Der Streit um den künftigen Austragungsrhythmus von Fußball-Weltmeisterschaften, den die Fifa vorgeschlagen hat, eskaliert. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ein Treffen mit Fifa-Chef Gianni Infantino gefordert. Wie das Blatt berichtet, hätten die 55 Mitgliedsverbände der Europäischen Fußball-Union am Dienstag über den Vorschlag beraten, die WM künftig alle zwei statt wie bisher alle vier Jahre auszutragen.
In einem Brief habe Ceferin anschließend von Weltverbands-Präsident Infantino verlangt, ein Gipfeltreffen ausschließlich mit der Uefa anzuberaumen. Darin solle der Schweizer die Pläne detailliert erläutern. Vermutlich aber wird es nicht zu dem Treffen kommen. Laut SZ will Infantino lieber ein Treffen mit jeweils zehn Nationalverbänden aus allen Kontinenten ansetzen. Für Infantino macht das mehr Sinn, schließlich kann er so bessere Überzeugungsarbeit bei kleinen Verbände leisten, die dem Vorschlag offen gegenüberstehen und ein Interesse an einem Zwei-Jahres-Rhythmus haben.
Offene Konfrontation kaum im Interesse Infantinos
Eine offene Konfrontation mit der starken Uefa liegt hingegen kaum im Interesse des Schweizers. Ohne die Zustimmung des größten und mächtigsten Kontinentalverbandes ist der Vorschlag für einen kürzeren Rhythmus kaum durchzusetzen. Fast sämtliche Stars und die großen Klubs sind europäisch. Ihr Gewicht zählt. Deshalb muss er zuerst die Reihen außerhalb der Uefa schließen.
Denn in Europa wie in Südamerika ist der Widerstand besonders groß. Ex-Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, der als Vertreter der Klub-Vereinigung ECA im Uefa-Exekutivkomitee sitzt, betrachtet den Vorschlag skeptisch, Bayern- Sportvorstand Hasan Salihamidzic nennt ihn schlicht "Quatsch". Die deutschen Trainer Jürgen Klopp und Thomas Tuchel haben sich ebenfalls dagegen ausgesprochen. Auch das europäische Fan-Bündnis "Football-Supporters Europe" positionierte sich klar. Die internationale Spieler-Gewerkschaft FIFPro sieht die Entwicklung mit Sorge und fordert, die Spieler in die Debatte mit einzubeziehen. Zurückhaltender ist die Reaktion beim DFB. Man stehe zwar grundsätzlich auf Seiten der Uefa, wolle aber nochmal beratschlagen.
Die schärfste Waffe der Uefa: der Boykott
Doch es gibt große Unterstützer für Infantios Pläne. Der afrikanische Konförderation Caf und der asiatische AFC haben sich auf die Seite der Fifa geschlagen. Als Vertreter der vielen kleinen Nationalverbände erhoffen sie sich mehr Einfluss und Einnahmen. In ihrem Sinne war schon die Aufstockung der WM auf 48 Teilnehmer ab 2026 (in Kanada, USA und Mexiko). Ein verkürzter Rhythmus würde ihre Chancen erhöhen, auch mal ein Turnier auszurichten. Ein prominenter Befürworter einer zumindest ergebnisoffenen Debatte ist Trainer Pep Guardola: "Man darf Ideen nicht kriminalisieren", sagte der Katalane. "Die Weltmeisterschaft ist großartig. Das ist das größte Turnier, als Zuschauer schaue ich sie mir immer gerne an. Wenn ich sie alle zwei Jahre schauen könnte, wäre das gut."
Noch ist der Ausgang der Debatte offen, doch angesichts der weltweiten Widerstandes scheint es im Moment höchst fraglich, dass der Rhythmus verkürzt wird. Für den Fall der Fälle hat Ceferin mit der schärfsten Waffe gedroht, die der Uefa bleibt: dem Boykott.