Einzig Schalke 04 hält im nächsten Jahr die deutsche Flagge im elitärsten europäischen Fußball-Zirkel hoch, Werder steigt in den Uefa-Cup ab, der deutschen Meister aus Stuttgart hat sich gar vollends aus Europa verabschiedet.
Natürlich muss man Schalke loben, aber die Vermutung von Kevin Kuranyi, dass ganz Deutschland stolz auf die Königsblauen sei, scheint dann doch ein wenig an der Realität vorbei formuliert. Schalke reichten zwei Siege gegen international völlig unbedeutende Norweger aus Trondheim, um im dritten Versuch erstmals unter die Top-16 Europas zu kommen. Gegen die anderen Gruppengegner Valencia und Chelsea holte man in vier Partien zwei mickrige Pünktchen und blieb dabei ohne Torerfolg.
Sicher, verdient haben sie es weiterzukommen, S04 hat zwei Teams hinter sich gelassen. So einfach ist das. Aber reicht das spielerische Potenzial auch aus, um in der knüppelharten K-o-Runde zu bestehen? Bei aller Freude über das Weiterkommen, die Antwort lautet: NEIN! Viel zu bieder und ohne spielerischen Glanz zu verbreiten agierte die Truppe von Trainer Mirko Slomka in der Königsklasse - genau so, wie in der laufenden Bundesliga-Saison. Es kann einem schon Angst und Bange um Schalke werden, wenn man bedenkt, dass in der nächsten Runde Gegner vom Kaliber Real Madrid, AC Milan oder Manchester United warten. Wir sollten ehrlich zu uns selbst sein, in diesen Spielen geht es dann vorrangig um Schadensbegrenzung - mehr nicht.
Pleiten abholen, Mund abputzen
Peinlich war der Auftritt von Werder Bremen im entscheidenden letzten Gruppenspiel bei Olympiakos Piräus. Da erarbeitet man sich durch ein überragendes 3:2 gegen Madrid die Chance, doch noch weiterzukommen und dann das. Wieder einmal ließen es die Bremer an der nötigen Einstellung vermissen. Werder ist die spielstärkste und spektakulärste Mannschaft der Bundesliga, dafür wird sie Wochen für Woche von den Medien abgefeiert. Das hat sich anscheinend so in den Köpfen von Borowski, Fritz und Co. festgesetzt, dass man jetzt in schöner Regelmäßigkeit glaubt, andere Teams mal eben im Vorbeigehen wegzufiedeln. In der Champions League wird pomadiges Auftreten sofort und brutal bestraft - sogar von Olympiakos Piräus. Nach dem zweiten Vorrunden-Aus in Folge verläuft Bremens Entwicklung auf internationalem Parkett rückwärts.
Zum VfB Stuttgart muss nicht mehr viel gesagt werden. Der Überraschungsmeister sollte die Vorrunde in der Königsklasse als lehrreichen Betriebsausflug abbuchen. Mehr war es ja für die nahezu in allen sechs Partien hoffnungslos unterlegenen Schwaben nicht. Das Angenehme am VfB: Man hat die Situation stets realistisch eingeschätzt und nie Augenwischerei betrieben. Pleiten abholen, Mund abputzen und volle Konzentration auf die Bundesliga, in der sich Stuttgart ja bereits langsam wieder gefangen hat - das sollte das Motto für Trainer Armin Veh und seine Truppe sein.
Rule Britannia
Voller Sehnsucht und Neid gehen unsere Blicke also wieder einmal nach Spanien, Italien oder England - so wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten. Die Flaggschiffe der stärksten Ligen der Welt sind natürlich wieder zahlreich vertreten, wenn es im neuen Jahr in der Königsklasse so richtig interessant wird. Besonders der Blick auf die Insel schmerzt: Die Premier League schaffte es mit allen vier Startern ins Achtelfinale - zum dritten Mal in den letzten vier Jahren. Paradiesische Verhältnisse, von denen die Bundesliga auch langfristig weiterhin nur träumen kann.