Austrian Freeski Open Kampfzwerge mit Flugerfahrung

Am Kitzsteinhorn in Kaprun gingen die achten Austrian Freeski Open mit den Siegsprüngen des neuseeländischen Fashionvictims Jossi Wells zu Ende. Im Vordergrund der Freeski Events standen nicht Punkte und Haltungsnoten, sondern der Ausdruck von "Personality".

"Besonders groß sind die Fahrer nicht!" raunt ein Zuschauer des diesjährigen Austrian Freeski Open beim Anblick der "Rider". "Das kommt, weil die bei der Landung immer so zusammengestaucht werden!" ergänzt sein Kollege die tiefsinnigen Betrachtungen. Gemeint sind Männer, die auf Skiern über Geländer und Kicker springen und sich dabei in der Luft mehrfach um die eigene Achse drehen. In der Tat sind die Jungs selten über einssiebzig. Kampfzwerge in bunten Schlumpfkostümen. Die Hosenböden, egal ob Skihose oder Jeans, hängen zwischen den Knien, die Jacken enden kurz darüber. Dazu trägt der "Freeskier" Sonnenbrillen mit intellektuellem Touch und Übergröße. Anders gestylt als diese Überdosis optischer Lockerheit ist nur der Sieger des hoch dotierten Slope Style Spektakels: Jossi Wells. Zur Fahrerbesprechung, dem Player´s Meeting, präsentiert er sich in einem schwarzen, kurzen Trenchcoat wie frisch vom Laufsteg gestiegen. Für das Styling seiner Kollegen hat er nur ein lapidares: "Die sehen doch alle gleich aus" übrig. Der Neuseeländer gewann souverän den Wettbewerb: "Ich bin super-stoked über diesen Sieg", meinte der Atomic-Fahrer. "Das Rail hat Spaß gemacht und der Kicker war echt dope, einfach gut! Jossi, auch Sieger des Superpipe Dew Cup, legte einen Rodeo 450 auf die Rails und vollendete seinen Run mit einem Double Cork 1260 Mute.

Zweiter wurde der Australier Russel Henshaw, der noch in der Nacht vor dem Event von Dreharbeiten an einem Freeride Film aus Zürich eingeflogen worden war. Dritter ist JF Houle aus Canada. Den Titel "Österreichischer Meister" trägt ab sofort Tommy Hupfauf, der das Finale zwar als einziger Österreicher aber auch als Zehnter und Letzter bestritt. Trotz des offensichtlichen Selbstbewusstseins und der auffällig modischen Aufmachung ist Jossi Wells für seine Mitstreiter in erster Linie Freund und kein Konkurrent. Freunde hat man reichlich in der Freeski, Skate, Surf, Bike und Freeride Community. Feinde hat man, wenn überhaupt, nur unter Snowboardern.

Mehr Style für den Brettersport

"Freeski und Freeride", so ist sich Veranstalter Martin "MyFly" Winkler sicher, hat das Skifahren aus einer Talsohle geholt. Neues künstlerisches Design und Skier mit vorne und hinten aufgebogenen Enden, die Twintips, waren für die Renaissance ebenso wichtig wie die Helden, die diese Ski über die Hindernisse springen. Wichtig ist auch der Ausdruck des Spirits, des Lebensstils, den die unverbogenen Sportler als Vorbilder rüberbringen. Beim Freesport geht es nicht um Konkurrenz. Man zeigt sich gegenseitig wie man ein Hindernis überwindet, ein Geländer runter rutscht. Die Fahrer freuen sich buchstäblich über die Leistung der Anderen, jeder gelungene Sprung wird lautstark bejubelt.

Austrian Freeski Open

Martin Winkler - ‘McFly’ Zero Division GmbH +43 650 6235988 Email: info@austrianfreeskiopen.com www.zerodivision.com

Die Videos vom Event

Diese gelebte Individualität bringt ihre eigenen Gesetze gleich mit. Freeski Events gehören zu den Sportereignissen, die weder von einem alteingesessenen Verband noch von einem Brand, einer Marke, sprich der Industrie organisiert und gesponsert werden. Es sind die Rider selbst, die die Initiative ergreifen und die Sportevents auf die Beine stellen. Der Organisator der Austrian Freeski Open, Martin "McFly" Winkler, war noch als Freestyler aktiv, als er vor acht Jahren den ersten Austrian Open ins Leben rief. Das Wettkampfformat wie bei den Austrian Freeski Open zollt diesem Bedürfnis nach Individualität Respekt. Die verbandsgesteuerte Reglementierung dieser "Freesports" ging in der Vergangenheit stets nach hinten los. So wurde z.B. das Buckelpistenrennen, einst auch ein Freesport, so unter das Diktat des rechten Winkels, sprich der aufrechten Sprünge und der vorgegebenen Kleidung gestellt wurde, dass buchstäblich die Athleten ausblieben. "Ein Helikopter, ein 360er, musste ganz gerade gesprungen sein, sonst gab es Punktabzug. Dabei ist es viel schwieriger, von der Achse weg zu springen." Bei den Austrian Freeski Open sind die Achsenverschiebungen so vielfältig wie die teilnehmenden Nationalitäten. Viele der Jungs kommen aus Nordamerika, Australien und, wie Jossi Wells aus Neuseeland. Die abschließende Party des Events fand in einer mittelalterlichen Burg statt. Sieger Jossi Wells zeigte sich sichtlich beeindruckt von dem altehrwürdigen Gemäuer: "Ich bin über einen echten Burggraben zu einer echten Burg gewandert, das kannte ich bisher nur aus Büchern. Eigentlich hatte ich gehofft, da wären Haie und Krokodile drin, aber auch ohne die ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen."

Marina Kramper

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema