Kommentar Böses Foul vom Wonneproppen

Die Wechsel-Posse um HSV-Star Rafael van der Vaart: Nach dem verbalen Amoklauf des Holländers folgte nun eine rätselhafte Verletzung beim Spielen mit seinem einjährigen Sohn. Der Hamburger SV darf sich davon nicht unter Druck setzen lassen.
Von Kai Behrmann

Erst waren es "Schmerzen im Herzen", die Rafael van der Vaart verspüren würde, sollte er seinen mit jährlich rund Zwei-Millionen-Euro dotierten Vertrag beim Hamburger SV weiter erfüllen müssen. Und jetzt zwickt es dem wechselwilligen Superstar auch noch im Rücken. Beim Spielen mit dem einjährigen Filius Damian, zarte zehn Kilogramm schwer, war es passiert. Den HSV-Fans dagegen bereitet ihr einstiger Liebling nur noch Kopfschmerzen. Die innige Liebesbeziehung zum holländischen Sunnyboy ist in eine schwere Vertrauenskrise gestürzt.

Böse Erinnerungen werden wach. 8. August 2006. Vor dem Hinspiel in der Qualifikation zur Champions League gegen den spanischen Club CA Osasuna sinkt Khalid Boulahrouz beim Aufwärmen mit schmerzverzerrtem Blick zu Boden. Wenige Tage später wechselt der holländische Abwehrstar, der erst drei Monate zuvor seinen Vertrag verlängert hatte ("Ich will beim HSV etwas aufbauen"), zum FC Chelsea. Wäre Boulahrouz gegen Osasuna aufgelaufen, er wäre für die Londoner in der Königsklasse nicht mehr spielberechtigt gewesen. Gleiches gilt jetzt für Rafael van der Vaart.

Verbaler Amoklauf

Heute Abend (19 Uhr) spielt der Hamburger SV bei Honvéd Budapest um den Einzug in den Uefa-Cup. Kein guter Zeitpunkt, sich zu verheben. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Ein Knochenbruch oder ein Bänderriss wären in diesem Fall allerdings glaubhafter gewesen. Nach dem verbalen Amoklauf der vergangenen Tage ("Der HSV zerstört meinen Traum"), scheint dem HSV-Regisseur jedes Mittel recht, seinen Arbeitgeber unter Druck zu setzen. Bisher ohne Erfolg. Und das ist auch gut so. Der Hamburger SV darf sich von seinem Angestellten nicht erpressen lassen. Die Beispiele Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz sind Warnung genug. Wozu der HSV mit van der Vaart fähig ist, haben die ersten Spiele der neuen Saison gezeigt. Mit van der Vaart in die Champions League und adios! Aus seinem Traum, in der Heimat seiner Mutter für einen Top-Club auf Torejagd zu gehen, hat der Holländer nie einen Hehl gemacht.

Der HSV muss jetzt Ruhe bewahren und hoffen, dass sein eingeschnappter Superstar schnell wieder zur Besinnung kommt und sich daran erinnert, was er ist: Profifußballer. Rafael van der Vaart kann es sich nicht leisten, aus Trotz schlechte Leistungen für den Hamburger Bundesligisten abzuliefern. Schließlich geht es für ihn um einen Stammplatz in der holländischen Nationalelf bei der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr.

Liebesentzug für die Raute

Auf Tricks und Tore des Oranje-Stars müssen die HSV-Fans daher nicht verzichten. Vorausgesetzt, die HSV-Bosse widerstehen weiterhin den Lockrufen des FC Valencia. Den typischen van-der-Vaart-Jubel, bei dem er sich demonstrativ auf die Brust schlägt - auf die Stelle des Trikots, wo die HSV-Raute eingestickt ist - wird es aber vermutlich nicht mehr geben. Die HSV-Fans werden es verschmerzen können. Was sie davon halten dürfen, wissen sie ja jetzt: nichts.

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