Real Madrid will deutscher werden. Nach missglückten Experimenten mit einem holländischen Block und teuren Super-Transfers der Vergangenheit giert der spanische Fußball-Club jetzt nach Nationalspielern aus der Bundesliga. Die starke Weltmeisterschaft der deutschen Elf hat dem neuen Real-Trainer José Mourinho offenbar Appetit gemacht.
Beispielsweise auf Sami Khedira, der ganz offensichtlich zu Gesprächen in Madrid war, auch wenn es sein Manager zunächst als "Unsinn" abgetan hatte. Inzwischen wird der Kontakt nicht mehr dementiert. In trockenen Tüchern ist der Wechsel aber nicht. "Es gibt keine Einigung mit Real", sagte der 23-Jährige dem "Kicker". "Und es ist auch nicht entschieden, was ich mache." Spanische Medien hatten berichtet, der defenisve Mittelfeldspieler habe sich mit den "Königlichen" bereits über einen Vertrag bis 2015 verständigt. Er habe am vergangenen Donnerstag ein "sehr ehrliches und offenes Gespräch" mit VfB-Trainer Christian Gross gehabt, sagte Khedira nun. "Nach meinem Urlaub werden wir uns zusammensetzen und weiterreden." Khedira hat in Stuttgart noch einen Vertrag bis 2011. Seine Leistungen in Südafrika haben Mourinhos Interesse geweckt ("Wir wollen wohl in Richtung Khedira gehen").
Enttäuschte Bremer
Im offensiven Mittelfeld erhofft sich Real von Mesut Özil mehr Kreativität. Die Vertragsgespräche mit seinem jetzigen Club Werder Bremen haben sich längst zum Dauerbrenner entwickelt - zum Leidwesen der Werder-Fans. "Wir hatten gehofft, in den ersten WM-Tagen zueinander zu finden. Wir haben aber bei unseren Gesprächen keine Lösung gefunden", sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs der "Syker Kreiszeitung"am Rande eines Testspiels beim Bezirksligisten FC Hambergen (13:1). Daraufhin sind die Verhandlungen laut Allofs beendet worden. Seine Aussage hört sich fast schon endgültig an: "Wir hatten unsere Vorstellungen, aber der Weg war nicht zu Ende zu bringen."
Folgerichtig soll sich bereits eine Real-Delegation um Sportdirektor Jorge Valdano mit Beratern des 21 Jahre alten Nationalspielers getroffen haben. Grünes Licht für einen Transfer will Mourinho allerdings erst nach einem persönlichen Gespräch mit Özil geben, an dem zuvor schon der FC Barcelona Interesse gehabt haben soll. Im Raum steht eine Ablösesumme von rund 16 Millionen Euro.
Werder stehen als Hindernis auf den Weg zu den Geldtöpfen in der Champions League noch zwei Qualifikationsspiele ins Haus, in denen ein Özil in Bestform Gold wert wäre. Andererseits könnten die Bremer bei einem Verkauf des bis 2011 an der Weser gebundenen Spielers jetzt noch Kasse machen, genau wie der VfB im Fall Khedira. Özils Teilnahme an den Qualifikatiosspielen würde einen Verkauf noch in dieser Saison aber wohl verhindern, da der Spielmacher dann in der "Königsklasse" in dieser Saison nicht mehr für einen anderen Verein auflaufen dürfte.
Erstaunliches Interesse an Gomez
Geradezu verblüffend mutet das Interesse des Champions-League-Rekordsiegers an Mario Gomez an, das mit der spanischen Herkunft des Stürmers kaum erklärt werden kann. Obwohl Gomez bei den Bayern und auch bei seinen Kurzeinsätzen in der Nationalmannschaft enttäuschende Leistungen in Serie abgeliefert hat, steht er auf Mourinhos Einkaufszettel. So soll der Torjäger a. D. möglicherweise gar Real-Ikone Raul ersetzen, der seinen Stammplatz bei den "Königlichen" verloren hat. "Entweder wir holen Gomez, oder Raul bleibt bei uns", wurde Mourinho am Samstag auf der Titelseite der Madrilener Sporttageszeit "Marca" zitiert. Raul, Spaniens Rekord-Torjäger, wird von Schalke 04 weiterhin heftig umworben, auch das vom früheren Madrid-Coach Bernd Schuster trainierte Besiktas Istanbul hat Interesse signalisiert.
Gomez war erst im Sommer 2009 für rund 30 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt, spielte dort in der Rückrunde kaum noch und dürfte auch in der neuen Saison schlechte Karten haben. Zu groß ist die Konkurrenz in der Offensive. Laut Marca-Informationen könnte der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart als Tauschobjekt in einen Transfer mit einbezogen werden.
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