Nach Rehhagels Absage "Keinen Schnellschuss"

Nur Lothar Matthäus bringt sich mit bizarren Ideen ins Gespräch: Nach Rehhagels Absage steht der DFB unter Schock und verordnet sich bei der Bundestrainersuche eine Bedenkzeit.

Die überraschende Absage Otto Rehhagels hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bei der verzweifelten Suche nach einem Bundestrainer in ein neues Dilemma gestürzt und die Hoffnungen auf eine schnelle Lösung zunichte gemacht. Die Bemühungen um einen Völler-Nachfolger sollen zunächst auf Eis gelegt werden. In den kommenden Tagen will die Trainerfindungskommission keine Verhandlungen mit möglichen Kandidaten aufnehmen. Die Suche nach dem neuen "Bundes-Rudi" beginnt wieder bei Null.

Absage Rehhagels erwischt DFB auf falschem Fuß

Alle Bemühungen hatten sich in den letzten Tagen auf Otto Rehhagel konzentriert. Der griechische Erfolgstrainer habe einem in zwei Telefonaten die grundsätzliche Bereitschaft spüren lassen, das Amt zu übernehmen, rechtfertigte Franz Beckenbauer nachträglich die Ein-Mann-Strategie des DFB.

Der DFB-Vize zeigte sich so auch völlig überrascht über Rehhagels Absage am Samstagabend. "Die emotionalen Gründe haben gesiegt", so Beckenbauer. Rehhagel habe seine Entscheidung mit der moralischen Verpflichtung, die er den Griechen gegenüber habe, begründet. "Ich habe drei Jahre lang praktisch aus dem Nichts eine Mannschaft aufgebaut und zur Europameisterschaft geführt. Ich kann diese Mannschaft jetzt nicht alleine lassen". paraphrasierte der "Kaiser" Rehhagels Worte.

Alle Kandidaten unter Vertrag

Dass alle offiziellen und inoffiziellen Kandidaten noch unter Vertrag stehen, macht die Suche noch komplizierter. "So einfach, dass man sagt, Bundestrainer will doch jeder werden und die stehen Schlange, so einfach ist es nicht. Meistens ist es der Fall, dass die guten Leute unter Vertrag stehen. Zunächst muss derjenige die Bereitschaft erkennen lassen. Dann müssen wir mit dem jeweiligen Verband oder Club verhandeln, ob sie ihn überhaupt freigeben", erläuterte Beckenbauer im ZDF-"Sport-Studio" die Schwierigkeiten.

Matthäus sieht sich mit Völler als "ideale Lösung für 2006"

Unterdessen gingen die Spekulationen um den neuen Bundestrainer munter weiter. Lothar Matthäus trommelte in der "Bild"-Zeitung weiter in eigener Sache. Er werde "sicher helfen, wenn man mich braucht. Ich würde mir diesen Job durchaus zutrauen". Sollte der DFB an ihn herantreten, würde er eine Zusammenarbeit mit Rudi Völler empfehlen. "Wir wären meiner Meinung nach eine ideale Lösung für 2006".

Auch Beckenbauer brachte Lothar Matthäus erstmals offiziell ins Gespräch. "Wenn wir uns in den nächsten Tagen treffen, wird Lothar Matthäus ein Thema sein. Er wird seinen Weg machen," sagte der DFB-Vize über den Rekord-Nationalspieler. Fügte allerdings vorsichtig hinzu: "Im Moment ist er noch etwas sprunghaft.".

Ausländischer Trainer immer wahrscheinlicher

Der designierte Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger favorisiert anscheinend die Verpflichtung eines ausländischen Coaches. "Wir leben in einem offenen Europa, wir sind für alle offen", sagte er dem "Tagesspiegel" (Sonntag-Ausgabe). Wenn ein Trainer der deutschen Sprache mächtig sei und die nötigen Qualitäten besitze, würde man beim DFB über die Grenzen hinweg schauen.

Olsen ist interessiert

Der Niederländer Guus Hiddink als Anwärter auf den vakanten Posten. Auch Dänemarks Nationaltrainer Morten Olsen ist weiter im Rennen. "Ich habe nicht abgesagt. Für jeden Trainer wäre es eine reizvolle Aufgabe, schließlich findet die WM 2006 in Deutschland statt. Ob es jedoch eine Möglichkeit gibt, ist eine andere Frage", sagte der in seiner Heimat noch zwei Jahre unter Vertrag stehende Olsen der "Welt am Sonntag".

Einig sind sich die führenden Köpfe des deutschen Fußballs darin, bei der Suche nach einem geeigneten Bundestrainer nicht in Panik zu verfallen. «Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Wochen, und wenn Wochen nicht ausreichen in den nächsten Monaten den richtigen Mann für die Nationalmannschaft finden», sagte Beckenbauer. Da kann man nur viel Glück wünschen.

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