Argentinien setzt Prioritäten Maradona und Messi kicken Matheunterricht ins Aus

Der Beschluss kam von ganz oben: Das argentinische Kultusministerium hat entschieden, dass Schüler erst nach dem WM-Spiel gegen Südkorea zum Unterricht erscheinen müssen. Mit einem Sieg könnte Maradona seine Mannschaft als erstes Team schon ins Achtelfinale führen.

Lionel Messi schließt Argentiniens Schulen und will das Tor zum Achtelfinale öffnen, "Maurermeister" Otto Rehhagel rührt zum Abschied noch einmal Beton an, und dem zerrütteten Vize-Weltmeister Frankreich sollen die drei Musketiere helfen: In den WM-Spielen am Donnerstag geht es für die einen schon um den Einzug in die nächste Runde und für die anderen um die letzte Chance.

Weltfußballer Messi kann Argentinien mit dem zweiten Sieg in Johannesburg gegen Südkorea (13.30 Uhr) bereits vorzeitig ins Achtelfinale führen. Weil die Begegnung in Argentinien aufgrund der Zeitverschiebung bereits um 8.30 Uhr beginnt, müssen die Schüler auf Beschluss des Kultusministeriums erst nach dem Abpfiff zum Unterricht erscheinen. Vorher heißt es: Messi statt Mathe.

Der kleine Zauberkünstler vom FC Barcelona verspricht zumindest dem Gegner eine Lehrstunde. "Unser Team hat alles, um Weltmeister zu werden. Wenn wir alle Dinge als Mannschaft gut umsetzen, wird es ganz schwer, uns zu schlagen", sagt Messi, der bereits beim 1:0 zum Auftakt gegen Nigeria für mächtig Spektakel sorgte. Einzig beim Torabschluss haperte es. Für Nationaltrainer Diego Maradona steht sein Lieblingsschüler trotzdem über allen anderen.

So lästert "Dieguito" sogar über die bisher treffsicherere Konkurrenz. "Podolski, Maicon, Elano - keiner kann sich mit Messi messen. Lio ist der beste Spieler dieses Turniers", meinte der glänzend aufgelegte Coach am Mittwoch in Pretoria und trällerte einem Journalisten sogar ein Geburtstagsständchen.

Weitaus weniger Grund zur Freude hat derzeit Griechenlands Trainer Rehhagel. Aller Kritik aus der Heimat zum Trotz setzt der 71-Jährige im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Nigeria (16.00 Uhr) auf die totale Defensive. Drei Innenverteidiger sollen den Super Eagles die Flügel stutzen und die zweite Niederlage nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Südkorea, die aller Voraussicht nach das vorzeitige Aus bedeuten würde, verhindern.

"Wir müssen sehen, dass wir unser Tor sauber halten", sagte Rehhagel am Mittwoch nach dem Abschlusstraining in Bloemfontein und verteidigte seine Defensivtaktik: "Das ist schon immer unsere Spielweise gewesen. Als ich angefangen haben, waren wir in der Weltrangliste von Platz 65, jetzt sind wir 13., und zwischendurch waren wir schon sogar Zehnter. Das ist die nackte Wahrheit. Wenn wir irgendwann mal Ronaldo, Kaka oder Messi haben, dann können wir auch dementsprechenden Fußball spielen."

Die Mauertaktik von König Otto, die daheim Medien und Fans harsch kritisieren, findet in der Mannschaft noch immer Unterstützung. "In den wichtigen Begegnungen der vergangenen Jahre haben wir immer aus einer kompakten Defensive heraus auf Konter gespielt. Das müssen wir beibehalten", sagte Stürmer Dimitris Salpingidis. Die Viererkette, die von den Südkoreanern zum Auftakt mehrmals auseinandergenommen worden war, soll entweder der angeschlagene Vangelis Moras oder Christos Patsatzoglou in der Mitte verstärken. "Wir haben in den letzten Spielen in der ersten Halbzeit immer zwei Tore kassiert, das darf uns diesmal nicht passieren", sagte Rehhagel.

Nachdem der Trainer gegenüber der Mannschaft schon über seinen Abschied gesprochen hatte, wollte er sich dazu am Mittwoch nicht dazu äußern. "Nur Fragen zum Spiel", hieß es. In Griechenland sehnt die Presse indes das Ende der Ära des 71-Jährigen herbei. "Otto hat einen guten Abgang verdient", schrieb die Zeitung Exedra, "lasst uns die WM mit Anstand zu Ende bringen." Der älteste Trainer der WM-Geschichte, dessen Vertrag nach der Weltmeisterschaft ausläuft, hatte seine Spieler bereits auf das nahende Ende der Zusammenarbeit eingestimmt: "Es könnten die letzten Tage sein, die wir gemeinsam verbringen."

"Einer für alle, alle für einen" heißt es für Frankreich: Die drei Musketiere Thierry Henry, Florent Malouda, die in die Startelf zurückkehren sollen, und Franck Ribery sollen die Equipe Tricolore gegen Mexiko am Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF und Sky live) aus dem schlimmsten Schlamassel befreien.

Ungeachtet aller Star-Streitigkeiten will Frankreich nach der Nullnummer gegen Uruguay die Kritiker um Weltmeister Zinedine Zidane verstummen lassen. "Natürlich trifft uns die Kritik hart", sagte Malouda und verspricht Besserung: "Wir sind besser vorbereitet als bei der WM vor vier Jahren in Deutschland. Das werden wir noch zeigen."

Ribery soll von der linken Seite ins zentrale Mittelfeld wechseln. Der Star vom deutschen Meister und DFB-Pokal-Sieger Bayern München musste sich zuletzt aber Hohn und Spott von der früheren Sturm-Legende Just Fontaine gefallen lassen. "Da hat jemand mal Mist gemacht und behauptet, dass er das Hirn des Teams sei. Und er hat es geglaubt", schrieb der 76-Jährige in seiner Kolumne. Ribery schweigt beharrlich und will die passende Antwort auf dem Platz geben.

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