Am Ende einer katastrophalen Saison hat Real Madrid seinen Trainer Carlos Queiroz entlassen und die Verpflichtung von Ex- Nationalcoach José Antonio Camacho angekündigt. Der 48-Jährige werde beim spanischen Fußball-Rekordmeister einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnen, teilte Clubpräsident Florentino Pérez am Montag nach einer Krisensitzung des Vorstandes mit. Camacho, der in Portugal mit Benfica Lissabon gerade den Pokal gewann, habe bereits zugestimmt.
CL-Teilnahme in Gefahr
Real Madrid belegte nach dem letztem Spieltag in der Primera División den vierten Platz und muss nun im August die Qualifikation für die Champions League bestreiten. Die lukrative Asien/Amerika-Rundreise wird größtenteils abgesagt. Gestern hatte es mit einer 1:4-Schlappe zu Hause gegen Real Sociedad San Sebastiàn die fünfte "königliche" Niederlage in Folge gesetzt.
Frust bei Fans und Verein
50 000 Zuschauer hatten den Clubchef, den Coach und die gesamte Mannschaft gnadenlos ausgepfiffen. "Eine Saison wie die jetzt zu Ende gegangene wollen wir bei Real nicht noch einmal erleben", sagte Pérez. Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf Camacho, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger über einen guten Leumund in Spaniens Hauptstadt verfügt.
"Seine Verpflichtung war ein Fehler"
Queiroz scheiterte nach nur einem Jahr in Madrid. Der Portugiese war 2003 zusammen mit David Beckham von Manchester United, wo er Assistenztrainer war, nach Spanien gewechselt. Er ging in die Club- Annalen ein, weil er mit Real jetzt fünf Spiele in Folge verlor. Eine solche Negativ-Serie hat es in der 102-jährigen Vereinsgeschichte noch nie gegeben. "Queiroz hat uns enttäuscht. Seine Verpflichtung war ein Fehler", gab Pérez zu und trat damit verbal nach.
Camacho einer von Real
Camacho hatte 16 Jahre lang als eisenharter Verteidiger selbst das Real-Trikot getragen. 1998 unterschrieb er - als Nachfolger von Jupp Heynckes - schon einmal bei Real einen Trainervertrag. Wegen eines Streits mit dem damaligen Vorstand erklärte er jedoch nach nur 21 Tagen seinen Rücktritt und wurde wenig später Nationaltrainer. Nach der Weltmeisterschaft 2002 legte er sein Amt nieder, nachdem Spanien im Viertelfinale an Mit-Ausrichter Südkorea gescheitert war.
Im Gegensatz zu seinem reservierten Vorgänger ist Camacho ein leidenschaftlicher und impulsiver Mann. Ihn hält es selten auf der Trainerbank. Heftig gestikulierend feuert er seine Spieler an. Die Zeitung "El Mundo" verglich ihn mit einem "ausbrechenden Vulkan". Bei der WM wurde er durch seine durchgeschwitzten Hemden berühmt.
Hohn und Spott
Er hat viel Arbeit vor sich. Die Real-Stars taugen zur Zeit nur noch als Objekt des spanischen Spotts. "Die gute Nachricht ist, dass die Saison zu Ende und Real nicht abgestiegen ist", schrieb das Sportblatt "Marca". Kolumnist Juliàn Ruiz gab zu bedenken: "Camacho allein kann die Probleme nicht lösen. Real bräuchte eine neue Mannschaft. Aber woher soll man das Geld nehmen?"