Nationalspieler Marco Reus im Interview Sie nennen ihn Woody Woodpecker

Die Bayern wollten ihn verpflichten, aber er entschied sich für Borussia Dortmund. Gladbachs Marco Reus ist einer der Spieler der Saison. Mit dem DFB-Team trifft er am Abend auf Frankreich. Ein stern.de-Gespräch über Frisuren, Einstandsreden und den Konkurrenzkampf in der Nationalmannschaft.

Herr Reus, Sie treffen in Bremen zum ersten Mal seit Bekanntgabe Ihres Wechsels auf die Nationalmannschaftskollegen. Wie groß war denn das Gemurmel? Gab es ein paar Sprüche von den Jungs aus München?

Marco Reus:

Ach, die Bayern-Spieler haben das ganz locker aufgenommen, da gab es nichts. Ich habe mich für den BVB entschieden, weil ich dort die Perspektive über Jahre hinaus sehe, mich selbst und diese Mannschaft weiterzuentwickeln. Der Spaß spielt auch eine große Rolle. Ich freue mich außerdem, mit meinem Kumpel Mario Götze zusammenzuspielen, er ist ein Weltklasse-Spieler.

Welche Rolle hat bei Ihrem Wunsch, in Zukunft für Borussia Dortmund zu spielen, eigentlich Jürgen Klopp gespielt?


Reus:

Er ist ein lockerer Typ. Klopp erklärt einem ganz genau, wie er einen sieht, und was er mit einem vorhat. Das war ein hoch interessantes Gespräch. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

In der Meisterschaft steht Gladbach exzellent da. Und auch im Pokal ist die Borussia weiter im Rennen. Im Halbfinale geht es gegen die Bayern. Mit denen haben Sie in dieser Saison ja schon so Ihre Erfahrung gemacht ...

Reus:

Es hat wohl kaum eine Mannschaft geschafft, die Bayern drei Mal in einer Saison (nach jeweils zwei Siegen in der Bundesliga, Anm. d. Red.) zu schlagen. Das wäre etwas ganz Großes, das wollen wir schaffen, wir wollen ins Finale einziehen. Wir haben keine Angst vor ihnen und kennen ihre Stärken und Schwächen ganz genau. Das wollen wir ausnutzen. Ich denke, wir gehen mit einem enormen psychologischen Vorteil in das Spiel.

Im Oktober haben Sie beim Spiel in der Türkei ihr Debüt in der Nationalmannschaft gegeben. Unter Bundestrainer Joachim Löw ist es für jeden Debütanten Pflicht, vor der versammelten Mannschaft und dem Trainerteam beim Abendessen eine Einstandsrede zu halten. War es sehr peinlich?

Reus:

Ich habe nur zwei Minuten gesprochen, aber man kann auch eine einstündige Rede halten. Ich war froh, als das hinter mir lag. So etwas liegt mir nicht wirklich. Ich habe nur schnell gesagt, wie sehr ich mich freue und wie glücklich ich bin.

Wie haben Sie eigentlich die WM 2006 in Deutschland verfolgt?

Reus:

Da habe ich einige der Jungs noch auf der Leinwand gesehen, auf der Fanmeile in Dortmund - dort habe ich mitgefiebert. Auch bei den Turnieren 2008 und 2010.

Jetzt steht die EM vor der Tür. Welche Chancen rechnen Sie sich aus, in diesem elitären Kreis in Polen und der Ukraine dabei zu sein?

Reus:

Sagen wir so: Wenn ich nominiert werde, würde ein Traum in Erfüllung gehen. Dann hoffe ich aber auch auf ein paar Einsätze. Ich werde mich dem Bundestrainer anbieten.

Aber der Konkurrenzkampf im Mittelfeld mit Özil, Müller, Podolski, Götze und Schürrle ist enorm groß ...

Reus:

Das ist nur positiv, auch für mich. Da kannst du dich als junger Spieler wie ich nur weiterentwickeln. Nur so lernt man dazu.

Ein Satz noch zu Ihrer merkwürdigen Frisur, über die spricht ja die halbe Bundesliga ...

Reus:

Ich wurde schon mit der Comicfigur Woody Woodpecker verglichen. Das war ganz lustig. Jetzt sind die Haare wieder ein bisschen kürzer. Aber an die Matte von Dante, unserem Brasilianer, kommt eh keiner ran.

Interview: Klaus Bellstedt

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