmen zum Spiel

Giovanni Trapattoni (Nationaltrainer Italien):

"Dieses Unentschieden macht es schwierig für uns, in dieser Gruppe zu überleben. Das wird gegen Bulgarien kein Spaziergang, aber wenn wir so spielen wie heute, haben wir eine Chance. Wir haben alles gegeben, aber am Ende hat die Kraft gefehlt."

Lars Lagerbäck (Nationaltrainer Schweden):

"Wir haben ein bisschen Glück gehabt und sind sehr glücklich über den einen Punkt. Wie gegen Bulgarien sind wir nicht gut gestartet. Scheinbar sind wir Spätstarter. Erst in der zweiten Halbzeit hat unsere Mannschaft gut gespielt. Ibrahimovic hat ein wunderbares Tor gemacht."

Nach der Punkteteilung müssen die Italiener ihr letztes Vorrundenspiel am Dienstag gegen Bulgarien unbedingt gewinnen, um noch weiter zu kommen. Dann werden allerdings Fabio Cannavaro und Gennaro Gattuso fehlen, die jeweils zum zweiten Mal im Turnier Gelb sahen. Die Schweden fanden erst in der Schlussphase zur Form, die ihnen zum glanzvollen 5:0 zum Auftakt gegen Bulgarien verholfen hatte. Um erstmals seit 1992 eine EM-Vorrunde zu überstehen, reicht dem "Drei Kronen-Team" im Nachbarduell gegen Dänemark wahrscheinlich schon ein Unentschieden.

Vier Tage nach dem müden Remis gegen die Dänen präsentierten sich die Italiener von der ersten Minute an hellwach, aggressiv und zweikampfstark. Dabei imponierte mit Cassano ausgerechnet der Ersatzmann des wegen seiner Spuckaffäre für drei Spiele gesperrten Totti als Torschütze. Der Römer Totti musste auf der Tribüne gemeinsam mit seiner Freundin Ilary zuschauen, wie die Italiener ohne ihn zu alter Spielstärke zurückfanden. Als Gewinn für die Mannschaft erwies sich auch Andrea Pirlo, den Trainer Trapattoni auf Drängen aus der Heimat im Mittelfeld gemeinsam mit dessen Milan-Teamkollegen Gennaro Gattuso aufgeboten hatte. Allerdings wurden die Italiener in der Schlussphase dafür bestraft, dass sie den Vorsprung nur noch verwalten wollten.

Dem italienischen Druck stemmte sich die Abwehr der Schweden zunächst noch mit Erfolg entgegen. In der 3. Minute verhinderte Torhüter Andreas Isaksson gegen Christian Vieri den drohenden Rückstand. Danach vergab zwei Mal Alessandro del Piero (19./28.) das Führungstor für den Vize-Europameister von 2000, der sein Offensivspiel diesmal vor allem über die Flügel aufzog. Acht Minuten vor der Pause wurden die "Azzurri" für ihr schwungvolles Spiel belohnt, als Cassano eine Flanke von Christian Panucci einköpfte. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verpasste der jüngste Spieler in Trapattonis Kader knapp ein weiteres Kopfball-Tor.

Ibrahimovic scheiterte an der italienischen Defensive

Während auf den Rängen die schwedischen Landesfarben Gelb und Blau dominierten, konnte das Team des Trainer-Duos Lars Lagerbäck und Tommy Söderberg nicht an seine Glanzleistung aus dem Auftaktspiel anknüpfen. Die Angreifer Henrik Larsson und Zlatan Ibrahimovic, gegen Bulgarien die Matchwinner, fanden gegen Italiens Defensiv-Spezialisten nicht den Spielraum, den sie zum Kombinieren benötigen. Die einzigen Chancen für das "Drei-Kronen-Team" in der ersten Hälfte vergaben der gebürtige Jugoslawe Ibrahimovic (13.), der aus spitzem Winkel über das Tor schoss, in der 26. Minute Fredrik Ljungberg.

Erst als sich die Italiener in der Schlussphase darauf beschränkten, den Vorsprung zu verwalten, kamen die Skandinavier zu hochkarätigen Möglichkeiten. Die erste vereitelte Keeper Gianluigi Buffon in der 78. Minute, als er einen Schuss von Mattias Jonson bravourös parierte. Doch gegen Ibrahimovic’ Hackentor war auch der Schluzssmann machtlos.

Bernhard Krieger/DPA DPA

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