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Trotz Protesten "Heimlich hingerichtet": Iran vollstreckt umstrittenes Todesurteil gegen Ringer Afkari

Navid Afkari
Weil er bei Protesten gegen das Regime im Iran einen Sicherheitsbeamten getötet haben soll, wurde Navid Afkari am Samstag hingerichtet. Zuvor hatte es eine weltweite Protestwelle gegen das umstrittene Urteil gegeben.
© Twitter
Der iranische Ringer Navid Afkari ist tot. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ilna wurde der 27-Jährige am Samstag in der Stadt Schiras hingerichtet. Die massiven internationalen Proteste halfen dem Sportler nicht.

Das Todesurteil gegen den iranischen Ringer Navid Afkari ist am Samstag vollstreckt worden. Der 27-jährige wurde im Gefängnis Adel-Abad in der südiranischen Stadt Schiras hingerichtet, sagte der Leiter der Justizbehörde der Fars Provinz, Kasem Mussawi, dem staatlichen Fernsehen. Nachdem das Urteil auch vom obersten Gerichtshof bestätigt wurde, fand die Hinrichtung in Anwesenheit der Opferfamilie statt, so Mussawi. Amnesty International hatte bereits am Freitag gewarnt, dass Afkiris "heimliche Hinrichtung" unmittelbar bevorstehe. Zunächst hatte es geheißen, das Urteil werde erst 2026 vollstreckt. 

Iran verbietet sich Einmischungen

Die iranische Justiz hatte noch am Mittwoch die Kritik im eigenen Land und dem Ausland am Todesurteil gegen Afkari zurückgewiesen. "Viele mischen sich einfach in Angelegenheiten ein, von denen sie weder genaue Informationen haben noch die notwendige juristische Kompetenz besitzen", sagte Justizsprecher Gholam-Hussein Ismaili. Afkari habe einen unschuldigen Menschen ermordet und das Urteil gegen ihn im Iran laute nicht Todesstrafe, sondern "Ghissas", so der Sprecher. "Ghissas" ist im islamischen Recht das Prinzip der Vergeltung, Blutrache oder Auge um Auge, worüber die Familie der Opfer entscheiden können.

Aus Protest gegen das Todesurteil hatte es zuvor eine internationale Solidaritätswelle mit Afkari gegeben. IOC-Präsident Thomas Bach hatte davon gesprochen, sich dem Athleten Afkari "nahe" zu fühlen. Man sei "überaus besorgt". Eine globale Vereinigung von 85.000 Athletinnen und Athleten forderte am Dienstag, den Iran aus der Weltsportgemeinde auszuschließen, sollte Afkari sterben. Selbst US-Präsident Donald Trump hatte sich via Twitter für den Sportler eingesetzt und das iranische Regime darum gebeten, das Leben des jungen Mannes zu verschonen.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, äußerte sich "zutiefst bestürzt" über die Hinrichtung. Die SPD-Politikerin schrieb am Samstag: "Es ist nicht hinnehmbar, dass rechtsstaatliche Grundsätze ignoriert werden, nur um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen."  Auch der Verein Athleten Deutschland zeigte sich "zutiefst betroffen und schockiert". Auch die Ringerfamilie reagierte geschockt. Der frühere Weltklasse-Mattenkämpfer Alexander Leipold äußerte auf Instagram "tiefe Trauer und völliges Unverständnis". Er sei "zutiefst geschockt und traurig", schrieb der dreifache Ringer-Weltmeister Frank Stäbler.  

Afkaris Anwalt: Letzter Besuch der Familie verweigert

Afkari soll, so die iranische Justiz, bei einer Demonstration 2018 in der südiranischen Stadt Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet haben. Er habe die Tat gestanden, hieß es. Ein entsprechendes Video hatte das iranische Staatsfernsehen ausgestrahlt. Der Sportler, seine Familie und Menschenrechtsorganisationen führten dagegen an, das Geständnis sei durch Folter erzwungen worden.

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Laut Afkaris Anwalt Hassan Younesi verwehrten die Behörden Afkaris Familie auch das ihr zustehende Recht, den 27-Jährigen vor der Hinrichtung ein letztes Mal zu besuchen. "Hatten Sie es so eilig?", erkundigte er sich via Twitter bei der iranischen Justiz.

js DPA

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