Werder Bremen ist wieder Spitze. Mit einem umjubelten 5:3 (3:1) im Nord-Derby über den VfL Wolfsburg übernahm das Team von Trainer Thomas Schaaf am Sonntagabend erneut die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga. 31 830 Zuschauern im Weser-Stadion erlebten ein spektakuläres Tore-Festival, bei dem Ailton die Bremer mit seinen Saisontoren sechs und sieben (2. und 21.) auf die Siegerstraße führte. Der VfL kam durch Marino Biliskov (40.) und Albert Streit (53.) zwar zwei Mal heran, doch Paul Stalteri (41.) sowie Johan Micoud (57.) und Ivan Klasnic (58.) mit einem Doppelschlag ließen Werder feiern. Miroslav Karhan (64.) konnte im torreichsten Saisonspiel nur noch auf 3:5 verkürzen.
"Ich habe schon etwas dagegen, wenn man drei Gegentore kassiert", sagte Thomas Schaaf nach dem Spiel trotz des Sieges kritisch. "Mit den fünf geschossenen Toren bin ich schon zufrieden." Sein Wolfsburger Trainer-Kollege Jürgen Röber beklagte: "Wenn man auswärts drei Tore schießt, muss man auch einen Punkt holen."
Offensivgeist und Tempofußball
Werder überzeugte mit Offensivgeist und Tempofußball und ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, wer Herr im Haus ist. Vor allem Ailton tauchte immer wieder gefährlich vor dem Wolfsburger Gehäuse auf. Der Brasilianer warf alle Pläne von Wolfsburgs Trainer Jürgen Röber mit seinem schnellen Führungstreffer schon nach zwei Minuten über den Haufen.
Nach einer herrlichen Vorlage von Fabian Ernst, der mit einer starken Leistung seine Nominierung für die Nationalmannschaft untermauerte, ließ Ailton VfL-Schlussmann Simon Jentzsch stehen - und vollendete durch die Beine von Pablo Thiam. "Was will man mehr", sagte Werder-Manager Klaus Allofs.
In der 21. Minute war dann das 2:0 für Werder fällig. Die VfL-Abwehr bekam Ailton wieder nicht in den Griff, der Brasilianer verwandelte per Kopf. Werder machte Druck, Wolfsburg war völlig von der Rolle. Mladen Krstajic (24.) und Ümüt Davala (38.) vergaben gute Möglichkeiten. Völlig überraschend kam der VfL in der 40. Spielminute durch Biliskov zum Anschlusstreffer. Doch als die Wolfsburger noch feierten, stellte Stalteri nur Sekunden später direkt nach dem Anstoß den alten Abstand wieder her.
"Insgesamt muss man sagen, das wir den Wolfsburgern noch zu viele Möglichkeiten eröffnen, bemerkte Allofs in der Pause. "Da müssen wir aufpassen." Wolfsburg bewies Kampfgeist. Der eingewechselte Streit brachte den VfL mit seinem ersten Bundesligator (53.) wieder ins Spiel. Doch Bremen schlug erneut postwendend zurück: Micoud (57.) und Klasnic (58.) machten mit einem Doppelschlag für Werder alles klar. Das 3:5 von Karhan (64.) hatte nur noch statistische Bedeutung.
Dicht auf den Fersen
Bayer Leverkusen bleibt dem neuen Tabellenführer Werder Bremen dicht auf den Fersen. Durch Tore von Diego Placente (70.), Dimitar Berbatow (75.) und Daniel Bierofka (79.) gewann das Team von Trainer Klaus Augenthaler am Sonntag auch das vierte Bundesliga-Heimspiel der Saison gegen den FC Hansa Rostock mit 3:0 (0:0) und verpasste nur auf Grund der Tordifferenz die Rückkehr an die Spitze. Vor 22 500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena, die Jens Nowotny bei seinem Comeback lautstark feierten, verdiente sich Bayer den Erfolg durch eine Steigerung nach der Pause.
Der überragende Torhüter Mathias Schober konnte nicht verhindern, dass die Mecklenburger zum vierten Mal nacheinander verloren und am Tabellenende immer mehr in Bedrängnis geraten. "Wir haben 70 Minuten gut gespielt und kriegen dann in zehn Minuten drei Tore. Wir stehen hinten nicht sicher, das ist unser Problem", klagte Trainer Armin Veh und Schober meinte: "Wenn der Gegner Chancen ohne Ende hat, ist es nur eine Frage der Zeit."
Achteinhalb Monate nach seinem beim Rückrunden-Auftakt gegen Energie Cottbus erlittenen zweiten Kreuzbandriss stand Nowotny erstmals wieder in der Anfangself. Der Nationalspieler, der sich zuletzt mit Einsätzen in Bayers Amateur-Team in Form gebracht hatte, nahm den Platz des erkrankten Juan im Abwehrzentrum ein und überzeugte auf Anhieb mit seiner abgeklärter Spielweise. "Das ist Balsam auf die Seele, wenn man sofort wieder anerkannt ist", sagte der Abwehrspieler zufrieden. "Er spielt eine solide Partie. Man merkt gar nicht, dass er so lange weg war", lobte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser den Rückkehrer.