Schalke 04 ist endgültig zum Meisterschafts- Mitfavoriten aufgestiegen. Durch den 1:0 (1:0)-Erfolg im mit Spannung erwarteten 124. Revierderby bei Borussia Dortmund zogen die "Knappen" am Sonntag mit Bundesliga-Tabellenführer FC Bayern München gleich und stießen den kriselnden Erzrivalen noch tiefer in den Abstiegsstrudel. Vor 83 000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion schoss Ailton (17.) das Tor des Tages für die Mannschaft von Ralf Rangnick, der im zehnten Punktspiel seinen neunten Sieg einfuhr. Dagegen blieb der BVB auch im zwölften Liga-Duell in Serie mit dem Angstgegner sieglos.
"Das war ein Klassespiel. Unsere Mannschaft hat gut gespielt und ich bin zufrieden wegen meines Tores und der drei Punkte", sagte Ailton, für den das Thema Meisterschaft jedoch "noch zu früh" kommt. "Aber wenn es so weitergeht, wäre es toll", meinte der Brasilianer. Trainer Rangnick wünscht sich "nun noch drei Punkte gegen Freiburg, dann können wir alle zufrieden Weihnachten feiern". Dagegen verhehlte Dortmunds Teammanager Stefan Reuter seine Enttäuschung nicht. "Wir waren mitunter wieder nicht souverän genug und haben in der zweiten Halbzeit unsere Chancen nicht genutzt. Bitter ist, dass wir schon wieder ein Spiel mit einem Tor Unterschied verloren haben."
Verunsicherter BVB
In dem mit großem Einsatz geführten Prestige-Duell dominierten die "Königsblauen" eine Stunde gegen den lange zu statisch und mit hoher Fehlerquote agierenden, verunsicherten BVB. Nachdem Ailton in der 6. Minute noch freistehend an Keeper Roman Weidenfeller gescheitert war, machte er es bei seiner zweiten Großchance besser. Lewan Kobiaschwili spielte den Brasilianer mustergültig frei und der markierte ohne Probleme seinen sechsten Saisontreffer. Allerdings ließ Gegenspieler Ahmed Madouni den Torjäger sträflich ungedeckt zum Schuss kommen.
Die Borussen wirkten geschockt und taten sich gegen die kompakt stehenden und geschickt auf Konter lauernden Gäste im Spielaufbau immer schwerer. Neben Ewerthon (9.), der nach einem Solo über den halben Platz das Leder nicht im gegnerischen Tor unterbringen konnte, bot sich Marc-André Kruska (36.) noch die beste Einschussmöglichkeit. Doch in seinem ersten Punktspiel von Beginn an zielte der erst 17 Jahre alte Mittelfeldakteur über das Gehäuse. Gerald Asamoah (28.) hätte für die kombinationssicheren Schalker noch vor der Pause erhöhen können, doch Weidenfeller klärte gegen den Stürmer gekonnt.
Nach dem Wechsel bot sich zunächst Lincoln (53.) die Riesenchance zum 2:0. Doch die Borussen kämpften nun zumindest aufopferungsvoll und hatten nach Rosts Fehler und ersten Schalker Nachlässigkeiten durch Ewerthon (55./57.) gute Ausgleichschancen, bei denen der Brasilianer erst im letzten Moment gestoppt wurde. Die etwas müde wirkenden Gelsenkirchner hatten zudem Glück, als der eingewechselte Marcus Steegmann (76.) per Kopf nur die Lattenoberkante traf. Der starke Bordon und Kollegen brachten den knappen Sieg über die Zeit.
Kaiserslautern gewint
Der 1. FC Kaiserslautern hat das erste rheinland-pfälzische Fußball-Derby der Bundesliga-Geschichte gewonnen und sich fünf zusätzliche Tage Weihnachtsurlaub verdient. Gegen Aufsteiger FSV Mainz 05 feierten die "Roten Teufel" am Sonntag einen hochverdienten 2:0 (1:0)-Erfolg und sammelten damit schon vor dem letzten Hinrundenspiel bei Meister Werder Bremen die 20 Punkte, die Trainer Kurt Jara zur Bedingung für eine Verlängerung der freien Tage bis ins neue Jahr gemacht hatte.
Im mit 46.115 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauften Fritz-Walter-Stadion brachte ausgerechnet der ehemalige FCK- Jugendspieler Mathias Abel die Mainzer mit einem Eigentor in der 19. Minute ins Hintertreffen. Der Pole Kamil Kosowski (59.) besiegelte mit seinem ersten Bundesliga-Tor im 31. Spiel den vierten Heimsieg in Serie für die Pfälzer, die in Spielmacher Ciriaco Sforza ihren überragenden Akteur hatten. "Was die erste Mannschaft speziell in der ersten Halbzeit gespielt hat, war hervorragend. Das war Leidenschaft und sehr guter Fußball", bilanzierte Jara: "Die Heimspielsiege geben Selbstvertrauen. Jetzt haben wir unser Minimalziel erreicht und können nach vorn schauen."
Das "besonderste Spiel des Jahres
Bei Mainz ist hingegen nach der fünften Auswärtspleite in Folge von der Anfangseuphorie nicht mehr viel übrig. "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen müssen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Mannschaft so nervös war", ärgerte sich Clubchef Harald Strutz. Im "besondersten Spiel des Jahres", so FSV-Trainer Jürgen Klopp, agierten seine Schützlinge erst ängstlich und nach dem Rückstand zunehmend fahrig. Kaiserslautern war die klar bessere Mannschaft und hätte den Sieg eigentlich schon zur Pause perfekt machen müssen.
Vor allem Ex-Nationalspieler Carsten Jancker vergab kläglich selbst beste Chancen. Erst köpfte er den Ball aus drei Metern zwei Meter am Tor vorbei (15.), dann ließ er sich den Ball von Abel vom Fuß nehmen (25.), und schließlich spielte er den Ball freistehend vor Dimo Wache dem Mainzer Torhüter direkt in die Arme.
So mussten die FCK-Fans fast eine Stunde bis zur Vorentscheidung durch Kosowski zittern. Wegbereiter war mit einem Traumpass der Schweizer Sforza, der nach 18 Monaten erstmals wieder in einem Heimspiel in der Startaufstellung stand und das Vertrauen rechtfertigte.
Die Gäste wachten erst nach dem 0:2 etwas auf, doch selbst Klopps ungewöhnlicher Motivationsversuch fruchtete nicht mehr. Als der Coach in der 74. Minute nach einem Tritt gegen die Werbebande von Schiedsrichter Wolfgang Stark auf die Tribüne geschickt wurde, wählte er den Weg über den Platz auf die Gegengerade - und mobilisierte demonstrativ noch einmal die mitgereisten 17.000 Mainzer Fans.