Mit einer heftigen Attacke gegen den FC Schalke 04 und dessen Manager Rudi Assauer hat Uli Hoeneß eine Woche vor dem Bundesliga-Rückrundenstart den Titelkampf mächtig angeheizt. Der Manager des Herbstmeisters FC Bayern München unterstellte dem punktgleichen Tabellenzweiten eine äußerst gewagte Finanz- und Personalpolitik, die wie bei früheren Herausforderern des deutschen Rekordmeisters - etwa der hochverschuldeten Dortmunder Borussia - am Ende in den Ruin führen könnte.
"Wenn die Schalker so weiter spielen wie in den letzten zehn Wochen, dann sind sie ein Herausforderer. Aber wer mit Bayern mithalten will, braucht einen langen Atem. Da liegen einige auf der Strecke ’rum, die sich die Zähne ausgebissen haben. Da sehe ich Schalke auch gefährdet, weil das Fundament nicht solide ist", sagte Hoeneß im Trainingslager des Bundesliga-Spitzenreiters in Dubai.
Der 53-Jährige setzte den FC Schalke sogar in Bezug zu den mit angeblich 98 Millionen Euro verschuldeten Dortmundern, die in den vergangenen 10 Jahren versucht hatten, den Münchnern sportlich und auch finanziell Paroli zu bieten. "Der Unterschied zwischen Bayern und Dortmund war der: Die Dortmunder sind in der Bank links in die Kreditabteilung gegangen, und wir rechts in die Festgeldabteilung. Das ist bei Schalke auch der Fall. Wenn das so bleibt, werden sie auf Dauer keine Chance haben. Wer alles auf Pump macht, geht unter, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."
Hoeneß unterstellt Assauer persönlichen Ehrgeiz
Hoeneß spielte damit offenbar auf die langfristigen Kosten der Schalker für die 192 Millionen Euro teure Arena "AufSchalke", die sie jährlich mit 14 Millionen tilgen, sowie die Schechter-Anleihe von 85 Millionen Euro an. Mit diesem Geld löste der Bundesligist Kredite bei Banken ab. Die Anleihe aus dem April 2003 muss über eine Laufzeit von 23 Jahren zurückgezahlt werden.
Seinem Schalker Manager-Kollegen hielt Hoeneß wegen dieses Geschäftsgebarens Egoismus vor: "Ich habe das Gefühl, Rudi Assauer will am Ende seiner Karriere auf Teufel komm’ raus Titel holen und er hetzt Schalke damit in ein großes Risiko." Als Beleg auf dem Personalsektor führte er die Verpflichtung von älteren Spielern wie Ailton (31), Mladen Krstajic (30) und Marcelo Bordon (29) an. "Die kaufen keine 25-Jährigen, sondern 30-Jährige und statten sie mit langfristigen Verträgen aus", meinte Hoeneß. Das stimmt allerdings nur bedingt: Der von Schalke für die kommende Saison verpflichtete Nationalspieler Fabian Ernst von Werder Bremen ist 25 Jahre alt, und der im Winter aus Mainz geholte Mimoun Azaouagh ist sogar erst 22. Auch der Bielefelder Nationalspieler Patrick Owomoyela, der auf der Schalker Wunschliste steht, ist ebenfalls erst 25 Jahre alt.
Warnendes Beispiel Dortmund
Hoeneß betonte ausdrücklich, dass er die Schalker Vereinspolitik "nicht verurteile". Aber er unterstrich im selben Amtemzug: "Nur wer auf Dauer seine Finanzen in Ordnung hält, kann ein Konkurrent des FC Bayern sein." Es sei schwer, den sportlichen und wirtschaftlichen Vorsprung des Rekordmeisters in kurzer Zeit wettmachen zu wollen. "Die Dortmunder haben sich dabei verhoben. Sie wollten in fünf, sechs Jahren aufholen, was der FC Bayern in 30 Jahren aufgebaut hat. Gerd Niebaum und Michael Meier haben in Dortmund lange sehr gute Arbeit geleistet, aber übersehen, dass man vielleicht auch mal Rückschläge in Kauf nehmen muss", erklärte Hoeneß.
Der FC Bayern würde in so einem Fall dagegen "eher ’mal drei, vier Jahre konsolidieren und eher sportlichen Misserfolg riskieren, um wirtschaftlich nicht aus dem Ruder zu laufen", versicherte Hoeneß. "Denn es ist tödlich, wenn du nachts nicht mehr schlafen kannst, weil du nicht weißt, wie du die Gehälter überweisen sollst." Darum sei die Champions League für einen Club wie den FC Bayern lebenswichtig: "Ich schließe in mein Abendgebet immer ein, dass wir nicht in den UEFA-Cup kommen. Das ist ein Spiel ohne Geld." Vierter in der Bundesliga zu werden, wäre darum für ihn "ein Horror".
"Bin der Erste, der gratuliert"
Sportlich versprach Hoeneß den Schalkern allerdings einen fairen Konkurrenzkampf in der Rückrunde. "Den Anspruch, immer Erster sein zu sein, halte ich für arrogant. Natürlich wollen wir Erster werden, aber wenn Schalke oder ein anderer Klub Meister wird, bin ich der Erste, der gratuliert. Das war letztes Jahr bei Werder Bremen auch so."