Millionen von Italienern haben in der Nacht mit Auto-Korsos, Feuerwerk und Spottgesängen den Halbfinalsieg ihrer Fußballnationalmannschaft über Deutschland gefeiert. "Forza Azurri!"-Rufe hallten durch Rom, Mailand, Genua, Florenz, Neapel, Turin und alle größeren Städte. "Deutsche esst, esst, esst Pizza!" riefen Fans auf dem römischen Piazza del Popolo.
In vielen Städten fuhren die Tifosi mit ihren Autos wild hupend durch die Straßen. In Mailand verwandelten rund 50.000 Fans den Domplatz in ein Fahnenmeer, in Rom zog ein Autokorso vom Kolosseum zum Piazza Venezia. "Wir haben es geschafft, es ist ein unbeschreibliches Gefühl, es sind unbeschreibliche Szenen", meinte eine junge Römerin.
"Jetzt beginnt das große Fest"
"Das kann den italienischen Fußball retten", sagte ein TV- Kommentator mit Blick auf den italienischen Fußball-Skandal. Tatsächlich hatten nur Stunden vor dem Anpfiff in Dortmund das Sportgericht in Rom den Zwangsabstieg für die Spitzen-Clubs Juventus Turin, AC Mailand, AC Florenz und Lazio Rom gefordert. "Jetzt beginnt das große Fest", meinte ein TV-Kommentator.
Ganz Rom schien nach der Zitterpartie auf den Beinen, Tifosi umarmten sich, tanzten auf den Plätzen, warfen Feuerwerkskörper. "Es ist eine unglaubliche Freude, eine unglaubliche Euphorie"", schwärmte ein deutscher Tourist in der Nähe des Kolosseums.
"Jetzt werden wir Weltmeister"
Zehntausende Tifosi hatten das Spiel auf dem Zirkus Maximus in Rom verfolgt - wo im antiken Rom Wagenrennen und andere Wettkämpfe ausgetragen wurden. "Jetzt werden wir Weltmeister", jubelte ein Tifoso. "Das war auch die berühmte italienische Mauer, die uns geholfen hat", meinte der Fan mit Blick auf die kompakte Abwehr der Italiener. "Das war die schwerste Partie in der ganzen WM für uns", sagte eine junge Römerin euphorisch in einer Bar in der Nähe der Piazza Navona, wo ebenfalls gefeiert wurde.
Im Vatikan hatte sich Papst Benedikt XVI. von dem Fußballfieber offensichtlich nicht anstecken lassen. Kurz vor Spielende begab er sich zu Bett, wünschte beiden Mannschaften Glück und wies seine Bediensteten an, ihm das Ergebnis am Morgen gleich mitzuteilen, sagte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.