Auf dem Mars sind kleine grüne Männchen. Sie tragen Wanderrucksäcke und Spazierstöcke. Sie sind deutlich zu sehen - auf Google Earth. Das Globusprogramm des Suchmaschinenriesen erlaubt in seiner neuen Version 5.0 auch einen Besuch bei unserem Nachbarplaneten. Wie toll es dort ist, geht im Moment leider etwas unter, weil Google die öffentliche Aufmerksamkeit vor allem auf die ebenfalls neuen Inhalte über die Ozeane der Erde lenkt.
Am Montag hatten die Kalifornier Firma Google Earth 5.0 weltweit zunächst der Presse vorgestellt. Um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde dann mit viel Brimborium und dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore als Stargast die Software in 40 Sprachen zum weltweiten Download freigegeben.
Inzwischen ist die Software für jedermann zugänglich. Auf geht's zu einer Rundreise durch die neuen Gefilde von Google Earth, um die Versprechen des Hersteller zu prüfen und zu erkunden, was es noch zu entdecken gibt.
Blau schimmern die Ozeane
Hat sich der blaue Erdball nach dem Start des Programms erst einmal aufgebaut, fällt beim Heranzoomen als erstes die jetzt animierte und transparente Wasseroberfläche auf. Von dieser hatte Google bei der Präsentation des Programms bereits so geschwärmt. Unter den schicken Wellen herrscht allerdings blaue Tristesse. Abgesehen von den Oberflächenstrukturen des Meeresbodens gibt es hier nichts zu sehen. Die vielfältigen neuen Inhalte verstecken sich in den mehr als 20 neuen Layern - Informationssschichten -, die ein- und ausgeblendet werden können. Umfangreiche Angaben zum Leben in den Ozeanen, dazu Umweltinfos und auch Wassersporttipps. Spannend ist auch die Zeitreisefunktion, die Zugriff auf alte Satellitenaufnahmen bietet. Empfehlenswertes Beispiel: Las Vegas von 1950 bis heute. Für diese Neuerungen gilt: Die Erfahrung beim Ausprobieren deckt sich mit dem, was Google angekündigt hatte (mehr dazu im Artikel: "Google Earth taucht ab").
So schön der Mars
Das Highlight von Google Earth 5.0 ist nicht von dieser Welt: der Mars. Für das Modell unseres Nachbarplaneten wurden nach bewährtem Prinzip Oberflächenbilder auf eine 3D-Kugel gelegt. In diesem Fall stammen die Fotos nicht von Satelliten, sondern von Raumsonden, die den Planeten überflogen haben. Die Qualität und vor allem die Farben der Bilder schwanken teilweise stark. Die unterschiedlichen Quellen sind auf dem Flickenball deutlich zu erkennen. Dennoch setzt sofort das Gefühl ein, einen Planeten zu jonglieren, wenn man näher heranzoomt. So echt wirkt das Modell.
Installation von Google Earth
Einige stern.de-Nutzer hatten sich beschwert, dass Google unaufgefordert auch seinen Browser Chrome installieren würde. Dieser Vorwurf ist so nicht korrekt, dennoch ist er Installationsvorgang von Google Earth nicht optimal.
Wer unter earth.google.de den blauen Download-Button anklickt, kommt auf eine Folgeseite, wo die AGB für das Produkt nachzulesen sind. An dieser Stelle wird auch abgefragt, ob Googles Browser Chrome mitinstalliert werden. Die Voreinstellung lautet "ja", man muss also aktiv den Haken entfernen, um eine Chrome-Installation zu verhindern.
In jedem Fall wird danach nicht das Programm von Google Earth geladen, sondern der so genannte Google Updater. Diese Software soll alle Google-Produkte auf dem neuesten Stand halten und lädt ihrerseits dann Google Earth nach und installiert sie. Es ist sehr störend, dass nicht auch eine Lösung ohne den Umweg über den Updater angeboten wird, zumal das Programm ungefragt mit Windows mitstartet. Wer das nicht will, muss die Software per Hand wieder aus der Autostart herausklauben Dieses Vorgehen verfolgt Google schon länger, auch Google Earth 4.0 musste so installiert werden.
Wie bei Mutter Erde gibt es auch beim Google-Mars die einblendbaren Info-Layer. Die Auswahl ist gering, doch was geboten wird, ist spektakulär. Elf Marsmissionen - acht amerikanische, drei russische - lassen sich "vor Ort" nachvollziehen. Grundlegende Informationen zu jedem gelandeten Raumfahrzeug kommen von der Nasa, bisher nur in englischer Sprache. Dazu lassen sich die Wege einblenden, die verschiedene Erkundungsroboter auf der Oberfläche zurückgelegt haben. Auf ihren Touren haben "Opportunity", "Spirit" und "Sojourner" jede Menge Fotos in die Heimat geschickt - die zum Teil in Google Mars integriert wurden. Fantastisch sind vor allem die 360-Grad-Panoramen, die die Nasa aus den Bildern gebaut hat und in die der Betrachter regelrecht hineinstürzt. Die Fotos sind scharf, klar und zum Teil extrem hoch aufgelöst. Der Zoom fördert so Details des Marsstaubs zutage, zeigt fremdartige Bodenstrukturen und gewaltige Krater. Science-Fiction-Atmosphäre kommt auf, wenn die Marsroboter Spuren von sich selbst fotografieren: Reifenspuren im Staub zeugen von wuseligen Wendemanövern. Und die um die Landeplätze verstreuten Airbags, Fallschirme und Reste des Hitzeschilds erinnern an Raumschiffe, die auf fremden Planeten abgestürzt sind. Was ja irgendwie auch stimmt.
Dann sind da noch die kleinen grünen Männchen, die zumindest die Google-Version des roten Planeten bewohnen. Ein Mausklick - und neben den stilisierten Wanderern erscheint eine Sprechblase mit einem Artikel, der Auskunft über den entsprechenden Ort gibt. Die englischen Texte stammen aus dem Buch "A Traveller's Guide to Mars" von William K. Hartmann.
Skurril: Die für die Erde abgespeicherten Favoriten-Orte, zum Beispiel das eigene Haus, lassen sich auch für den Mars anklicken. Offenbar nutzt Google dasselbe Koordinatensystem. In den meisten Fällen befindet sich diese Adresse irgendwo inmitten roter Marswüste. Doch manchmal könnten dort auch kleine grüne Männchen warten.