Jetzt also das Derby in Dortmund: Es ist das Spiel, auf das wir alle hinfiebern, wir Spieler, unser Betreuerstab und nicht zuletzt unsere fantastischen Fans. Für mich als Schalke-Profi ist es ja erst das zweite Derby. Ich kann mich noch gut an frühere Matches in Dortmund erinnern. Mit meinen Kumpels ging es per Bahn und ein paar Bierchen "bewaffnet" in die "verbotene" Stadt. Die Stimmung im Fanblock war irgendwie immer noch ein Stückchen heißer als bei "normalen" Spielen. Am kommenden Samstag stehen meine Freunde wieder in der Kurve und drücken uns die Daumen. Die Familie ist mit meiner Mutter natürlich auch vertreten - sie sitzt dann aber doch lieber...
Nun laufe ich als Spieler in dieses Stadion ein - und es geht um nichts weniger als die Deutsche Meisterschaft. Was will man als Spieler eigentlich mehr? Mirko Slomka wird in der Ansprache vor diesem Duell nichts anders machen, da bin ich überzeugt. Und das ist auch genau richtig. Wir wissen schließlich alle, um was es geht. Ja, es ist ein Derby und ja, auf dem Weg zur Meisterschaft ist es dennoch nur ein Spiel wie jedes andere. Na ja, fast jedenfalls...
Zur Person
Der Torwart von Bundesliga-Tabellenführer Schalke 04, Manuel Neuer, beschreibt ab sofort immer montags auf stern.de seine ganz persönlichen Eindrücke im Bundesliga-Finale. Hält Schalke auf dem Weg zur Meisterschaft durch? Wie erlebt das große Nachwuchstalent im Tor, der erst seit einigen Wochen einen Stammplatz hat, die aufregendsten Wochen des Jahres? Näher dran geht nicht!
Titelkampf entscheidet sich erst am letzten Spieltag
Ich bin wirklich mit königsblauem Blut geboren worden. Das Rivalitätsgefühl zwischen Schalke und Dortmund wurde mir in die Wiege gelegt. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal für Dortmund im Tor stehen werde. Das geht als Schalker irgendwie nicht. Hier in dieser Region "leben" die Menschen Schalke 04. Sie lieben diesen Verein mit einer derartigen Inbrunst, wie es vielleicht sonst nur in Südamerika der Fall ist. Dort übersteigt die Begeisterung der Fans für ihre Mannschaften ja auch die Vorstellungskraft.
Was nun in Dortmund abgehen wird, wenn wir dort die Meisterschaft unter Dach und Fachbringen sollten - darüber mache ich wir keine Gedanken. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass der Titelkampf sich erst am letzten Spieltag entscheiden wird. Wir haben nach wie vor alles in unserer Hand. Die Ausgangssituation hat sich nicht verändert. Und jetzt geb' ich doch noch ein Versprechen ab. Unser Asa (Gerald Asamoah, Anm. der Red.) will im Fall des Titelgewinns beim BVB die 40 Kilometer von Dortmund nach Gelsenkirchen laufen. Wenn es denn wirklich so kommen sollte, bin ich dabei: mit dem Fahrrad - und ich bin froh, dass wir nicht in Cottbus spielen...