Erstmals seit 40 Jahren steht Portugal wieder in einem WM-Achtelfinale: Die Mannschaft von Luis Felipe Scolari besiegte am Samstag vor 48.000 Zuschauern in Frankfurt den Iran mit 2:0. Mann des Tages war neben Altstar Luis Figo der nach seiner Verletzung erstmals wieder eingesetzte Spielmacher Deco, der nach gut einer Stunde die Führung erzielte.
Zehn Minuten vor Schluss gelang Christiano Ronaldo per Foulelfmeter die endgültige Entscheidung. Der Iran, der das ruppige Spiel bis zum 2:0 ausgeglichen gestalten konnte, ist nach dieser zweiten Niederlage vorzeitig ausgeschieden. Figo hatte nach dem glanzlosen 1:0-Auftaktsieg gegen Angola sein Team mit starken Worten aufzurütteln versucht: "Wir kennen unseren Wert, und wir wollen unserem Land Ansehen verschaffen, während die ganze Welt zuschaut." Und der Kapitän ging gegen den Iran mit gutem Beispiel voran. Fast jede gefährliche Offensiv-Aktion lief in der ersten Hälfte über den 33-Jährigen, der mit dem von seiner Zerrung genesenen Rückkehrer Deco hervorragend harmonierte.
Stimmen zum Spiel
Luiz Felipe Scolari (Nationaltrainer Portugal):
"Wir sind sehr froh, dass wir das Achtelfinale erreicht haben. Wir wussten, dass es eine schwere Partie werden würde und hatten uns auf Iran entsprechend gut vorbereitet. Der Sieg war verdient, meine Mannschaft hat das beste Spiel seit langer Zeit geboten."
Branko Ivankovic (Trainer Iran):
"Wir haben das Spiel lange ausgeglichen gestaltet. Ausgerechnet in dem Moment, als ich auswechseln wollte, hat Deco dieses wunderschöne Tor gemacht. Danach haben wir versucht, zum Ausgleich zu kommen, aber das ist uns gegen ein sehr gutes Team nicht gelungen."
Schiedrichter übersieht rot-würdige Attacke
Auch Jungstar Christiano Ronaldo hatte ebenso wie Rechtsverteidiger Miguel gute Szenen im Angriff, zeigte aber auch jene aufreizenden Nachlässigkeiten, die Trainer und Mitspieler regelmäßig in den Wahnsinn treiben. Gut in Form präsentierte sich aber vor allem der nach dem 1:3 gegen Mexiko noch kritisierte iranische Torwart Ebrahim Mirzapour, der mehrere scharfe Schüsse parieren konnte. Mit zunehmender Spieldauer gelang es den Iranern, deren Offensive erneut vom Bundesliga-Trio Ali Karimi, Mehdi Mahdavikia und Vahid Hashemian gebildet wurde, sich aus der portugiesischen Umklammerung zu befreien. Dazu zogen sie das Spiel in die Breite, nahmen das Tempo heraus und unterbrachen Angriffe mit rustikalen Fouls. Dabei übersah der französische Schiedsrichter Eric Poulat in der ersten Hälfte eine rot-würdige Attacke von Hossein Kaabi, der mit gestrecktem Bein gegen Figos Kopf sprang.
Auch Deco konnte zu Beginn der zweiten Halbzeit von Glück sagen, dass er für ein ähnlich übles Foul gegen Mohammad Nosrati nur Gelb erhielt. Das Team von Luiz Felipe Scolari war nach der Pause sehr bemüht, den Eindruck vom Angola-Spiel vergessen zu machen, als das Team nach der Pause kraft- und ideenlos über den Platz schlich. Gegen den Iran wurden die anhaltenden Offensivbemühungen in der 63. Minute mit einem erneut perfekten Zuspiel von Figo auf Deco belohnt, der aus 20 Metern mit einem strammen Schuss per Außenrist Mirzapour keine Chance ließ.
Erstmals seit 40 Jahren im WM-Achtelfinale
Die Iraner gaben aber keineswegs auf. Trainer Branko Ivankovic setzte alles auf eine Karte und wechselte mit dem Lauterer Ferydoun Zandi sowie mit Rassoul Khatibi zwei weitere Offensivkräfte ein. Und tatsächlich hätte der 23. der Fifa-Weltrangliste nach einem Stellungsfehler des Stuttgarters Fernando Meira fast den Ausgleich erzielt. Mitten in die Drangphase des Außenseiters fiel dann aber die endgültige Entscheidung: Nach einem Foul an Figo verwandelte Ronaldo in der 80. Minute den berechtigten Strafstoß zum 2:0.
Mit dem Sieg steht Portugal erstmals seit 1966 wieder in einem WM-Achtelfinale. 1986 und 2002 gewannen die Portugiesen von insgesamt sechs WM-Spielen nur zwei und mussten beide Male nach der Vorrunde nach Hause fahren, und das, obwohl sie jeweils wegen exzellenter Einzelspieler als Geheimfavoriten gehandelt worden waren. Die Enttäuschung nährte Zweifel, ob Portugal für die Weltmeisterschaftsbühne genug Substanz hat. Diese Zweifel dürften nun vorerst beseitigt sein, zumal die Südeuropäer nun auch beste Aussichten auf den Gruppensieg vor Mexiko haben, das mit vier Punkten auf Platz zwei liegt.