WM-Qualifikation Hilfe, die Russen kommen

Mit großem Selbstbewusstsein ist die russische Nationalmannschaft zum WM-Qualifikationsspiel (ab 20.45 Uhr im Liveticker von stern.de) gegen Deutschland angereist. Seit ihrem beeindruckenden Auftreten bei der Europameisterschaft gilt das Team von Trainer Guus Hiddink als kommende Fußball-Großmacht. Vor allem die Russen selbst sind davon überzeugt.

Die Erwartungshaltung ist riesig, das Selbstvertrauen groß. Spätestens seit der berauschenden EM im Sommer wähnen sich die Russen auf gutem Weg, eine Fußball-Großmacht zu werden. "Es wäre schön, in Dortmund einen Punkt zu holen, aber vielleicht sind wir auf mehr aus", sagte Guus Hiddink vor dem WM- Qualifikationsspiel der "Sbornaja" am Samstag (20.45 Uhr im Liveticker von stern.de) gegen Deutschland. Ungeachtet seiner Personalsorgen will der Trainer im Duell der vermeintlich stärksten Teams der Gruppe 4 den Grundstein für die WM-Teilnahme in Südafrika legen: "Für uns ist es eine große Herausforderung zu beweisen, dass die EM kein Zufall war."

Mit dem Erfolg im Juni, als das Hiddink-Team um Regisseur Andrej Arschawin von Zenit St. Petersburg die Fachwelt mit Hochgeschwindigkeits-Fußball verblüffte und erst im EM-Halbfinale am späteren Titelträger Spanien scheiterte, wuchs nicht nur die internationale Reputation, sondern auch die Bringschuld. Nur 13 Prozent der Russen zweifelten unlängst in einer repräsentativen Umfrage an einem Erfolg in der WM-Qualifikation. Die gestiegene Erwartungshaltung empfindet der Erfolgscoach mehr als Anreiz denn als Belastung: "Wir müssen dafür sorgen, dass wir sagen können: Die Europameisterschaft war der Start in eine neue Ära des russischen Fußballs", sagte Hiddink in einem "Kicker"-Interview.

Fast mit einem Fehlstart in die WM-Qualifikation

Einfach wird das nicht. Von der Leichtigkeit des Seins, die den Außenseiter noch bei der EM stark gemacht hatte, war schon beim 2:1 im ersten Qualifikationsspiel gegen Wales nur wenig geblieben. Erst ein später Treffer (81.) verhinderte einen Fehlstart in das Unternehmen Südafrika. Hiddink weiß um die Gefahren des Erfolgs: "Wir dürfen nicht denken, dass es nun von allein läuft. Die EM darf erst der Anfang und nicht das Ende gewesen sein."

Bei der Entwicklung des Fußballs kommt es zur Renaissance der Planwirtschaft. Mit der finanziellen Hilfe steinreicher Oligarchen wie Roman Abramowitsch (FC Chelsea) soll die veraltete Infrastruktur verbessert werden. "Die Hilfe der Manager und auch der Politiker ist wichtig, damit wir einen großen Schritt machen können", sagte Hiddink. Noch hält der Niederländer das Lob seines deutschen Kollegen Joachim Löw, wonach die Russen eines der weltbesten Teams stellen, für übertrieben: "Das ist das, was man dann und wann vor wichtigen Spielen sagt. Es ist ein großes Kompliment, entspricht aber nicht der Realität."

Russen von Verletzungssorgen geplagt

Starke Auftritte gegen Deutschland und vier Tage später in Moskau gegen Finnland sollen dazu beitragen, dass der positive Trend anhält. Allerdings müssen die Russen in wohl beiden Partien auf Stürmer Roman Pawljutschenko (Tottenham Hotspur), Manndecker Denis Kolodin (Dynamo Moskau) sowie die Mittelfeldspieler Dmitri Torbinski und Dinijar Biljaletdinow (beide Lokomotive Moskau) verzichten.

Die jüngste Bilanz macht wenig Mut: Immerhin 23 Jahre liegt der letzte Sieg gegen Deutschland zurück. Hiddink blieb ein Erfolgserlebnis gegen den EM-Zweiten bisher gar ganz verwehrt. Zweimal trat der polyglotte Fußball-Lehrer gegen die DFB-Elf an, zweimal zog er den Kürzeren: Als Trainer von Südkorea (2002) sowie der Niederlande (1996) verlor er jeweils 0:1. Nicht zuletzt deshalb ist sein Respekt groß: "Deutschland ist Favorit, vor allem in diesem Stadion. Aber man sollte ab und an solche Negativserien brechen. Ich hoffe, das ist am Samstag der Fall."

Neben Hiddink steht EM-Shooting-Star Arschawin im Mittelpunkt des Interesses. Der "kleine Zar" will das internationale Rampenlicht dazu nutzen, um sich nochmals für europäische Top-Clubs zu empfehlen. Die Sommerposse um einen Wechsel in das westeuropäische Ausland bekam ihm schlecht: Seine Formschwäche trug dazu bei, dass St. Petersburg den nationalen Meistertitel abschreiben kann. Erst in den vergangenen Tagen kehrte die alte Klasse zurück - rechtzeitig vor dem Saisonende in Russland und einem möglichen Winter-Transfer.

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Heinz Büse/DPA

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