Nach Pokal-Ko. Schockzustand auf Schalke - Kuranyi muss blechen

Raus im Uefa-Cup, jetzt auch raus im DFB-Pokal: Die hoch ambitionierten "Knappen" werden ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Die Verantworlichen bei S04 sind ratlos - und verhängen Geldstrafen.

Nach den Pleiten im UEFA-Cup und im DFB-Pokal droht dem FC Schalke 04 ein stürmischer Herbst. Die bittere 2:4-Niederlage in der 2. Pokalrunde beim 1. FC Köln offenbarte, dass die hoch ambitionierte Mannschaft ihren Ansprüchen nicht gerecht wird und die Verantwortlichen kein Rezept gegen die fehlende Konstanz haben.

Frust und Blockade

"Das ist absolut enttäuschend, weil wir jetzt zwei Wettbewerbe leichtfertig verschenkt haben. Einige Spieler hatten nicht mal Normalform", sagte Manager Andreas Müller nach dem packenden Pokalfight über 120 Minuten, zu dem der Bundesligazweite aber weitaus weniger beizutragen hatte als die leidenschaftlich kämpfenden Kölner Zweitligafußballer. "Jetzt können wir uns wenigstens auf die Bundesliga konzentrieren", bemerkte Kapitän Frank Rost mit zynischem Unterton.

Ob die Königsblauen in der Liga ihre derzeit gute Position behaupten, ist aber zweifelhaft. Das Team wirkt verunsichert, brachte sich durch individuelle Fehler und eine Disziplinlosigkeit von Zlatan Bajramovic (Rote Karte) um alle Chancen und hat in Kevin Kuranyi einen völlig frustrierten und formlosen Torjäger a.D. in seinen Reihen. Der zur Pause ausgewechselte Nationalspieler kehrte anschließend gar nicht mehr zum Team zurück und soll sich derweil in den Mannschaftsbus zurückgezogen haben. "Ich weiß nicht, ob das Frust ist oder eine Blockade. Natürlich hat er bei der Mannschaft zu sein", wetterte Müller und kündigte ein Gespräch mit Kuranyi an.

Schockzustand nach Eigentor

Bei der Ursachenforschung für die blamable Vorstellung im ersten Abschnitt, als Dario Rodriguez (34./Eigentor) und Milivoje Novakovic (36.) mit einem Doppelschlag für die Kölner 2:0-Führung sorgten, geriet der Schalke-Manager in Erklärungsnotstand. Der Trainer habe die Mannschaft vor dem motivierten Zweitligisten gewarnt. Warum sie das nicht umsetzen konnte, könne er nicht erklären, meinte Müller. "Da muss man die Spieler fragen, was in deren Köpfen vorgeht".

Immerhin raffte sich der Erstligist noch einmal auf und kam durch den eingewechselten Peter Lövenkrands (55.) und Rodriguez (75.) zum Ausgleich. Doch in Unterzahl und mit einem völlig entkräfteten Abwehrchef Marcelo Bordon hatten die Schalker am Ende nichts mehr zuzusetzen und mussten noch die Treffer des überragenden Thomas Broich (98.) und von Adil Chihi (111.) zum 2:4 hinnehmen.

Ärger für Kuranyi

Trainer Mirko Slomka stehen bei weiteren Patzern ungemütliche Zeiten ins Haus. Noch sieht er es gelassen. "Die Stimmung wird sich nicht groß ändern. Es gibt hier immer viel Stress und Kritik. Wir müssen jetzt sehen, dass wir in die Champions League kommen", sagte Slomka. Müller betonte, dass der Trainer "absolutes Vertrauen" genieße. Doch auch der Manager steht bei einem weiteren Absturz vor einer großen Bewährungsprobe. "Wir haben die Möglichkeit mit den Spielen in Stuttgart und gegen die Bayern dran zu bleiben. Das muss Motivation genug sein", sagte Müller.

Ob in den folgenden Spielen dann auch wieder Kevin Kuranyi von Anfang an mit von der Partie sein wird, ist allerdings fraglich. Schalke hat den Stürmer nämlich mit einer Geldstrafe belegt. Der im Pokalspiel zur Pause ausgewechselte Angreifer kehrte nach der Halbzeit nicht auf die Schalker Bank zurück. "Wir haben eine klare Regelung, dass sich ausgewechselte Spieler auf die Ersatzbank zu setzen haben. Ich habe mit Kevin darüber gesprochen, er wird eine Geldstrafe erhalten", sagte Trainer Mirko Slomka am Mittwoch. Die Höhe der Strafe für Kuranyi, der sich nach der Partie nicht den Medien stellte, blieb unbekannt.

Festtagsstimmung am Rhein

Dem Aufstiegsaspiranten aus Köln kam das angeschlagene Schalker Team gerade recht. Nach drei sieglosen Spielen in der 2. Liga brodelte es schon im Umfeld des rheinischen Kultclubs. "Ich bin froh, dass sich die Mannschaft den Fans so präsentieren konnte. Ich habe das Vertrauen auch nie verloren", sagte FC-Trainer Hanspeter Latour. Der frühere Gladbacher Broich, dessen Treffer zum 3:2 den Sieg einleitete, war überglücklich. "In solchen Spielen können wir unsere Qualitäten zeigen. Das war heute richtige Festtagsstimmung", befand der Kölner Mittelfeldspieler.

DPA/kbe

PRODUKTE & TIPPS