Die Fußball-WM in Katar war keine drei Minuten alt, da klingelte es zum ersten Mal im Kasten der Gastgeber. Ecuadors Stürmer Enner Valencia jubelte über seinen Kopfballtreffer zur Führung für die Gäste. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. Der Video Assistant Referee schaltete sich ein, nach kurzer Überprüfung erkannte man eine Abseitsstellung. Dem italienischen Schiedsrichter Daniele Orsato blieb nichts anderes übrig, als den Treffer abzuerkennen.

Doch lag wirklich eine Abseitsstellung vor? Den Zuschauern vor den Fernsehgeräten wurde die Auflösung zunächst verweigert. Es gab keine Bilder, die das belegen. Erst zehn Minuten später wurde die Szene noch einmal mit kalibrierter Linie eingeblendet.
WM 2022 in Katar: Béla Réthy fragt nicht weiter nach
Zumindest ZDF-Reporter Béla Réthy war damit zufrieden und verwies auf den rechten Fuß eines Ecuadorianers, der sich zu weit vorne befunden habe. Das eingeblendete Standbild belegt aber keineswegs, ob es sich wirklich um Abseits handelt. Das wäre es nur gegeben, wenn nach dem in den Strafraum getretenen Freistoß ein Ecuadorianer mit dem Kopf am Ball gewesen wäre.
Weil sich das aus den eingespielten Fernsehbildern zunächst aber nicht einfandfrei klären ließ, glaubten viele Fernsehzuschauer an eine Manipulation zugunsten des Gastgebers Katar. "Abseits ist, wenn der Emir sagt", schrieb ein User auf Twitter, stellverstretend für viele ähnlich lautende Einschätzungen.
Doch spätestens in der Halbzeitpause dürften dieses Verschwörungsgemurmel verstummt sein. Da zeigten die vom ZDF eingespielten Bilder einwandfrei, dass tatsächlich ein Ecuadorianer mit dem Kopf am Ball war, der Treffer somit zu Recht aberkannt wurde. Denn Katas Torwart Saad Al-Sheeb befand sich in der Szene vor dem Angreifer, sodass eine knappe Abseitsposition vorlag.
Der Torschütze Enner Valencia wird sich jedenfalls nicht allzu sehr gegrämt haben. Er erzielte in der ersten Hälfte zwei weitere Treffer - die beide zählten. So wartet die WM 2022 in Katar weiter auf die erste große Fehlentscheidung.