Brink/Reckermann Lässiger Auftritt in der Partyzone

Die Deutschen Julius Brink und Jonas Reckermann zeigten sich zufrieden nach ihrem Einzug ins Viertelfinale. Ihr Sieg war ein cooler Auftritt im olympischen Party-Place an der Downing Street.

Wir haben uns noch mal gesteigert. Ich denke, dass unsere Leistung sehr, sehr gut war und da bin ich auch super stolz drauf." Diese Sätze von Julius Brink, die er kurz nach dem Sieg gegen die Letten Aleksandrs Samoilovs und Ruslans Sorokins sagte, Brust und Schulter noch voller Sand, sie klangen emotionaler, als sie gemeint waren. Zufrieden war Brink, war auch sein Partner Jonas Reckermann. Sie hatten bewusst kontrolliert gespielt, fast schon kühl. Doch bis zur Medaille ist es noch weit.

Viel zu bemängeln gab es aber nicht am Auftritt der beiden besten deutschen Beachvolleyballer. Zweimal schon haben sie gegen Samoilovs und Sorokins verloren, doch nun gingen sie im ersten Satz gleich in Führung und kamen über Zwischenstände von 10:5 und 15:10 auf ein deutliches 21:12.

Anders als im Tennis wird der Aufschlag beim Beachvolleyball nicht als Vorteil wahrgenommen, und der Wind, der in die Arena blies, machte die Sache nicht einfacher. Die beiden Letten bekamen jedoch Probleme mit den mal scharfen, mal gut platzierten Hereingaben von Jonas Reckermann. Konnten sie mal gefährlich erwidern, stand meistens der Block der Deutschen richtig. "Der Aufschlag in Verbindung mit Block und Feldabwehr", sagte Julius Brink nach dem Spiel, der habe sehr gut funktioniert.

Abbaubare Stahlkonstruktion mitten in London

Im zweiten Satz gerieten Samoilovs und Sorokins ebenfalls sofort in Rückstand, ließen sich aber nicht so schnell abhängen. Mit spektakulären Sprüngen sorgten sie für lange Ballwechsel. 11:9 für die Deutschen stand es. Näher aber schaffte es der Außenseiter nicht an den Favoriten heran.

Es war eine schöne Idee, dass London mit den Olympischen Spielen den Osten der Stadt nach vorne bringen wollte, eine Gegend, die sich doch arg unterscheidet von der prachtvollen Innenstadt und den vornehmen Gegenden im Westen. Eine schöne Idee war es jedoch auch, die Beachvolleyballer ins Zentrum zu holen. Die Arena, eine wieder abbaubare Stahlrohrkonstruktion, steht direkt im Regierungsviertel, Dorthin schallen nun täglich die Pop- und Rocksongs, die aus den Boxen der Arena dröhnen.

Konzertstimmung auf der Tribüne

Falls an diesem Samstag jemand aus der politischen Klasse im Büro war, hat er es sicher auch klatschen, trampeln und schreien hören. Beachvolleyball definiert sich gern als die Sportart, die auch ein Lebensgefühl ausstrahlt. Viel ist davon inszeniert, auch in London, die Sportler sind ja Profis und liegen in der Nacht nach dem Match nicht lässig mit einem Bier am Strand. Aber die Stimmung, die ist gut bei den olympischen Beachern, die Tribünen bebten. Auch der DOSB-Generaldirektor Michael Vesper klatsche eifrig mit, wenn mal wieder vor einem Aufschlag die Bässe wummerten, stand auf und schaute sich um, als könne er kaum glauben, dass die Zuschauer sich zuweilen wie auf einem Konzert benahmen.

Für Deutschland wird es jetzt noch ein bisschen weiter beben. Mit dem Sieg gegen die Letten stehen Julius Brink und Jonas Reckermann im Viertelfinale, für das sich ihre Kolleginnen Sara Goller und Laura Ludwig bereits gestern qualifiziert haben. Es geht am Montag gegen Ricardo Santos und Pedro Cunha, das zweitbeste Duo Brasliens.

"Wir haben das Potenzial, jedes Team zu schlagen"

Julius Brink und Jonas Reckermann wollen Gold gewinnen. "Wir haben das Potenzial, jedes Team zu schlagen", hatte Brink schon vor Turnierbeginn gesagt. Die beiden spielen seit drei Jahren zusammen, sie verstehen sich gut genug, um ganze Sommer miteinander zu verbringen und nicht so gut, als dass sie sich als beste Freunde bezeichnen. In Interviews beschreiben sie ihre Fan-Feindschaft im Fußball, Köln mag der eine, Leverkusen der andere. Aber dass einige Beachvolleyballer außerhalb des Feldes kaum miteinander zu reden, das können sie sich für sich selbst nicht vorstellen.

"Jetzt muss man die Gegner aus dem Weg räumen, die man eben aus dem Weg räumen muss, um eine Medaille zu bekommen", sagte Julius Brink mit Blick auf das Viertelfinale noch. "Das ist wie mit den Kronjuwelen dahinten, man weiß, wo sie liegen, aber ein paar Wächter haben etwas dagegen, dass man sie sich einfach nimmt."

Von Wigbert Löer, London

PRODUKTE & TIPPS