Magdalena Neuner tritt zurück Keine Ziele mehr

Biathlon-Star Magdalena Neuner hat erstmals über die Gründe ihres Rücktritts zum Ende des Winters gesprochen. Sie sei nicht mehr bereit, noch mehr Lebenszeit dem Sport zu widmen, erklärte Neuner, die schon nach ihren Olympiasiegen von Vancouver ans Aufhören gedacht hatte.

Um 13 Uhr hob sich der pupurfarbene Vorhang im Konferenzraum des Hotels "Krallerhof" in Leogang. Es erschien Magdalena Neuner, Deutschlands aktuell erfolgreichste Wintersportlerin. Ihre wichtigste Botschaft hatte Neuner bereits am Vortag via Homepage mitgeteilt: Sie hört nach der Saison auf mit dem Biathlonsport.

Am Mittwochmittag nun erläuterte die 24-Jährige die Gründe für ihren überraschenden Entschluss. "Ich habe Sehnsucht nach dem normalen Leben", sagte Neuner. "Ich möchte Dinge tun, auf die ich jahrelang verzichten musste. Es ist jetzt gut mit dem Sport. Eine neue, spannende Zeit beginnt für mich."

Neuner, die bislang zehn WM-Siege feierte und zwei Mal olympisches Gold gewann, hatte sich perfekt auf die Pressekonferenz vorbereitet und einige Zahlen zu ihrer Karriere zusammengetragen. 12.500 Stunden habe sie trainiert, rechnete Neuner vor, sie sei insgesamt 6500 Mal zum Training gefahren, habe insgesamt 16 Jahre Hochleistungssport betrieben. "Mir fehlen einfach die sportlichen Ziele", sagte sie, "ich habe mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hatte."

Kein ruhiges Wort mit den Eltern

Die Ankündigung ihres Rücktritts hatte am Dienstag für viel Wirbel gesorgt in ihrem Heimatort Wallgau, Landkreis Garmisch-Partenkirchen. "Überall standen Kamerateams", sagte Neuner, "es waren viele Fußspuren in unserem Vorgarten. Und ich bin zum ersten Mal in meinem Leben von einem Paparazzi verfolgt worden. Ich hätte gedacht, dass mir mehr Anstand und Respekt entgegengebracht wird."

Die Entscheidung aufzuhören, sei lange in ihr gereift, sagte Neuner. "Nach den Olympischen Winterspielen 2010 habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, Schluss zu machen. Ich war sehr erfolgreich, aber Olympia war nicht so wie ich dachte. Da hat der Spirit gefehlt. Ich bin nur rumgeschubst worden, ich konnte kaum ein ruhiges Wort mit meinen Eltern reden."

Die Belastung durch den Spitzensport war für Neuner schon weit früher kaum mehr zu ertragen. "Alle reden heute vom Burnout. Ich glaube, 2007 stand ich selber kurz davor. Ich habe mir damals einen Mentaltrainer genommen und bin aus diesem Loch herausgekommen." Nun aber sei sie nicht mehr bereit, noch mehr Lebenszeit dem Sport zu opfern.

Höhepunkt: Heim-WM

Im deutschen Biathlon hinterlässt Magdalena Neuner eine große Lücke. Eigentlich hätte nach den Rücktritten von Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Martina Beck im Februar dieses Jahres ein Neuaufbau unter der Führung von Neuner stattfinden sollen. "Jetzt müssen wir umplanen", sagt Cheftrainer Uwe Müßiggang, "Magdalena Neuner ist eine Athletin, die viel Schatten gespendet hat, den andere nutzen konnten, um sich in Ruhe zu entwickeln. Jetzt muss unser Nachwuchs viel früher ans Licht."

Höhepunkt von Magdalena Neuners letzter Weltcup-Saison wird die Heim-WM Ende März in Ruhpolding sein. Danach reist sie noch nach Chanty-Mansijsk. In der russischen Stadt wird Neuner dann ihr letztes Rennen laufen.

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