Champagner-Bad im Entmüdungsbecken des Erzrivalen FC Bayern München, triumphaler Empfang auf dem Flughafen in Bremen und Champions-Party im Gasthaus "Grothenns" in Arbergen: Werder Bremen feierte die Meisterschaft meisterlich. Vor den Toren der Hansestadt ging es im mit grün-weißen Luftballons geschmückten Ballsaal hoch her. Eine Band spielte heiße Rhythmen, und die Spieler führten nach ihrem 3:1-Erfolg in München auf dem Parkett Freudentänze auf. Draußen vor der Tür feierten rund 300 Fans in Werder-Trikots und feinen Nadelstreifen-Anzügen bis in den frühen Sonntagmorgen kräftig mit.
Fete als "geheime Kommandosache"
"Wir wollten einmal zeigen, dass wir auch feiern können", meinte Werders Marketingchef Manfred Müller. Er hatte die Fete im Vorfeld als "geheime Kommandosache" organisiert - Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs wussten nichts von den Vorbereitungen. "Die Überraschung ist geglückt. Für uns und für die Spieler ist dies eine tolle Sache", meinte Allofs erfreut und paffte zur Feier des Tages eine dicke Zigarre.
Torjäger Ailton und Regisseur Johan Micoud genossen das Blitzlichtgewitter der Fotografen und die überall präsenten die TV- Kameras. "Ailton gut, Werder gut, Feier gut. Alles wundervoll, es ist unglaublich", jubelte der Brasilianer und labte sich an Lachshäppchen sowie einem Gläschen Rotwein.
Vorher hatten 15 000 Werder-Anhänger der Meistermannschaft auf dem Flughafen einen triumphalen Empfang bereitet. Als um 21.31 Uhr die zweimotorige Chartermaschine nach einer Ehrenrunde über dem Platz auf dem Rollfeld aufsetzte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Als das Flugzeug auf die Massen zurollte, schwenkte Schaaf schon aus dem Cockpit heraus die grün-weiße Werder-Fahne. Zur gleichen Zeit heulten die Sirenen der Feuerwehr, Leuchtkugeln stiegen in den Nachthimmel, und die Fans verlangten schreiend voller Inbrunst: "Wir wollen die Meister sehen!"
Gratulation von Bürgermeister Scherf
Als Erster gratulierte Bremens Bürgermeister Henning Scherf zum vierten Titel. Der Regierungschef hatte sich ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Deutscher Meister 2004 - Werder Bremen" über sein Hemd gezogen und sogar grün-weiße Streifen auf beide Wangen gemalt. Jeder Profi erhielt eine rote Rose. Bereits auf der Gangway, die arg ins wanken geriet, ließen sich Mannschaft und Vorstand enthusiastisch feiern. "Das ist unglaublich, was hier abgeht", meinte Torhüter Andreas Reinke staunend über den Trubel, der teilweise chaotische Züge annahm.
Die begeisterten Fans hatten die Flughafen-Absperrung durchbrochen und waren auf das Rollfeld gestürmt. Ex-Manager Willi Lemke hatte zuvor die Werder-Anhänger bei Laune gehalten und sich mit dem Mikrofon in der Hand als Stimmungsmacher betätigt. Trotz eines Muskelfaserrisses verfolgte der Bremer Bildungssenator inmitten von 25 000 Fans die Live-Übertragung auf einer Großbildleinwand auf dem Domshof. Überraschend war Lemke, der im Vorfeld einige "Giftpfeile" Richtung München abgeschossen hatte, dann aber bei der nächtlichen Party nicht anwesend.
Die offizielle Werder-Feier findet erst am kommenden Sonntag am Rathaus statt. Kapitän Frank Baumann wird die Meisterschale nach dem letzten Saison-Heimspiel am Tag zuvor gegen Bayer Leverkusen im Weserstadion stolz in die Höhe recken. Und dann wird nochmal gefeiert.
Sprüche vom 32. Spieltag
"Der Name kommt aus dem Alten Testament. Ismael ist der Sohn von Abraham. Ich komme aus Guadeloupe." Werder Bremens Profi Valerien Ismael auf die Frage von ZDF-Reporter Rudi Cerne nach dem Ursprung seines Namens
"Da muss in der Halbzeit einer gestrickt haben." Werder-Chef Jürgen L. Born auf die Anmerkung, dass entgegen der Ankündigung Meister-T-Shirts für die Mannschaft vorbereitet waren
"Stilles Wasser mit Zitrone." Werder-Spieler Tim Borowski auf die Frage, was am Samstagabend getrunken wird
"Da schießen sie in der Kreisklasse Tore gegen dich. Das habe ich vor zwei Jahren schon mal gesagt, das schafft Grün-Weiß Kley." BVB-Sportmanager Michael Zorc zum Abwehrverhalten seines Teams beim 2:6 in Berlin
"Fußball ist ein Tagesgeschäft. Heute ist man der Depp, morgen kann man wieder der Held sein. Entsprechend werden wir arbeiten, um das Deppen-Image wieder abzulegen." BVB-Trainer Matthias Sammer nach dem 2:6 in Berlin
"Da könnt ihr in den Computer gucken. Der wird ausspucken, wie viele Möglichkeiten es noch gibt." Hertha-Trainer Hans Meyer zur Situation von Hertha BSC im Abstiegskampf nach dem 6:2 gegen Dortmund
"Jetzt ist es endlich raus." Gladbachs Trainer Holger Fach nach dem "Liebes-Geständnis" von Jupp Heynckes an seinen alten Club
"Wahrscheinlich hat der Schiedsrichter in Borussen-Bettwäsche geschlafen." Schalke-Torhüter Frank Rost
"Wenn dies das Sieg-Rezept ist, schalte ich schon am Mittwoch die Sprenkleranlange ein, damit am Samstag viel Wasser auf dem Rasen ist." Kaiserslauterns Trainer Kurt Jara zu dem vom Dauerregen aufgeweichten Boden beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg
"Es war der letzte Elfmeter, den er geschossen hat." Bayer Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler zu Dimitar Berbatow, der entgegen interner Absprache einen Foulelfmeter zum möglichen 3:0 schoss und nicht traf
"Jetzt müssen wir nicht durch die Botanik." Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund zur gesicherten UEFA-Cup- Teilnahme
"Leverkusen ist auf dem Weg in die Champions League - wir auf dem in die zweite Liga. Mehr gibt es da nicht zu sagen." Kölns Manager Andreas Rettig nach dem 0:2 im rheinischen Derby in Leverkusen
"Es kam mir so vor wie bei einer Fackel. Bei Bremen hat sie lichterloh gebrannt. Bei uns haben wir entweder vergessen, sie anzuzünden, oder sie ist abgebrannt." Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 1:3 der Münchner gegen Werder Bremen