Borussia Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller wurde in aller Herrgottsfrühe von seinen Eltern geweckt. "Junge, mach’ doch mal den Videotext an, es sieht finster aus", riefen sie aufgeregt durch das Telefon. Von der Hiobsbotschaft über die existenzbedrohende Finanzsituation wurden auch die BVB-Profis überrascht. "Ich möchte mich dazu nicht äußern", sagte der 24-jährige Schlussmann. Schließlich müssen die Dortmunder am Samstag zum Bundesliga-Hit beim Spitzenreiter FC Bayern München antreten und wollen sich nicht mit dem drohenden Spieler-Ausverkauf beschäftigen. "Wir haben genügend Selbstvertrauen, dass wir uns nur auf die Bayern konzentrieren", sagte Weidenfeller.
Die Angst um ihre Jobs beim sechsmaligen deutschen Fußball-Meister wird angesichts der bekannt gegeben Details aus dem Sanierungskonzept dennoch mitspielen. "Wir planen mit 24 Millionen Euro an Spieler-Gehältern. Damit können wir annehmen, sportlichen Erfolg zu haben", hatte BVB-Manager Michael Meier verkündet. Dies würde nach 67 Millionen Euro in der Saison 2002/2003 und aktuell rund 40 Millionen eine weitere drastische Reduzierung bedeuten. Zum Vergleich: Die Aufsteiger Arminia Bielefeld und FSV Mainz 05 haben für diese Spielzeit einen Etat von 22 Millionen angegeben.
Jetzt nur noch an das Sportliche denken
"Die Zahlen liegen nun alle auf dem Tisch. Das ist das Beste", saget BVB-Chefcoach Bert van Marwijk und fügte nach der Offenbarung der ganzen Misere etwas frustriert hinzu: "Mit diesen etwas speziellen Fällen habe ich ja schon einige Erfahrung gesammelt." Den Spielern empfahl er, "nur an das Sportliche zu denken".
Gewöhnen wird sich der Niederländer an den Gedanken, im Sommer Abschied von einer Reihe von Stars nehmen zu müssen. Ganz oben auf der Liste der potenziellen Verkäufe steht Tomas Rosicky. Der 24-jährige Tscheche kam 2001 für 14 Millionen Euro, hat seinen Wert aber durch wenig berauschende Leistungen erheblich minimiert. Sein Vertrag ist noch bis 2008 datiert. Dass der wohl von ausländischen Clubs umworbene Rosicky nicht bereits in diesem Winter veräußert wurde, begründet Meier so: "Wenn ich einen Zeitpunkt habe, bei dem ein Transfer nicht optimal ist, muss ich es nicht machen."
Schließlich ist ihm in guter Erinnerung, dass der BVB den einst 25 Millionen teuren Stürmer Amoroso nach drei Jahren "abschreiben" musste. Der Brasilianer konnte nach Dauerstreit ablösefrei gehen, damit der Club zumindest die 4,5 Millionen Euro Jahressalär einsparte.
Aus dem BVB-Kader dürften neben Rosicky vor allem sein zuverlässiger Landsmann Jan Koller, der zehn Tore in dieser Saison erzielte und mit gut zehn Millionen Euro Ablösegeld taxiert wird, für andere Vereine interessant sein. Auch die Nationalspieler Christoph Metzelder, Christian Wörns und Sebastian dürften am ehesten einen neuen Job finden. "Es gibt ja noch das zweite Transferfenster im Sommer", sagte Meier.