ARD-Dokuserie "Unparteiisch" Wenn Deniz Aytekin mit Thomas Müller scherzt: Neue Doku zeigt die DFB-Schiedsrichter ganz nah

Schiedsrichter Deniz Aytekin pfeift
Die Bundesliga-Schiedsrichter wie Deniz Aytekin stehen unter großem Druck
© Norbert Schmidt / Imago Images
Schiedsrichter in der Bundesliga haben einen höchst anspruchsvollen Job und bekommen wenig Anerkennung dafür. Eine neue ARD-Dokuserie gibt einen spannenden Einblick in den Alltag der Referees.

Wenn am Wochenende die Bundesliga wieder beginnt, gehen 19 Teams in eine neue Saison: 18, die gegen den Ball treten, und eines mit der Pfeife im Mund. Die Elite-Schiedsrichter des DFB bezeichnen sich manchmal gern als "19. Mannschaft der Bundesliga". Und das, obwohl sie kaum Fans haben.

Allerdings betreiben die Schiedsrichter auch "eine eigene Sportart", wie der Hamburger Referee in der neuen ARD-Dokuserie "Unparteiisch" herausstellt: "Wir fangen erst an, wenn die Profifußballer aufhören." Während sich die Karriere eines Spielers mit Anfang 30 schon dem Ende zuneigt, erreichen Schiris normalerweise erst in diesem Alter Bundesliga-Niveau. Allein das zeigt, worauf es bei den Referees neben Regelkunde, Fitness und Entscheidungsfreudigkeit auch ankommt: Ausstrahlung, Kommunikationsgeschick, Empathie und gleichzeitig Durchsetzungsfähigkeit.

Bundesliga-Schiedsrichter brauchen Softskills auf dem Platz

Wie diese Softskills bei Top-Schiedsrichtern aussehen, lässt sich in der fünfteiligen Dokuserie, die die ARD kurz vor dem Saisonstart veröffentlicht hat, wunderbar nachvollziehen. Das Team vom Regisseur Tom Häussler hat nämlich auch den Austausch zwischen den Schiedsrichtern übers Headset sowie Dialoge auf dem Feld verwenden dürfen. Und die sind mitunter höchst unterhaltsam.

Zum Beispiel, wenn Deniz Aytekin, einer der besten deutschen Unparteiischen, auf dem Feld mit Weltmeister Thomas Müller über dessen jungen Teamkollegen Jamal Musiala flachst: "Der nimmt mir mit Ball 70 Meter ab bei einem 100-Meter-Sprint. Da kommst du dir bescheuert vor." Oder: "Wenn du alt bist, was soll ich dann sagen? Dann bin ich schon tot." Small-Talk-Qualitäten beweist auch Sven Jablonski (für viele der kommende Top-Schiedsrichter in Deutschland), der sich während des Hamburger Stadtderbys mit HSV-Spieler Sonny Kittel übers Sonnenstudio unterhält.

DFB geht transparenter mit Fehlern um

Die oft so unnahbaren Schiedsrichter zeigt die Doku also ganz nah – dass sie menschlich sind, wird Fußballfans sowieso Woche für Woche bei Fehlentscheidungen der Unparteiischen bewusst. Die hat auch der VAR nicht ausmerzen können. Der DFB geht mittlerweile offener damit um, wirbt um Verständnis für die Schiris, gibt auch Fehler zu. Normalerweise verbuchen Schiedsrichter ein Spiel dann als Erfolg, wenn nicht über sie gesprochen wird. Jetzt äußern sie sich regelmäßig im Fernsehen zu ihren Entscheidungen nach dem Spiel, eine große Fußball-Talkshow am Sonntagvormittag sendet sogar wöchentlich die Rubrik "Da fragen wir doch mal den Schiri". 

Das ist nicht immer angenehm für die Schiedsrichter, und auch in der ARD-Doku wird teils schonungslos Kritik geübt. Da ähneln die Referees dann wieder den anderen 18 Bundesliga-Teams: Auch hier gilt das Leistungsprinzip – wer sich eklatante Fehlentscheidungen leistet, läuft Gefahr, erst einmal nicht mehr eingesetzt zu werden. Apropos Fehlentscheidungen: Dass sich diese niemals werden vermeiden lassen, sollte jedem Fan, Spieler oder Trainer klar sein. Die Schiedsrichter ärgert das am meisten, umso schlimmer, wenn sie sich dann Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt sehen. 

Die Dokuserie "Unparteiisch" schafft da nicht nur einen interessanten Einblick in den Alltag der DFB-Schiris, sondern (hoffentlich) auch mehr Verständnis – sehenswert für alle Fans, bevor sie in der neuen Saison wieder auf den Schiedsrichter schimpfen.

"Unparteiisch – Deutschlands Elite-Schiedsrichter" ist in der ARD-Mediathek abrufbar. Am 26. August um 22 Uhr läuft die Doku im Ersten.

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