Ein brutaler Sturz der Niederländerin Annemiek van Vleuten hat das Straßenradrennen der Frauen überschattet und den Sieg ihrer Teamkollegin Anna van der Breggen zur Nebensache verkommen lassen. Van Vleuten krachte rund zehn Kilometer vor Rennende in Führung liegend kopfüber in den Straßengraben und blieb regungslos liegen. Stattdessen durfte Landsfrau van der Breggen jubeln, die am Sonntag nach 136,9 Kilometern an der Copacabana im Sprint einer kleinen Gruppe vor der Schwedin Emma Johansson und der Italienerin Elisa Longo Borghini gewann. Die deutschen Fahrerinnen spielten in der entscheidenden Phase keine Rolle.
Als beste Fahrerin fuhr Lisa Brennauer mit fast fünf Minuten Rückstand als 19. über den Zielstrich. Damit ist der Bund Deutscher Radfahrer, der im Frauen-Straßenrennen die erste Medaille seit 2004 angestrebt hatte, am Auftakt-Wochenende leer ausgegangen.
"Sie ist bei Bewusstsein"
Wie schon bei den Männern beeinflussten spektakuläre Stürze den Rennausgang entscheidend. Bei van Vleutens Sturz musste Schlimmstes befürchtet werden. Nach Rennende gab es zumindest teilweise Entwarnung. "Sie ist bei Bewusstsein und mit unserem Teamarzt im Krankenwagen", sagte ein Delegationsmitglied der niederländischen Mannschaft der Deutschen Presse-Agentur. Der Sturz ist also offenbar glimpflich ausgegangen. Die 33-Jährige habe nach ihrem Crash in der Abfahrt hinab vom Vista-Chinesa-Pass mitten durch einen tropischen Nationalpark "anscheinend kein ernstes medizinisches Problem", twitterte auch der Radsport-Weltverband UCI. Sie sollte in der Nacht zu Montag weiter medizinisch untersucht werden - und muss 24 Stunden auf der Intensivstation bleiben. Sie habe sich drei Knochenabsplitterungen an der Lendenwirbel und eine starke Gehirnerschütterung zugezogen, teilte ihr Verband in der Nacht mit.
Am Samstag war der italienische Kapitän Vincenzo Nibali auf Medaillenkurs liegend zu Fall gekommen und hatte einen Schlüsselbeinbruch erlitten, ebenso erging es dem Kolumbianer Sergio Henao, der sich das Becken brach. Dazu trug der Australier Richie Porte einen Schulterblattbruch davon. Das nutzte van Avermaet zum Sieg vor dem Dänen Jakob Fuglsang und dem Polen Rafal Majka.
Deutsche spielten keine wichtige Rolle im Rennen
Die deutschen blieben von schweren Stürzen verschont, spielten aber auch sonst keine Rolle. Dabei hatten Trixi Worrack und Co. stundenlang keine Fluchtgruppe verpasst. Doch schon zu Beginn des schweren achteinhalb Kilometer langen und durchschnittlich 5,7 Prozent steilen Schlussanstiegs erübrigten sich die deutschen Medaillenhoffnungen.
Von Claudia Lichtenberg, der Giro-Siegerin von 2009, war nichts zu sehen. Die Kletterspezialistin war aber nicht die einzige Top-Fahrerin, die abreißen lassen musste. Auch London-Olympiasiegerin Marianne Vos und Mitfavoritin Lizzie Armitstead, um die es im Vorfeld wegen verpasster Dopingkontrollen Wirbel gegeben hatte, mussten früh abreißen lassen.