Obwohl sein Vertrag vor kurzem noch bis zur WM 2006 in Deutschland verlängert worden war, nutzt der bisherige Nationalcoach Advocaat nun eine Ausstiegsklausel zum 1. August, wie der Direktor des niederländischen Fußballbundes, Henk Kessler, angab. Bei der Europameisterschaft in Portugal hatte der Trainer die Oranje-Elf bis ins Halbfinale gebracht, konnte damit aber die hohen Erwartungen im eigenen Land nicht erfüllen.
Morddrohungen gegen Advocaat
Advocaats Beschluss kam nach der überaus heftigen Kritik der niederländischen Medien und der Öffentlichkeit an Aufstellungen und Auswechslungen während des Turniers nicht unerwartet. „Die Situation war durch den Einfluss der Medien unmöglich geworden. Die Presse hat ihn abserviert“, erklärte Kessler. Der Fußballbund respektiere Advocaats Beschluss und werde nun über seine Nachfolge beraten. Auch der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende hatte sich über das Ausmaß der bis zu Morddrohungen reichenden öffentlichen Vorwürfe gegen Advocaat empört gezeigt.
Nachfolge noch ungeklärt
Der 57 Jahre alte Trainer war insgesamt zwei Mal Verantwortlicher der Oranje-Auswahl. Nach seiner ersten Amtszeit von 1992 bis 1994 war er seit 2000 erneut für die Nationalelf tätig. Insgesamt begleitete er das Nationalteam in 55 Länderspielen - mehr als jeder andere Nationaltrainer der Niederlande. 32 Mal ging Oranje dabei als Sieger vom Platz, 12 Mal wurde unentschieden gespielt, 11 Spiele gingen verloren. Als Clubtrainer war Advocaat für den PSV Eindhoven und die Glasgow Rangers aktiv. Mit Advocaat scheidet auch sein Assistent, der frühere Nationalspieler Willem van Hanegem, aus. Bis zum nächsten Freundschaftsspiel des Nationalteams gegen Schweden am 18. August hofft der niederländische Fußballbund einen neuen Trainer präsentieren zu können. Über einen möglichen Nachfolger Advocaats ist bisher noch nichts bekannt.