"Nachdem es die letzten Rennen nichts war, bin ich mit Platz neun absolut zufrieden. Von Formkrise kann keine Rede sein", sagte die Rekordhalterin im alpinen Skisport am Mittwoch nach ihrem 407. Weltcup-Einsatz beim Riesenslalom im österreichischen Lienz. Annemarie Gerg bestand einen Tag nach ihrem Trainingunfall beim Sieg der Schwedin Anja Pärson vor der Österreicherin Nicole Hosp und der Slowenin Tina Maze den Härtetest dank einer Spezialmanschette an der linken Hand mit Bravour.
Nach nur zwei Stunden Schlaf ("Es hat so weh getan"), war die Lenggrieserin als 29. drittbeste Deutsche hinter der auf Rang 27 platzierten Anja Blieninger (Altenau). "Nun kann ich wieder Vollgas geben, denn nun weiß ich, dass die Schiene hält", sagte sie und lächelte sogar wieder, ehe sich zum Training für den Slalom an diesem Donnerstag verschwand. "Ich will unbedingt starten", sagte sie.
Gerg in der Erfolgsspur
Annemarie Gerg fuhr nach ihren Slalom-Plätzen vier und fünf als derzeit beste deutschen Skirennläuferin in der Erfolgsspur. Kein Wunder, dass sie nach dem Malheur Tränen in den Augen hatte. "Ich habe gedacht, der Daumen ist ab, so weh hat es getan. Mir ist richtig schlecht geworden", sagte die 30-Jährige über ihren Zusammenprall mit der Torstange beim Riesenslalom-Training. Schon nach dem ersten Schreck hat sie sich damit getröstet, dass sie in dem vom Verletzungspech gebeutelten deuschen Alpin-Team weit besser davongekommen ist, als ihre Mannschaftskolleginnen Hilde Gerg und Maria Riesch.
"Ich habe mir gesagt, das Knie ist heil geblieben und die Hand heilt bis Turin bestimmt wieder." In vier Wochen wird Annemarie Gerg wieder ohne die schützende Plastikschiene Ski fahren können. Ihre entfernte Verwandte Hilde hat die Karriere beenden müssen; Maria Riesch wird nach ihrem zweiten Kreuzbandriss erst im nächsten Winter wieder dabei sein.
Auch Annemarie Gerg ist nur knapp am Olympia-Aus vorbeigerutscht. "Ich hatte Glück im Unglück, dass ich nicht operiert werden muss. Dann wäre es vorbei gewesen", sagte sie. Nun fährt sie mit Manschette und legt in der Nacht einen Gips an. Für die couragierte Vorstellung gab es ein dickes Lob von Walter Vogel, dem Alpin-Chef des Deutschen Ski-Verbandes (DSV): "Das war ein starker Einsatz. Das spricht für sie."
Da der Hang hinab vom Lienzer Hausberg Hochstein nicht zu den steilsten im Weltcup-Zirkus zählt, verlor Annemarie Gerg schon beim Start wertvolle Zeit. "Beim Anschieben war es blöd, denn da konnte ich nicht richtig zupacken", sagte sie. Bei immer heftigerem Schneefall behielt Anja Pärson den Durchblick. Die Schwedin lag in 2:09,94 Minuten vor der Österreicherin Nicole Hosp (2:10,15) und Tina Maze (Slowenien/2:10,34). Die Titelverteidigerin übernahm damit mit 540 Punkten auch die Führung in der Weltcup-Gesamtwertung vor Janica Kostelic (Kroatien/532).
Volker Gundrum/DPA