Nach Tennis-Drama um Peng Shuai John McEnroe wirft Veranstaltern Verantwortungslosigkeit vor

Sie musste im Rollstuhl vom Platz gefahren werden: Nach dem Zusammenbruch der Chinesin Peng Shuai bei den US-Open erhebt John McEnroe schwere Vorwürfe. Sie hätte auf keinen Fall weiterspielen dürfen.

Das Drama nahm bei 30 Grad Celsius und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit seinen Lauf: Das Match gegen Caroline Wozniacki um den Einzug ins Finale der US-Open wurde für Peng Shuai zur gefährlichen Tortur. Bereits im ersten Satz musste sich die Chinesin beim Stand von 4:3, 30:40 in der Kabine behandeln lassen. Eigentlich sprach alles dafür, aufzugeben, die Nummer 39 der Weltrangliste war völlig entkräftet. Doch zehn Minuten nach der Pause kehrte sie noch einmal zurück - und musste dann schließlich mit dem Rollstuhl vom Platz gefahren werden.

Der ehemalige Weltklassespieler und heutige TV-Experte John McEnroe hält die Entscheidung, Peng noch einmal zurückkommen zu lassen, für riskant. "Das wurde schrecklich vermasselt. Eine schwarze Stunde für unseren Sport", sagte er im Sender CBS und ergänzte: "Wenn ich diese Bilder sehe, wird mir schlecht." Angesichts der dramatischen Situation hätten die Veranstalter Peng auf keinen Fall weiterspielen lassen dürfen, kritisierte er.

Veranstalter verteidigen sich

Unterdessen machten Offizielle der US-Open klar, dass Peng das Match auf eigenen Wunsch fortgesetzt habe. "Peng wollte zurück auf den Platz gehen und sowohl ihr Trainer als auch ihr Arzt schätzten die Lage als nicht bedrohlich ein. Sie ist eine perfekt austrainierte Athletin", sagte US-Open-Direktor David Brewer. Das deckt sich mit den Aussagen der 28-Jährigen.

"Mein Körper hat sich immer weiter aufgeheizt, und ich habe Krämpfe bekommen", erklärte Peng, als sie drei Stunden nach dem Match zur Pressekonferenz erschien und Entwarnung gab. "Ich fühle mich besser", sagte die Spielerin und betonte, dass es ihre Entscheidung gewesen sei, noch einmal auf den Platz zu gehen. "Ich habe dem Arzt gesagt: Ich will nicht aufgeben, ich will es nochmal versuchen", sagte sie. Ob sie selbst oder schließlich der Arzt die Entscheidung zum Abbruch getroffen habe, konnte Peng nicht mehr sagen: "Vielleicht wollten sie nicht, dass ich auf dem Platz sterbe."

Peng hatte sich im Alter von 13 Jahren einer Herzoperation unterziehen müssen, davon wusste auch Wozniacki, die im Endspiel am Sonntag auf Serena Williams trifft. "Als sie das zweite Mal zusammengebrochen ist, sah das wirklich nicht gut aus", sagte die Dänin, "da hab ich mir schon Sorgen gemacht".

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mai/DPA

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