Snowboard-Legende Shaun White setzt zum doppelten Triple an

Im Halfpipe-Wettbewerb kann der Olympia-Superstar zum dritten Mal in Serie Gold gewinnen. Die große Frage: Zeigt er als erster Snowboarder weltweit den Triple Cork mit drei Salti und vier Schrauben?

Immer und immer wieder scheitert Shaun White daran, den Triple Cork zu stehen. Drei Salti, vier Schrauben – noch kein Snowboarder hat diesen Sprung in der Halfpipe präsentieren können. Auch der Superstar aus Kalifornien nicht. In Russia Calling, einem Film, der den US-Profi bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sotschi zeigt, misslingt auch White dieses Vorhaben unter Tränen und Schweiß. Oder doch nicht? Als nach 45 Minuten Dokumentation über brutal hartes Training der Abspann einsetzt, befindet sich der 27-Jährige nach gelungenen Kunststücken in der Landephase. Ob White wieder einmal eine neue Sphäre des Snowboard-Sports erreicht, bleibt unklar.

Möglicherweise folgt die Auflösung des eigens von ihm produzierten und bei NBC ausgestrahlten Films an diesem Dienstag (ab 18.30 Uhr) in Rosa Chutor, wenn White zum dritten Mal in Serie Olympiagold in der Halfpipe anstrebt. Zeigt er den Triple Cork im Extrem Park, dürfte ihm der Sieg nicht zu nehmen sein.

White hat ernsthafte Konkurrenz bekommen

Doch nach Jahren der totalen Dominanz hat der Snowboard-Millionär Konkurrenz bekommen. Gefährlich werden könnte White neben seinen eigenen Teamkollegen insbesondere ein Schweizer: Iouri "I-Pod" Podladtchikov. Als erster Snowboarder der Welt stand der Weltmeister einen Cab Double Cork 1440, zwei Salti mit vier Schrauben. In Russia Calling sieht man, wie sich White den von Podladtchikov Yolo-Flip genannten Trick auf einem Laptop ansieht. Whites Mund klappt auf, die Augen werden groß und der Kopf zuckt etwas zurück. Bei der Wiederholung nimmt er seinen Kopf in die Hände und reibt sich die Schläfen.

Inzwischen, nach hartem Training und rechtzeitig, hat White den Yolo-Flip auch im Repertoire und kann entspannt darüber sprechen. "Ich war beeindruckt und habe mich für ihn gefreut", sagte er. Dass er aber aufholen musste und nicht die Konkurrenten hinter seinen Tricks herjagten, das war neu für den Mann, der rund 22 Millionen Dollar pro Jahr verdient. "Er hat mich in diese wunderbare Position gebracht, in der ich einen neuen Trick brauchte. Das war etwas völlig neues in diesem Sport."

Einsam durch Hollywood-Allüren

White gilt in der Snowboard-Szene vor allem als Hollywood-Star, nicht mehr als Sportler. Eine eigene Modelinie, Videospiele, Auftritte auf dem roten Teppich, prominente Sponsoren und Touren mit seiner Rockband Bad Things haben ihn einsam gemacht unter den freiheitsliebenden Funsportlern. Ein zu großes Ego bescheinigen ihm Konkurrenten. Vor den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver ließ er sich in den Rocky Mountains eine eigene Halfpipe bauen und schockte die Gegner mit neuen Figuren.

Diesmal startete er mit dem Film den Versuch, ein menschlicheres Bild von sich zu präsentieren. White, der Vollprofi, der härter trainiert als jeder andere – das soll Russia Calling rüberbringen. Der Mann, der als jüngster Starter in der Geschichte der X-Games schon mit elf Jahren an den Start ging und mit 16 erstmals gewann, verzichtete in dieser Saison erstmals auf das wichtigste Event der Extrem- und Funsportler.

Wegen einer Handverletzung in Folge eines Trainingssturzes sagte White auch den Start im Slopestyle-Wettbewerb in Sotschi ab. Kritiker warfen ihm vor, er habe Angst zu verlieren.

In der Halfpipe aber, seit 1998 olympisch, gibt es nun keine Ausreden. "Ich habe dauernd Druck. Ich versuche nur nicht so oft daran zu denken", sagte White im Vorfeld. „Niemand kann mir mehr Druck machen als ich selbst. Ich erwarte immer das Besondere von mir: die Figuren, die Unterhaltung. Ich versuche, eine spezielle Leistung abzuliefern.“ Der Triple Cork wäre wieder einmal eine solche ganz spezielle Leistung …

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nck/DPA

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