Berlin-Ankunft "Die Mannschaft ist richtig gut drauf"

Die 'Mission Titelgewinn' geht in die letzte Phase: Nun hat auch die deutsche Elf ihr Berliner WM-Quartier bezogen. Und Trainer Klinsmann ist optimistisch - auch was seine eigene Zukunft angeht.

Jürgen Klinsmann und seine Truppe sind endlich in Berlin - und vor dem 9. Juli wollen sie nicht wieder weg. Nach dem Einzug in das WM-Quartier im Grunewald wiederholte der Bundestrainer vor der Presse nochmals ausdrücklich seine Vorgabe Titelgewinn: "Wir sind bereit loszulegen. Wir haben die Möglichkeit, etwas zu bewegen", gibt er sich trotz aller skeptischer Stimmen aus dem Ausland über die Rolle des WM-Gastgebers selbstbewusst. Er werde alles dafür tun, dass sein Team bis zum Endspiel in der deutschen Hauptstadt bleibe, ergänzte er. Auch die Spieler haben die Zeichen des Chefs gehört und geben sich optimistisch. "Ich bin überzeugt, dass wir gegen Costa Rica sehr erfolgreich sein werden", sagte Arne Friedrich. "An ein Vorrunden-Aus denkt keiner bei uns." Auch dass Michael Ballack das erste Kurztraining am Montagabend verletzungsbedingt ausfallen ließ, störte keinen. "Reine Vorsichtsmassnahme", meldete der DFB. Der deutsche Kapitän leidet an einer Muskelverhärtung in der rechten Wade.

Taktischer Feinschliff

Nach dem überzeugenden 3:0-Sieg im letzten Vorbereitungsspiel gegen Kolumbien scheint die Startelf für das erste Gruppenspiel gegen Außenseiter Costa Rica zu stehen. Klinsmann will in den restlichen Trainingseinheiten aber nicht locker lassen. Nach zwei Trainingstagen in der Hauptstadt wird die Nationalmannschaft am Donnerstag vormittag nach München fliegen und dort am Abend das Abschlusstraining im WM-Stadion absolvieren. Taktischer Feinschliff, Standards und die theoretische Vorbereitung auf den weitgehend unbekannten Auftakt-Gegner sollen die Schwerpunkte an den kommenden Tagen bilden.

"Kleine Oase"

In ihrem Berliner WM-Quartier sollen die Spieler so wenig wie möglich vom öffentlichen Druck mitbekommen. Das Quartier ist großräumig abgesperrt - die Fans bleiben draußen. "Zum einen ist es eine kleine Oase, zum anderen ist die direkte Anbindung zum Zentrum da", charakterisierte er das Berliner Nobelquartier "Schlosshotel am Grundewald". Wie schon in der Vorbereitung in Genf und Düsseldorf werden keine Zeitungen mehr zum Frühstück ausgelegt, um Ablenkungen während der Arbeit auszuschließen. Bei ihrer Freizeitgestaltung haben aber die Spieler größtmöglichen Freiraum, betonte Klinsmann.

Klinsmann will bleiben

Klinsmann ließ auch in Berlin zum ersten Mal deutlich erkennen, dass er das Projekt WM 2006 nicht als Endpunkt für den Neuaufbau der deutschen Mannschaft sehe - auch nicht als persönlichen. Er wolle auch nach der WM gerne Bundestrainer bleiben. "Grundsätzlich kann ich mir die Fortsetzung der Arbeit sehr gut vorstellen", sagte er. Natürlich sei ihm aber bewusst, dass das sportliche Abschneiden bei der WM dafür der entscheidende Faktor sei. "Die Konstellation ist klar. Als Trainer wird man am Erfolg gemessen".

WM nur als "Durchgangsstation"

Klinsmann betonte, dass die Erneuerung der Nationalmannschaft noch lange nicht beendet sei. "Wir haben in den letzten knapp zwei Jahren angefangen, eine Spielphilosophie aufzubauen, mit der sich die Fans und vor allem die Mannschaft identifizieren", sagte Klinsmann und schlussfolgerte: "So eine Arbeit dauert, das ist ein Prozess, der sehr intensiv angekurbelt wurde. Er sollte auch über die WM hinaus weitergehen." Zuvor hatten sich Theo Zwanziger und Gerhard Meyer-Vorfelder deutlich für den Verbleib von Klinsmann als Bundestrainer ausgesprochen. Team-Manager Oliver Bierhoff forderte unterdessen alle Beteiligten auf, die öffentliche Debatte um die Zukunft von Klinsmann zu beeenden.

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