Vier Jahre nach der bitteren Enttäuschung von Turin ist Michael Uhrmann wieder an einer olympischen Einzel-Medaille vorbeigeflogen - dem Schweizer Simon Ammann gelang hingegen eine Punktlandung mit dem dritten Gold seiner Karriere. Der Doppel- Olympiasieger von Salt Lake City 2002 gewann am Samstag auf der Normalschanze im Whistler Olympic Park überlegen mit 105 und 108 Metern vor dem polnischen Routinier Adam Malysz und dem österreichischen Supertalent Gregor Schlierenzauer. Der 31-jährige Uhrmann aus Rastbüchl fiel auf Rang fünf zurück, Vize-Weltmeister Martin Schmitt sprang gerade noch in die Top Ten.
Ammann gewann damit auch das Dauerduell gegen seine österreichischen Rivalen: Schlierenzauer setzte mit 106,5 Metern im zweiten Sprung zunächst ein Ausrufezeichen, doch es reichte am Ende nicht. Andreas Kofler und Wolfgang Loitzl, die Sieger der Vierschanzentournee der beiden letzten Jahre, gingen leer aus. Auch Thomas Morgenstern, der Doppel-Olympiasieger von Turin, ärgerte sich nach einem verpatzten zweiten Durchgang maßlos und wurde nur Achter.
Uhrmann, wie Schmitt Team-Olympiasieger von 2002, lag nach dem ersten Durchgang mit 103,5 Metern noch auf Rang zwei, kam aber dann nur auf 102 Meter. Der 32 Jahre alte Schmitt aus Furtwangen (99,5+103,5) wurde Zehnter, der Berchtesgadener Michael Neumayer (101+99,5) kam nur auf Rang 16. Bitter endete der Wettbewerb für Youngster Pascal Bodmer: Der 19-jährige Debütant aus Meßstetten ging vor dem ersten Sprung der Reißverschluss kaputt. Nach einigen hektischen Minuten musste er nachspringen, schied aber mit 95,5 Metern aus.
Gerade Familienvater Uhrmann hat sich für seine dritten Spiele so viel vorgenommen. 2006 in Turin verpasste er Bronze nur um die Winzigkeit von.0,5 Punkten und wollte dieses Mal unbedingt "mit Edelmetall um den Hals nach Hause kommen". 2007 erlebte er den Tiefpunkt seiner Karriere, als er im ersten WM-Training schwer stürzte und wegen eines komplizierten Mittelfußbruches lange ausfiel. Nun muss er auf die Großschanze und den Team-Wettbewerb hoffen.
Bei Schmitt, der wie Uhrmann in Salt Lake City 2002 in der Gold- Mannschaft stand, reichte es nicht zu den ganz großen Sprüngen. Der Vize-Weltmeister war seiner vierwöchigen Wettkampfpause wegen eines Erschöpfungssyndroms aber rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt wieder in Form gekommen und kann nach dem ersten Wettkampf-Tag zufrieden sein.
Bodmer war nach seinem Missgeschick bitter enttäuscht: Dem Siebten der Vierschanzentournee war der Reißverschluss rausgesprungen. Mit offenem Anzug durfte er aber laut Reglement nicht springen. So eilte Christian Winkler, Assistenzcoach von Bundestrainer Werner Schuster, nach oben und reparierte den Verschluss mit einem Stück Draht. "Man stellt sich sein olympisches Debüt natürlich anders vor", meinte Bodmer. "Ich mach' 500 Sprünge im Jahr und nie passiert so was."
DPA/kbe