Ladys Querpass Hupkonzert auf Polyester-Bezügen

Von Tina Gallach
Nach zweieinhalb Wochen Fußballweltmeisterschaft steigt die Spannung. Wir sind im Viertelfinale - und ich sahne jede Menge Geschenke ab. Über einige Dinge wundere ich mich allerdings.

Wer hat sich eigentlich diese komischen Fußballweisheiten ausgedacht? "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Hallo? Und was ist, wenn wir am Freitag gegen Argentinien verlieren? Dann ist nach dem Spiel aber so was von nach dem Spiel. Koffer packen und ab nach Hause. Das ist für unsere Mannschaft zwar nicht allzu weit, die Australier müssen jetzt ein paar mehr Kilometer zurücklegen. Aber trotzdem. Tschüss WM. Dann hat es sich ausge-wir-fahren-nach-Berlin-t.

Und an den abendlichen Hupkonzerten in den Städten werden unsere schwarz-rot-gold-beflaggten Autos dann wohl auch nicht mehr teilnehmen - mit Ausnahme von denen vielleicht, deren Fahrer die Flagge sowieso schon falsch rum aus dem Fenster gehängt haben. Aber so weit wollen wir es natürlich nicht kommen lassen. Es macht doch gerade alles so viel Spaß. Andi dreht völlig am Rad.

Hupen bis zum Tinnitus

Er ist nämlich einer von denen, die nach jedem Sieg der deutschen Elf oder der Italiener die Autoschlüssel zücken und wild hupend durch die Stadt düsen. Und zwar stundenlang. Ich feiere das ehrlich gesagt lieber mit einem leckeren Schlückchen zu Hause, als bei der Wärme auf den Leoparden-Polyester-Bezügen in seinem Opel Astra festzukleben und mir einen Hup-Tinnitus zu holen.

Überhaupt ist es zu Hause doch am Schönsten. Ich lade jetzt immer Gäste zu den Spielen ein. Das hat den Vorteil, dass jeder meint, er müsste aus Höflichkeit etwas mitbringen. Habe schon einen neuen Lavendelbusch auf meinem Balkon, drei Flaschen Wein, ein WM-Rasen grünes Strandhandtuch, eine Grillzange und WM-Rasen grüne Servietten. Alles durchaus coole Geschenke. Und das, obwohl wir es erst gerade ins Viertelfinale geschafft haben. Ich bin gespannt, was ich noch alles bekomme, wenn wir ins Finale einziehen. Weggeschmissen habe ich übrigens drei Mini-Goleos und ein Weizenbierglas (bäääh). Aber was wollte ich eigentlich sagen?

90 Minuten Elf-Meter-Schießen

Ach ja, die Fußballweisheiten. Zusammengefasst sind das für mich konstruierte Leitsätze. Irgendetwas, woran man sich während der 90 Minuten Spielzeit festklammern kann, damit man weiß, was tut. Wenn man zum Beispiel als eher an mildes englisches Klima gewöhnter David Beckham ausgelaugt auf dem deutschen Rasen steht, wenn die Sonne brennt und die Bronchien versagen. Dann hilft der Gedanke "Das Runde muss ins Eckige" wahrscheinlich mehr als "Ich muss aufpassen, dass die Viererkette nicht zerbricht", oder so. Dabei hört sich der Satz doch an wie ein Trinkspruch: "Nich lang schnacken, Kopp in Nacken", oder so. Enttäuschend einfach... Ich dachte immer Fußball wäre Strategie - und Kopfarbeit. Bis ins letzte Detail ausgeklügelte Spielzüge. Sportlicher Ehrgeiz gepaart mit Teamgeist und Fairness. Wenn es nur ums Tore ballern ginge, bräuchten da doch nicht 22 Leute permanent dem Leder hinterher zu hetzen. Dann könnten die doch einfach 90 Minuten lang Elf-Meter-Schießen. Oder nicht?

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