Deutschland hat einen neuen Traum-Sturm. Beim 2:0- Achtelfinalerfolg gegen Schweden platzte bei Lukas Podolski mit seinem dritten Doppelpack (4./12.) im Nationaltrikot so richtig der Knoten, und der überragende Miroslav Klose ist seit Samstagabend endgültig im Kreis der weltbesten Stürmer angekommen. Podolski wurde in seinem künftigen Münchner Heimstadion für seine Länderspieltore 14 & 15 von den Fußball-Fans überschwänglich bejubelt und bei seiner Auswechslung in der 74. Minute mit Sprechchören gefeiert. Fast noch größeren Anteil als der neue Bayern-Stürmer an den beiden Treffern hatte sein 28 Jahre alter Angriffspartner Miroslav Klose als Vorbereiter.
Die Art und Weise wie Podolski und Klose zeitweise gegen Schweden miteinander harmonierten, weckte Erinnerungen an den letzten großen deutschen Traum-Angriff und dessen Erfolge: 1990 hatten Jürgen Klinsmann und Rudi Völler die deutsche Auswahl zum WM-Titel geschossen. "Allein kann man ein Spiel nicht gewinnen. Ich bin ein Mannschaftsspieler", wies Klose jedes Sonderlob bescheiden ab.
Schweinsteiger weiß um Poldis Stärken
Bundestrainer Jürgen Klinsmann stellte jedoch die Bedeutung des von vielen Top-Clubs umworbenen Bremers heraus: "Er ist ein absoluter Führungsspieler. Nicht umsonst läuft ganz Europa hinter ihm her." Klose freute sich besonders über die Treffer seines Sturmpartners: "Am Anfang hatte er es schwer. Ich bin sehr froh für ihn", sagte er.
Podolski wollte sich auch als Matchwinner nicht in den Mittelpunkt stellen: "Ich haben meinen Teil dazu beigetragen, das ist aber auch meine Aufgabe als Stürmer. Der Sieg gehört der Mannschaft", sagte er. Für Bastian Schweinsteiger war der Doppelpack keine Überraschung: "So ist der Lukas. Wenn er eins macht, macht er weitere", hatte er die Treffer seines besten Kumpels in der Nationalmannschaft angekündigt. Und Klinsmann betonte: "Wir haben immer gesagt, dass er ein bisschen Zeit braucht."
Poldi im Stile eines Vollblut-Stürmers
Im Gruppen-Spiel gegen Ecuador hatte Podolski beim 3:0 seine 359 Länderspiel-Minuten lange Ladehemmung abgelegt, doch erst nach dem bislang wichtigsten Tor seiner Karriere lösten sich bei Podolski tatsächlich die Bremsen. Auch Tribünengast Franz Beckenbauer freuten die Tore des Münchner Zugangs: "Er scheint sich in diesem Stadion sehr wohl zu fühlen", sagte der WM-OK-Chef und Bayern-Präsident.
Klose war in der vierten Minute mit einer Weltklasse-Aktion in den schwedischen Strafraum gezogen, und nach einem Zweikampf mit Torhüter Andreas Isaksson zu Fall gekommen. "Poldi" schaltete am schnellsten und staubte im Stile eines Vollblut-Stürmers ab. Wie befreiend der Treffer für den zuletzt oft kritisierten Ex-Kölner war, bemerkten die 66.000 Zuschauer in der Arena in den folgenden Minuten. Podolski war viel präsenter als in den Partien zuvor und ähnlich gut anspielbar wie Klose, der dennoch weiter den Taktstock im Angriff schwang.
Ballack lobt Klose
Nahezu perfekt arbeiteten die beiden beim zweiten Treffer zusammen: Podolski, Klose, Podolski - Tor. Der Schütze stürmte zur rechten Eckfahne und kniete sich vor die tobenden Zuschauer, Klose drehte zur linken Seite ab und wurde dort zunächst von mehr Gratulanten als der Torschütze aufgesucht.
Wie bei der WM vor vier Jahren in Asien wartet Klose zwar weiter auf sein erstes Tor in einem K.o.-Duell, doch mit seiner Lauffreude, Zweikampfstärke und Technik ist er ein Erfolgsgarant. "Wir sind froh, einen Stürmer wie ihn, mit internationalem Top-Niveau, zu haben", lobte Kapitän Michael Ballack den Angreifer, der mit neun Toren in elf WM-Spielen auf Rang vier der deutschen Bestenliste liegt. Nur Gerd Müller (14 Tore), Klinsmann (11) und Helmut Rahn (10) liegen noch vor ihm, Rudi Völler hat er bereits überholt.