Shaun White weinte hemmungslos. "Vielen Dank, Snowboarding. Du warst die Liebe meines Lebens", sagte der Superstar unter Tränen. Nach dem verpatzten letzten Lauf seiner Karriere bei den Winterspielen in China hatte der 35-Jährige seine Emotionen noch unter Kontrolle, doch vor der Kamera des US-Fernsehsenders NBC wenige Minuten später konnte sich der dreimalige Olympiasieger schon nicht mehr zurückhalten. "Ich wollte doch nicht weinen", schluchzte White: "Doch das alles hier ist einfach super emotional für mich."
Und dieses Ende war seiner unvergleichlichen Laufbahn eigentlich nicht würdig. White verpasste zum Abschied eine Medaille, wurde im Genting Snow Park von Zhangjiakou im Halfpipe-Finale mit 85,00 Punkten undankbarer Vierter, weil er dritten Lauf gestürzt war.
Zunächst unklar, ob White nach China reisen kann
White hat diesen Sport geprägt wie niemand sonst. Als Erster bekam er bei einem großen Wettkampf die Maximalpunktzahl von 100, erfand Tricks mit höchster Schwierigkeit wie den Double McTwist 1260, einen Doppelsalto mit dreieinhalb Schrauben. "Es war ein harter Tag für mich, ich bin trotzdem stolz. Die Jungen haben mir aber gezeigt, wo es mittlerweile lang geht", sagte White. Dass er in seinem Alter überhaupt noch auf diesem Niveau mithalten kann, zeigt seine ganze Klasse. Lange Zeit sah es in diesem Winter nicht so aus, als könne White überhaupt ein Ticket für Peking ergattern. Unter anderem warfen ihn eine Knöchelverletzung und eine Corona-Infektion zurück, trotzdem schaffte er es zum fünften Mal zu Winterspielen, die für ihn immer etwas Besonderes waren. "Nichts klingt so gut, wie zu sagen, dass man Olympiasieger ist. Man kann das überall auf der Welt sagen und die Leute werden sich wegen dir umdrehen", hatte White mal gesagt.