Real Madrid, Gegner des FC Bayern München im Achtelfinale der Champions League, hat nicht nur zwei Punktspiele in Folge verloren, sondern in letzter Zeit ein erbärmliches Bild abgegeben. Spanische Medien berichteten übereinstimmend, dass Stürmer Robinho in der vergangenen Woche zweimal alkoholisiert zum Training erschienen sein soll. Deshalb sei er von Trainer Fabio Capello beim 0:2 am Sonntag bei Deportivo La Coruna auf die Tribüne verbannt worden. Robinho, der 2005 für 24 Millionen Euro vom FC Santos nach Madrid gewechselt war, nahm zu den Vorkommnissen bislang nicht Stellung. Auch alternde Stars wie Ronaldo, Beckham oder Raul fehlt offensichtlich die nötige Motivation, um sich voll für ihren Club zu engagieren.
Capello zur Rede gestellt
Die Vereinsführung stellte jetzt den Trainer Fabio Capello zur Rede. Und der reagierte prompt: Capello will mit eiserner Härte durchgreifen und, wie das Sportblatt "As" schrieb, "Köpfe rollen lassen". Nach Angaben der Zeitung will der Italiener künftig auch härter mit den "Heiligen Kühen" wie den alternden Stars Ronaldo, Beckham oder Kapitän Raúl umspringen und mehr auf junge Spieler setzen.
Als weitere Maßnahme ordnete Capello an, dass bis auf weiteres keine Reporter und Zuschauer das Training der "Königlichen" mehr beobachten können. Bisher hatten Ronaldo & Co. nur in Ausnahmefällen hinter verschlossenen Türen trainiert. David Beckham wurde derweil eine Frist gesetzt. Bis kommende Woche soll der formschwache englische Superstar seine Zukunftspläne verkünden.
Beckham soll sich erklären
Er wollte Zeit haben, um darüber nachdenken zu können, aber wir sind in einer Situation, in der uns Zeit fehlt und wir reagieren müssen", sagte Reals-Sportdirektor Predrag Mijatovic auf der Homepage des spanischen Traditionsvereins. "Nächste Woche werden wir uns mit dem Thema beschäftigen", kündigte Mijatovic an. Beckhams Vertrag läuft im Sommer aus. Spätestens dann ist eine Trennung ausgemachte Sache. Der 31-Jährige soll von Vereinen in Italien, Spanien, Frankreich und den USA umworben sein. Sein Berater hatte jedoch einen Transfer in der Winterpause kürzlich ausgeschlossen.
Die Krise bei Real war nach Ansicht von Trainer Bernd Schuster absehbar gewesen. "Man sah es kommen", sagte der frühere Real-Profi und heutige Coach des spanischen Erstligisten FC Getafe nach Presseberichten. "Ich hatte geglaubt, dass Capello ein neues Team aufbauen würde, das wirklich erfolgshungrig ist. Real hielt jedoch mehr oder weniger an der Mannschaft des Vorjahres fest."
Bernd Schuster war ursprünglich Trainer-Kandidat
Schuster war eigentlich der Favorit von Clubchef Ramón Calderón für den Trainerposten bei den "Königlichen" gewesen. Calderón entschied sich nach seiner Wahl zum Real-Präsidenten jedoch für den Italiener Capello. Schuster witzelte über die Möglichkeit einer künftigen Verpflichtung durch Real: "Davon habe ich schon so oft geträumt. Aber sehen Sie, wo ich heute bin!"
Nach Schusters Überzeugung bringen bei den Madrilenen die neuverpflichteten Spieler keinen frischen Wind ins Team. Im Gegenteil: "Die Neuen passen sich der Philosophie der Trägheit und Gleichgültigkeit an", betonte Schuster. Weder im Spiel noch in der Haltung der Weißen sei eine Besserung erkennbar.