Kartellamt contra DFB Länderspiele in Gefahr

Mindestens zwei DFB-Länderspielen nach der EM droht die Absage. Ursache ist ein schwebendes Verfahren des Bundeskartellamts gegen den Deutschen Fußball-Bund. Dessen Präsident Theo Zwanziger machte im EM-Quartier der deutschen Mannschaft in Ascona seinem Unmut Luft.

Die Länderspiele der deutschen Fußball- Nationalmannschaft nach der EM sind wegen des laufenden Verfahrens des Bundeskartellamts in Gefahr. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bestätigte im EM-Quartier in Ascona einen entsprechenden Bericht des "Express" (Freitagausgabe). Darin drängt DFB-Präsident Theo Zwanziger die Bonner Behörde zu einer zeitnahen Entscheidung.

"Sollte das Ordnungswidrigkeitsverfahren nicht bis Mitte oder Ende Juni abgeschlossen werden, können wir nicht mehr garantieren, ob das Länderspiel gegen Belgien und das Abschiedsspiel von Oliver Kahn planmäßig über die Bühne gehen können. Dann müssen wir diese Partien absagen", sagte Zwanziger.

Warten auf die Kartellis

Das Kartellamt hatte wegen des Verdachts wettbewerbsbeschränkender Absprachen des DFB mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) bei der Sponsorensuche ein Verfahren eingeleitet und im Februar Hausdurchsuchungen bei beiden Verbänden veranlasst. Für die beiden Heim-Länderspiele gegen Weißrussland (2:2) und Serbien (2:1) sowie für das Pokalfinale hatte das Kartellamt dem DFB schriftlich versichert, den Verband wegen dieser Spiele juristisch nicht belegen zu wollen. Doch eine grundsätzliche Entscheidung steht aus.

Bei negativem Ausgang des Verfahrens für den DFB könnten Zwanziger und drei weitere Funktionäre im ungünstigsten Fall auch privat mit großen Beträgen haftbar gemacht werden. Die Geldbußen für den Verband könnten auf Grundlage des Jahresumsatzes von rund 80 Millionen Euro bis zu acht Millionen Euro betragen.

Böswilliges Verhalten?

"Das Kartellamt könnte mir und meinen Kollegen aus dem Präsidium böswilliges oder fahrlässiges Verhalten unterstellen, dann müsste zum Beispiel ich mit meinem Privatbesitz bürgen. Das kann ich mir und meiner Familie nicht aufbürden", erklärte Zwanziger. Zudem würde die Haftpflichtversicherung des DFB in diesem Fall höchstwahrscheinlich nicht mehr wirksam sein.

"Wir wollen mit den Aussagen keinen Druck erzeugen. Gleichzeitig haben wir keine Hinweise auf das weitere Prozedere", sagte DFB- Mediendirektor Harald Stenger. Für die neue Saison sei der "alte Zustand der Rechtsunsicherheit wieder gegeben". Die Freundschaftsspiele am 20. August in Nürnberg gegen Belgien und das Oliver-Kahn-Abschiedsspiel am 2. September in München seien aus Sicht des DFB unter diesen Umständen nicht durchführbar. Die Wettbewerbsspiele wie die folgende WM-Qualifikation sind nicht betroffen, da sie vom Weltverband FIFA und nicht vom DFB verantwortet werden.

DPA
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