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Gerichtsurteil Djokovic darf bleiben – doch australische Politiker kritisieren den Fall als Ablenkungsmanöver

Kevin Rudd kritisiert den Fall Djokovoc als "Ablenkungsmanöver"
Kevin Rudd, ehemaliger australischer Premier und jetzt in der Opposition, kritisiert die aktuelle Regierung für ihre Inkompetenz im Umgang mit der Pandemie.
© Rishi Deka/ / Picture Alliance
Nach dem Gerichtsurteil im Fall Novak Djokovic haben sich Politiker geäußert. Sie kritisieren vor allem den australischen Premier Scott Morrison. Ob Djokovic an den Australian Open teilnehmen kann, bleibt noch offen.

Vier Tage lang verbrachte der serbische Tennisstar Novak Djokovic in einem australischen Abschiebehotel. Grenzbeamte hatten ihm zuvor die Einreise verweigert, da er laut ihrer Auffassung nicht die erforderlichen Corona-Impfnachweise vorlegen konnte. Der 34-Jährige hatte daraufhin geklagt und den Rechtsstreit nun überraschend gewonnen. Richter Anthony Kelly ordnete am Montag die sofortige Freilassung des Weltranglistenersten an.

Der Anwalt der Regierung, Christopher Tran, erklärte jedoch, dass Australien noch von seinen ministeriellen Befugnissen Gebrauch machen und Djokovics Ausreise anordnen könnte. Damit dürfte der Tennis-Spieler drei Jahre lang nicht mehr einreisen.

Rudd: Fall nur ein "Ablenkungsmanöver"

Auf das Urteil der Richter folgten bereits politische Reaktionen. Kevin Rudd, Australiens ehemaliger Premier und Vorsitzender der oppositionellen Labor Party, nahm dies zum Anlass, um die Corona-Politik der gegenwärtigen Regierung zu kritisieren. Per Twitter äußerte er sich scharf gegenüber Australiens Premier Scott Morrison (Liberal Party). "Morrison hat gerade den Fall gegen Djokovic verloren. Totale Inkompetenz! Wie sonst auch. Wenn sie ihn (Djokovic) ernsthaft nicht gewollt hätten, warum haben sie ihm dann überhaupt das Visum gegeben, um hierher zu fliegen? Das war ein riesiges Ablenkungsmanöver (...)" von den Tests, Kinderimpfstoffen und einem Mangel an Boostern.

Ähnlich äußerte sich Senatorin Sarah Hanson-Young von den Grünen. Per Twitter ließ sie wissen, die Inkompetenz von Morrison sei "erschütternd". Die Abgeordnete parteilose Zali Steggall schrieb: "Die Nachrichten heute Abend werden wieder von Djokovic dominiert, anstatt davon, dass Unternehmen und Gemeinden darum kämpfen, sich wegen fehlender Impfungen, Booster und Tests über Wasser zu halten."

Der Reporter und ehemalige CNN-Moderator Piers Morgan kommentierte den Fall mit den Worten, bei "Djokovic-Saga" gehe nicht um den Glauben an die Corona-Impfung. Jeder sollte nach denselben Regeln spielen. "Er (Djokovic) hat das Recht, nicht geimpft zu werden, und Australien hat das Recht, ihn rauszuwerfen, wenn er einen zwielichtigen Visumsantrag stellt."

Djokovics Bruder bezeichnet Urteil als "große Niederlage für die Regierung"

Die Kritik richtete sich jedoch nicht nur gegen den Corona-Kurs der Regierung. Der US-amerikanische Basketballspieler Enes Kantes Freedom schrieb per Twitter, der Fall Djokovic zeige die "gewissenlose Behandlung von Flüchtlingen in Australien". Sie würden dirt "aufgrund der grausamen Regierungspolitik von Scott Morrinson auf unbestimmte Zeit eingesperrt". Er hoffe, dass sich diese Politik durch den internationalen Druck ändere.

Der jüngster Bruder des Tennissatrs Djordje Djokovic bezeichnete das Gerichtsurteil als "große Niederlage für die Regierung". Djokovic habe diesen Kampf nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt gefochten. Der ganze Fall sei politisch gewesen. Die Familie sei derzeit mit Anwälten im Gespräch.

Unterstützt wird der Tennisstar derweil von zahlreichen Fans. Auf Twitter und You Tube die die Freude über das Gerichtsurteil einfangen. Zu sehen sind Fans mit serbischen Flaggen um die Schultern, die lauthals den Namen des Tennisspielers rufen. Wie ein Reporter von "The Age" auf Twitter berichtet, musste die Polizei einschreiten, als die Fans ein Auto in der Annahme  blockierten, Djokovic würde darin zu seiner Unterkunft gefahren. Einige hämmerten gegen die Scheiben, einer sprang sogar auf dem Autodach herum. Auf dem Twitter-Video ist zu sehen, wie die Polizei die Fans daraufhin mit Pfefferspray besprüht.

Djokovic kein Einzelfall

Der 34-jährige Weltranglistenerste, der sich wiederholt kritisch über Corona-Impfungen geäußert hatte, war am Mittwoch für die Australian Open nach Melbourne gereist, nachdem er nach eigenen Angaben eine Ausnahmegenehmigung von den Veranstaltern für eine Einreise ohne Impfnachweis erhalten hatte. Die australischen Grenzbeamten erkannten dies jedoch nicht an und entzogen ihm das Visum. Djokovic wurde in ein Abschiebehotel gebracht.

Djokovics Anwälte waren gerichtlich gegen die Annullierung des Visums vorgegangen. Sie argumentierten, Djokovics Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung sei von zwei unabhängigen medizinischen Gremien genehmigt worden. Als Grund für die Genehmigung führten sie einen positiven Corona-Test des serbischen Spielers vom 16. Dezember an.

Djokovic ist nicht der erste Spieler, dem die Einreise nach Australien zunächt verwährt wurde. Medienberichten zufolge hat das Parlament die Visa zwei weiteren Sportlern entzogen – darunter der Tschechin Renata Voráčová. Der Name des zweiten betroffenen Spielers wurde von offizieller Seite nicht bekanntgegeben. Wie Djokovic waren auch die beiden Mitstreiter bereits in Australien eingereist als Ihnen ihre Visa entzogen wurden. Voráčová war zudem in derselben Unterkunft wie Djokovic untergebracht. Vor drei Tagen hat die tschechische Botschaft die australische Regierung in einem Schreiben darum gebeten, die Inhaftierung von Voráčová zu erklären. Eine Antwort steht noch aus.

Quellen: Mit Material von DPA, "The Age", Reuters, ABC News

cl

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