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Hertha BSC Berlin "Der Prince ist back": Boss Boateng regelt die Sache mit dem Klassenerhalt

Felix Magath gibt Kevin-Prince Boateng Anweisungen
Felix Magath gibt Kevin-Prince Boateng während des Spiels Anweisungen
© Christian Charisius / DPA
Kevin-Prince Boateng war ein entscheidender Faktor beim Klassenerhalt von Hertha BSC Berlin. Trainer Felix Magath gewährte ihm maximale Freiheit auf dem Platz und besprach sogar die Aufstellung mit dem erfahrenden Profi — das zahlte sich aus.

Am Ende ließ sich der Prinz auf seine Knie fallen, die Stirn lag auf dem Rasen und er schlug zwei-, dreimal mit den Händen auf das Grün des Hamburger Volksparkstadions. Es wirkte wie eine Geste der Dankbarkeit. Geschafft. Hertha BSC Berlin hatte nach einer Katastrophensaison den Abstieg im letzten Spiel verhindert und Kevin-Prince Boateng war dabei ein entscheidender Faktor gewesen. "Ich habe alles rausgehauen", sagte der Mittelfeldspieler.

Es war vielleicht die wichtigste Entscheidung von Trainer Felix Magath vor dem Relegations-Rückspiel, dass er den 35-Jährigen zur verlängerten Hand auf dem Platz gemacht hatte. Boateng zahlte das Vertrauen zurück. Er war präsent, dirigierte und feuerte die Fans immer wieder mit Gesten an. Erst in der 90 Minute war für Boateng Schluss, nachdem ihn der Trainer ausgewechselt hatte. So lange hatte der Veteran seit Jahren nicht mehr in einen Spiel auf dem Platz gestanden, was auch so eine Pointe des Abends war.

Im Hinspiel hatte der Coach Boateng auf der Bank gelassen. Warum ist nicht so genau bekannt. Vielleicht waren es tatsächlich Fitnessgründe oder es lag an dem kleinen Disput zwischen den beiden kantigen Charakteren in den Tagen vor dem Spiel. Vielleicht pokerte Magath wirklich, um einen ausgeruhten Boateng im entscheidenden Rückspiel einzusetzen: "Diese Relegation bestand aus zwei Spielen. Ich war der Meinung, dass ich mir nicht sicher sein kann, ob Prince Freitag und heute 90 Minuten spielen kann. Heute war für mich wichtiger", sagte Magath hinterher. 

Wenn das alles einem Plan folgte, dann ging er voll auf. Im Vergleich zum Hinspiel zeigte die Hertha in Hamburg ein anderes Gesicht. Angetrieben von Boateng traten die Berliner selbstbewusst, aggressiv und laufstark auf. Der HSV wirkte nach der überlegenden Leistung im Hinspiel und dem 1:0-Sieg überrascht und überfordert. Selbstverständlich spielte die frühe Führung durch Dedryck Boyata in der 4. Minute Hertha in die Karten, doch das Team hielt die Spannung über die kompletten 94 Minuten aufrecht. Das wunderschöne Schlenzer-Tor von Marvin Plattenhardt nach einem Freistoß von der Seite in der 63. Minute machte den Klassenerhalt fest und Hertha ließ auch in der hitzigen Schlussphase nichts mehr anbrennen.

Für Kevin-Prince Boateng war es eine Genugtuung

Für Boateng war der Auftritt eine Genugtuung. Schließlich galt er als Auslaufmodell. Er verkörperte wie kaum ein anderer die Krise des Klubs, in dem er als Jugendspieler groß geworden war. Verletzungsanfällig, nicht austrainiert, alt. Doch am Ende war er auf den Punkt fit und zeigte noch einmal seine ganz Klasse. "Ich bin gut drauf, auch wenn man es nicht immer gesehen hat, ich war wieder da, genau, wenn es drauf ankommt, bin ich wieder da", sagte er. "Ihr könnte schreiben: Der Prince ist back", fügte er an.

Sportvorstand Fredi Bobic betonte natürlich, schon vor der Saison gewusst zu haben, dass der Mittelfeldmann nicht viele Spiele machen, aber irgendwann ein Faktor sein werde -  und "er hat geliefert". Bobic hat jeden Grund, Boateng zu loben. Wäre Hertha abgestiegen, wäre er zur Lachnummer in Fußball-Deutschland geworden. Hertha gilt mit einigem Recht als Paradebeispiel dafür, wie man durch Inkompetenz und überzogene Ansprüche Millionen von Euros verbrennt.

So aber bleibt die Leistung von Boateng als prägende Geschichte des geglückten Klassenerhalts zurück. Der gebürtige Berliner Boateng dirigierte nicht nur auf dem Rasen, sondern zeichnete maßgeblich für die Aufstellung verantwortlich, was eine weitere Pointe des Abends war. "Riesenrespekt an den Trainer, was für ein Feingefühl er hat. Es war klar, er ist ein spezieller Typ, ich bin ein spezieller Typ. Das kann entweder aufeinanderprallen oder wir verstehen uns besser - und wir verstehen uns besser. Er hat mir freie Hand gegeben, er hat mich gefragt, wen siehst du besser auf welcher Position, wir haben das zusammen super hinbekommen, das machen nicht viele Trainer", sagte Boateng.

Felix Magath: Gott sei Dank habe ich auf ihn gehört

Magath bestätigte die Geschichte. "Prince hat die Mannschaft gestellt und ich habe Gott sei Dank auf ihn gehört." Magath lobte zusätzlich seine Assistenten Mark Fotheringham und Werner Leuthard. Magath: "Er hatte Plattenhardt fit bekommen. Ohne Platte wäre das hier leider auch nicht möglich gewesen."

Ob es das letzte Spiel für Boateng im Hertha-Trikot war, ist offen. Sein Vertrag läuft aus. Vor dem "Sky"-Mikrofon sagte er: Ich habe immer noch Lust, Fußball zu spielen. Wir setzen uns zusammen und gucken, was geht. Ich will der Mannschaft immer weiter helfen, egal wo. Aber jetzt ist erstmal Ruhe, ich brauche drei, vier Tage, um mich zu erholen, und auch ein bisschen zu feiern."

Quellen: DPA, "Bild", "kicker", "Sky""

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