Das Comeback von Dariusz Michalczwski macht die glücklichen Besitzer der 16.000 Eintrittskarten für die Hamburger Color-Line-Arena zu Wertpapier- Inhabern und lässt das ZDF in der Live-Übertragung am Samstagabend ab 22.00 Uhr von Einschaltquoten wie zu besten Klitschko-Zeiten träumen.
Universum-Chef Klaus-Peter Kohl rechnet fest damit, dass zehn Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen sitzen werden. "Große Kämpfe hatten wir schon oft, aber das ist die beste Veranstaltung, die wir je gemacht haben", versprach der 60 Jahre alte Chef von Deutschlands größtem Box-Stall vor der "Nacht der drei Weltmeisterschaften". Er hat sich Michalczewskis Versuch, wieder Champion zu werden, etwas kosten lassen und rund drei Millionen Euro für den einstmals besten Halbschwergewichtler der Welt überwiesen.
"Meine Batterie ist voll"
Der Deutsch-Pole, der jetzt wieder in Danzig lebt, glaubt, dass er ungeachtet seines reifen Alters von 36 Jahren und trotz seiner mittlerweile fast eineinhalbjährigen Ringpause noch jeden Cent wert ist. "Meine Batterie ist voll. Ich bin in Superform", versicherte Michalczewski vor seinem 50. Profi-Kampf, von denen lediglich einer verloren ging. Ausgerechnet in der Color-Line-Arena, seinem "Wohnzimmer", scheiterte er am 18. Oktober 2003 bei dem Versuch, Rocky Marcianos Weltrekord von 49 Profi-Siegen in Serie zu egalisieren.
Er habe im Vorfeld jener WM auf zu vielen "Hochzeiten" getanzt, bekennt der frühere Amateur-Europameister heute mit einigem Abstand. Diesen Fehler hat er diesmal nicht gemacht. Das ist wohl auch besser so gewesen, denn in Tiozzo steht ihm ein Mann gegenüber, der genauso ausgebufft wie er ist und mit einer Motivations-Spritze von ebenfalls drei Millionen Euro in den zu erwartenden harten Schlagabtausch geht.
Tiozzo siegessicher
"Ich bin seit fünf Monaten im Training. Auch mit meinem Gewicht habe ich keinerlei Probleme. Ich werde alles tun, um meinen Titel zu behalten", kündigte der 35 Jahre alte Franzose an. Tiozzo hat nur vier seiner 48 Kämpfe (2 Niederlagen) außerhalb Frankreichs bestritten. Als Nachteil sieht er das nicht: "Ein Boxring ist ein Boxring, egal wo er steht. Ich akzeptiere, dass der Kampf in Hamburg stattfindet. So wird der Druck umso mehr auf Dariusz lasten."
Zwei andere WM-Kämpfe des Abends stehen im Schatten des Michalczewski-Comebacks - sportlich mit Sicherheit zu Unrecht. Immerhin verteidigt ebenfalls im Halbschwergewicht Zsolt Erdei (21 Kämpfe/21 Siege) gegen den Argentinier Hugo Hernan Garay (23 Kämpfe/22 Siege) die WBO-Krone, die er am 17. Januar 2004 eroberte. "Diesmal konnte ich mich acht Wochen am Stück zusammen mit Fritz Sdunek vorbereiten. Das war ideal, viel besser als damals vor unserem ersten Kampf", berichtete der 29-Jährige. Erdei und Garay standen sich bereits am 8. Mai 2004 gegenüber. Damals siegte der Wahl- Hamburger knapp nach Punkten.
Im Bantamgewicht tritt der ebenfalls für Universum boxende, in seinen 16 Kämpfen bislang ungeschlagene Wladimir Sidorenko gegen WBA- Champion Julio Zarate (24 Kämpfe/21 Siege) an. "Ich verspreche, dass ich den Titel hole", erklärte der nur 1,62 Meter große Ukrainer selbstbewusst und setzt gegen den einen halben Kopf größeren Mexikaner auf seiner boxerischen Stärken. Die haben Sidorenko zu einem Geheimtipp unter den Box-Experten werden lassen.
Gert Glaner/DPA