Olympia Eisschnelllauf Anni Friesinger-Postma hofft still auf ihre fünfte Medaille

Das Wort Goldmedaille nimmt Anni Friesinger-Postma schon gar nicht mehr in den Mund. Nach einer frustrierenden Saison verkneift sich die 16-malige Eisschnelllauf-Weltmeisterin vor ihrem ersten Start bei den olympischen Rennen in Richmond über 1000 m am Donnerstag (ab 13.00 Uhr Ortszeit/22.00 Uhr MEZ) jede Kampfansage.

Das Wort Goldmedaille nimmt Anni Friesinger-Postma schon gar nicht mehr in den Mund. Nach einer frustrierenden Saison verkneift sich die 16-malige Eisschnelllauf-Weltmeisterin vor ihrem ersten Start bei den olympischen Rennen in Richmond über 1000 m am Donnerstag (ab 13.00 Uhr Ortszeit/22.00 Uhr MEZ) jede Kampfansage.

Die 33-Jährige verpackt in fast jede ihrer Wasserstandsmeldungen auch eine Rückzugsmöglichkeit, falls es doch nicht zu Edelmetall reichen sollte. `Die Tendenz bleibt steigend, in Wellen´, sagt sie. `Nicht optimal, aber gut´ fühle sich das lädierte Knie an: `Manchmal zwickt es noch ein wenig, aber wenn das Gelenk warm ist, läuft s ganz gut.´ Goldprognosen, wie sie Jenny Wolf abgegeben hat, kann und will sie sich derzeit nicht erlauben. Auch Bundestrainer Markus Eicher, der Friesinger-Postma damals noch als persönlicher Coach zu den Olympiasiegen in Salt Lake City (1500 m) und Turin (Team) geführt hat, bleibt zurückhaltend. `Für eine Medaille muss einfach alles passen. Immerhin sieht man bei ihr Tag für Tag Fortschritte. Es sieht nicht mehr so aussichtslos aus wie noch vor drei Wochen´, sagt Eicher.

Die Schweinegrippe aus dem November ist vergessen, auch die Schmerzen im linken Knöchel hat sie unter Kontrolle. Das rechte Knie, in dem im Sommer 2008 ein Knorpelschaden behoben worden war, ist das größte Problem. Bei Belastung wird es dick, die Schwellung grenzt die Bewegungsfreiheit der 33-Jährigen ein und verursacht auch eine leichte Blockade im Kopf. `Lass uns nicht darüber sprechen´, sagt sie: `Dadurch wirds bestimmt nicht besser.´Bei jedem Start, wenn Explosivität gefragt ist, läuft ein wenig die Angst mit. Deshalb macht sie sich mittlerweile auch mit Blick auf das 1500-m-Rennen am Sonntag die größeren Hoffnungen. Über die Mitteldistanz seien die ersten Meter nicht so entscheidend, sagt sie.

Um bei ihren vierten und letzten Spielen doch noch die insgesamt fünfte Medaille zu holen, setzt Friesinger-Postma auf ein ganz ähnliches Rezept wie Wolf: Routine ist gut, Aufregung schlecht. `Ich schaue mir die Wettkämpfe bewusst nicht in der Halle an. Selbst vor dem Fernseher werfe ich nur mal kurz einen Blick drauf und schalte dann schnell wieder um. Es kostet mich einfach zu viel Energie.´ Davon kann ihr lädierter Körper derzeit gar nicht genug bekommen.`Wenn sie in der Lage ist, im Rennen alles abzurufen, was in ihr steckt, dann kann sie es schaffen´, sagte ihr Trainer Gianni Romme. Dass sein Schützling in der Seuchensaison kaum Rennpraxis sammeln konnte, hält er für unerheblich: `Du kannst Anni nachts um drei Uhr für ein Rennen wecken, und sie weiß trotzdem, wie es geht.´

Beim 1000-m-Testlauf am vergangenen Mittwoch, den sie in zufriedenstellenden 1:16,86 Minuten absolvierte, war sie allerdings nur eine unter vielen, nicht mehr wie über Jahre hinweg die Powerfrau, die alles in Grund und Boden lief. Am Donnerstag, wenn es ernst wird, will sie erstmals `am Start wieder 110 Prozent geben´. Das hat sie seit Monaten nicht mehr getan. Es wird wie der berühmte Sprung ins kalte Wasser sein. Vielleicht erhält sie auch noch die wichtigste Unterstützung, die sie auf dem Weg zur ersehnten Medaille überhaupt bekommen kann. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt sie, dass ihr Mann Ids Postma entgegen der ursprünglichen Planung ihr vielleicht doch noch hinterherreist: `Das würde mir jede Menge Rückenwind geben.´

SID
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