Deutschland hat bei der EM in Litauen das Viertelifnale verpasst und damit auch die Olympischen Spiele 2012 in London. Mit Dirk Bauermann geht der Bundestrainer von Bord, eine Rückkehr von Dirk Nowitzki in die Nationalmannschaft ist ebenfalls unwahrscheinlich. Ein Umbruch steht also bevor, doch zunächst galt es das EM-Aus aufzuarbeiten.
Bei Nowitzki stand die Erkenntnis im Vordergrund, dass auch er keine Maschine ist und auf Knopfdruck Topleistungen abrufen kann. Selbstkritisch räumte er er ein, dass er nicht die Form hatte, um der Mannschaft so zu helfen, wie er es gerne getan hätte. Am Einsatz des Superstars lag es nicht, der 33-Jährige zerriss sich auf dem Feld förmlich und gab alles für sein Team.
Bauermann nimmt Nowitzki in Schutz
Allein es reichte nicht. Gegen die Empfehlung von Vielen hatte er sich entschieden, in Litauen zu spielen, obwohl er nach mehr als 100 NBA-Spielen und drei Wochen Dauer-Party im Anschluss an den NBA-Titel gar nicht in Topform sein konnte.
Bundestrainer Dirk Bauermann wies die Aussagen seines Superstars nach dem 75:84 gegen Litauen, dieser sei allein Schuld am Ausscheiden, daher vehement zurück. "Das ist doch absurd. Dass es sich Dirk überhaupt angetan hat, sich hier zwei Wochen lang verprügeln zu lassen, dass ist doch sensationell", sagte er.
Diskussion um die Gruppenauslosung
Die Enttäuschung über das Aus war allseits greifbar, auch wenn sich in die Trauer Frust über die ungerechte EM-Auslosung mischte. Mit Frankreich, Spanien, Litauen, Serbien, Türkei und Deutschland spielten sechs Top-Nationen in einer Zwischenrundengruppe, zwei mussten folglich frühzeitig die Segel streichen. Das sah auch Dirk Nowitzki so.
"Natürlich ist das sehr schade, vor allem wenn man sich die andere Gruppe hier in der Zwischenrunde anschaut. Ich glaube, wir gehören auf jeden Fall unter die Top Acht. Alle sechs Teams unserer Gruppe gehören eigentlich ins Viertelfinale und dann vielleicht noch zwei aus der anderen Gruppe", erklärte er.
Hinter den Kulissen gibt es daher zaghafte Versuche, für das olympische Qualifikationsturnier im Juli 2012 noch einige Wildcards zu verteilen. Wahrscheinlicher aber ist, dass Deutschland diesmal bei Olympia nicht dabei ist und sich auf den Neuaufbau konzentrieren kann.
Bauermann-Comeback möglich
Der wird dann ohne Bundestrainer Dirk Bauermann und Dirk Nowitzki gelingen müssen. Der Coach konzentriert sich nach acht Jahren nun zunächst voll auf seinen Job beim FC Bayern München. Eine Rückkehr zur Nationalmannschaft ist allerdings nicht ausgeschlossen. "Das war sicher nicht das letzte Mal, dass ich für die Nationalmannschaft verantwortlich war", kündigte Bauermann an. Ein Nachfolger soll erst in den kommenden Monaten bekannt gegeben werden.
Ob Nowitzki nach 141 Länderspielen noch einmal zurückkehrt ist sehr unwahrscheinlich. Als nächstes Ziel steht im kommenden Sommer die Qualifikation für die EM 2013 in Slowenien an. 2014 folgt die WM in Spanien, und auch Olympia hat die Nach-Nowitzki-Generation nicht ganz abgehakt. "In vier Jahren gibt es hoffentlich eine neue Chance", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik, ein weiterer wichtiger Mann für die Zukunft.
"Im nächsten Sommer ist eh nichts, bei der EM 2013 in Slowenien bin ich dann schon 35. Das muss man einfach mal abwarten. Aber ich möchte mich auf jeden Fall schon mal bei allen bedanken. Beim Verband, den Fans und den Journalisten. Aber ich werde dem deutschen Basketball auf jeden Fall erhalten bleiben. In welcher Funktion auch immer. Ich bin die Sommer ja immer in Deutschland, bereitete Nowitzki verbal seinen Abschied schon einmal vor. Neben Nowitzki wird wohl auch Chris Kaman in nächster Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.
Junge Leute machen Hoffnung
Trotzdem hat die DBB-Auswahl Perspektive, denn einige junge Akteure deuteten bei der EM ihr Potenzial an. Vor allem Robin Benzing machte in Litauen einen großen Schritt in Richtung internationale Spitze, auch Schaffartzik wird weiterhin eine gute Rolle spielen können.
Weitere junge Leute des EM-Kaders wie Philipp Schwethelm, Lucca Staiger, Tim Ohlbrecht oder Tibor Pleiß sind nun gefordert. Sie müssen sich weiter entwickeln und in Zukunft Verantwortung übernehmen. Nowitzki sieht für die Zeit nach ihm keineswegs schwarz. "Das sind gute Jungs, die, wenn sie weiter hart arbeiten, noch eine positive Entwicklung vor sich haben."
Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. "Mir ist um den deutschen Basketball absolut nicht bange", sagte Bauermann. "Wir haben durchaus etwas zu bieten", pflichtete ihm Verbands-Präsident Ingo Weiss bei. Nun sind die Spieler in der Pflicht, diese Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen.